Die Nordische Kombination bangt um ihre olympische Zukunft. Das IOC verschiebt die Entscheidung über das Programm 2030 auf die Zeit nach den Winterspielen 2026 in Mailand-Cortina. Für Österreichs Medaillenschmiede beginnt damit ein Wettlauf gegen die Zeit.

Ursprünglich wollte das Internationale Olympische Komitee bis Ende 2025 über alle Sportarten für 2030 entscheiden. Doch für die Nordische Kombination macht es eine Ausnahme. Die Disziplin muss bei den kommenden Spielen ihre Berechtigung unter Beweis stellen - oder sie verschwindet nach über 100 Jahren aus dem olympischen Programm.

Das Geschlechter-Problem: Nur Männer am Start

Der größte Kritikpunkt: Die Nordische Kombination ist 2026 die einzige olympische Sportart ohne Frauen-Wettbewerb. Das IOC hatte bereits die Aufnahme der Kombinierrinnen für 2026 abgelehnt. "Entweder die Kombiniererinnen kommen bei Olympia 2030 rein - oder die Nordische Kombination ist ganz draußen", warnt Sandra Spitz, Sport- und Eventdirektorin der FIS.

Für das IOC wäre eine komplette Streichung der einfachste Weg zur angestrebten Geschlechtergleichheit. IOC-Mitglied Karl Stoss schätzt die Chancen auf einen Verbleib bei nur 50:50.

Mangelnde Internationalität belastet die Sportart

Ein zweiter Schwachpunkt: Die Medaillen gehen meist nur an wenige Nationen. Norwegen, Deutschland und Österreich dominieren seit Jahren die Weltspitze. Die FIS argumentiert zwar mit steigenden Teilnehmerzahlen weltweit, doch das IOC zeigt sich skeptisch.

ÖSV verliert wichtige Medaillenquelle

Für den österreichischen Wintersport wäre ein Olympia-Aus dramatisch. Die Nordische Kombination gehört seit 1924 ununterbrochen zum olympischen Programm und brachte Österreich regelmäßig Medaillen. Ein Wegfall würde nicht nur die Erfolgsbilanz schwächen, sondern auch Nachwuchsförderung und Strukturen des ÖSV belasten.

Die heimischen Athleten müssen nun eine Doppelrolle übernehmen: Sie kämpfen um persönliche Bestzeiten und gleichzeitig als Botschafter für ihre bedrohte Sportart.

Die letzten Chancen in Italien

Mailand-Cortina 2026 wird zur Schicksalsolympiade. Das IOC wird jeden Aspekt unter die Lupe nehmen: Leistungen der Athleten, Zuschauerinteresse, mediale Präsenz. Der Weltverband FIS arbeitet fieberhaft an Lösungen - neue Wettkampfformate und verstärkte Frauenförderung sollen das Ruder herumreißen.

Während andere Sportarten im Dezember Gewissheit über 2030 bekommen, bleibt die Nordische Kombination in der Warteschleife. Jeder Weltcup, jede WM wird zum Werbetermin für die eigene Sache. Gelingt der Befreiungsschlag nicht, endet nach einem Jahrhundert eine olympische Ära.