Die EZB hat am Donnerstag die Zinsen zum zweiten Mal gesenkt (wie erwartet 25 bps) und die Fed folgt eine Woche später am 18.9. (ebenfalls 25 bps). Die Märkte reagieren positiv darauf – dennoch wird die Diskussion um die mögliche Übersteuerung durch die Notenbanken (also das Abwürgen der Wirtschaft durch Leitzinsen, die zu lange zu hoch waren) die Volatilität der Märkte hoch halten. Was geschieht nun?

Die (basiswertbedingte) deutlich gesunkene Inflation erlaubt vor allem der Fed, den US-Zinszyklus gewohnt flott zu beschreiten und so den Unternehmen wieder günstigeres Geld zu ermöglichen. So tief wie „vor Corona“ werden die Zinsen aber nicht sinken. Derzeit pendelt sich die Markterwartung bei 2,5% in der Euro-Zone und 3,0% in den USA ein. Diese Annahme wird u.a. von der 5-jährigen US-Inflationserwartung – nun 3,1% – bestätigt. Damit wäre der neutrale Zinssatz erreicht (voraussichtlich Ende 2025). Neutral bedeutet, dass damit das BIP-Wachstum weder unterstützt noch gebremst wird.

Was ist nun für die Aktienmärkte zu erwarten? Bislang wurden sinkende Leitzinsen stets von fallenden Aktienkursen begleitet. Das lag am stets ähnlichen Lagebild: konjunkturelle Tiefphase, hohe Arbeitslosigkeit, wenig Liquidität im Markt, der wieder angekurbelt werden sollte. Diesmal ist es anders: zwar auch konjunkturelle Tiefphase, aber dank des Liquiditätsüberschusses nach der Corona-Krise liegt die Arbeitslosigkeit auf niedrigem Niveau und auch das Wirtschaftswachstum ist, zumindest in den USA, moderat solide bei 3%.

Es ist daher durchaus denkbar, dass die Märkte diesmal anders verlaufen und die Anleger die Zinssenkung in den USA nicht als Bestätigung für schlechte Zeiten interpretieren, sondern als Startschuss für gute.

Das war die vergangene Woche - Asien: Japans BIP wuchs mit 2,9% ggü. Vorjahr weniger als erwartet (3,2%). Der Anstieg des Deflators (Inflationsdrucks) von 3,0% auf 3,2% sorgte zudem für einen negativen Wochenauftakt, der sich für den Nikkei jedoch dank der US-Daten letztlich in solides Plus wandelte. Auch Chinas Makrodaten enttäuschten (PPI sank von -0,8% auf -1,8% ggü. Vorjahr, der VPI lag mit 0,6% ebenfalls unter den Erwartungen eines steigenden Konsums). Chinas Handelsbilanz war hingegen erfreulich (stieg von 84,65 auf 91,02 Mrd.USD). Die geringe Import- in Relation zur Exportsteigerung (+0,5% vs. +8,4% in USD) deutet jedoch auf einen weiter fortgesetzten Rückgang der Produktion hin. Die Einzelhandelsumsätze lagen mit +2,1% ggü. Vorjahr deutlich unter jenen im Vormonat (+2,7%).

- Europa: Die Börsen in Europa profitierten (mit viel Vola) letztlich von der EZB-Entscheidung (Leitzinsen nun 3,5%) und den in Summe weiter verbesserten Makrodaten. Die EZB bekräftigte, für den weiteren Zinszyklus ausschließlich datenbasiert zu entscheiden. Im Zuge des EcoFin-Treffens wurde auch über Konjunkturprogramme diskutiert, um den wirtschaftlichen Anschluss an die USA und an China nicht zu verlieren. In Deutschland ist das Schnüren eines Konjunkturpaketes besonders schwierig, da der Haushalt 2025 kaum budgetären Spielraum dafür lässt.

- USA: Der VPI in den USA ist von 2,9% auf 2,5% gesunken. Damit gilt die Fed-Zinssenkung am 18.9. um 25 bps als fix. Dass der VPI nur aufgrund von Basiseffekten (Energiekosten waren vor 12 Monaten deutlich höher als aktuell) gesunken ist, zeigt die mit 3,2% unveränderte Kerninflation. Auch der PPI blieb mit 2,4% auf Vormonatsniveau. Das Verbrauchervertrauen stieg erneut auf nun 69,0 Zähler an, was auf ein erfreuliches Q4 hoffen lässt. Politisch relevant war die TV-Debatte zum Präsidentschaftswahlkampf, die Harris klar für sich entscheiden konnte. Solche Umfragen sind zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht viel mehr als ein Stimmungsbild.

Was die neue Woche bringt. Drei Zinssitzungen (Japan, China, USA) und der als gesichert geltende Start des US-Zinszyklus sind die dominanten Ereignisse in der kommenden Woche. Die ZEW Konjunkturdaten für Europa (insbesondere Deutschland) könnten die Stimmung dämpfen.

- Asien: Japans Handelsbilanz wird den weiteren Exportfokus aufzeigen. Relevant werden die japanweiten Inflationsdaten (Kerninflation könnte von 1,9% auf 2,0% steigen). Ob die BoJ am Freitag erneut einen Zinsschritt (von 10 bps) setzen wird oder pausiert, wird am Donnerstag die asiatischen Börsen beschäftigen. Die PBoC wird voraussichtlich die Leitzinsen unverändert bei 3,35% belassen.

- Europa: Die ZEW Konjunkturumfrage zeigt einmal mehr die sich verschlechternde Stimmung der Industrie in Deutschland (sinkt von 19,2 auf 17,2 Zähler; die EU bleibt mit 17,6 in etwa auf Vormonatsniveau). Dass der Erzeugerpreisindex (PPI) in Deutschland ggü. Vormonat erneut um -0,1% sinkt, bestätigt das.

- USA: DAS wichtige Ereignis ist der Beginn des US-Zinszyklus am 18.9. mit einem Zinsschritt von voraussichtlich 25 bps. Diese Erwartung ist bereits in Währung (USD sank ggü. EUR von 1,08 auf 1,10) und der Zinskurve (diese bleibt natürlich noch invers, bis das voraussichtliche Leitzinsniveau erreicht ist) eingepreist. Zuvor zeigen die Einzelhandelsumsätze (nur +0,20% ggü. Vormonat) und eine Industrieproduktion auf Vormonatsniveau, dass die Abkühlung der US-Wirtschaft weiter voranschreitet – das werden wir in Form eines niedrigeren BIP-Wachstums (dzt. 3,0% ggü. Vorjahr) aber erst in einigen Monaten sehen. Das FOMC-Protokoll wird besonders wichtig, da in diesem wohl ein Ausblick auf den weiteren Verlauf des US-Zinszyklus gegeben wird. Der Philly-Fed-Herstellungsindex steigt von -7,0 auf +2,4 Zähler und damit über neutral.

Fazit.

Es geht los in den USA. Mit 25 bps setzt die Fed ein erstes Zeichen für die Wirtschaft. Für einen starken Impuls wird dies dennoch (noch) nicht sorgen. Das Begleit-Statement der Fed sollte die weitere Zinspolitik erahnen lassen. Powell wird bekräftigen, die Fed handle „data driven“. Die Interpretation der Daten verbleibt bei der Fed.

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