Künstliche Intelligenz bleibt der wichtigste Treiber an der Wall Street – und der Nasdaq 100 profitiert deutlich davon. Trotz steigender Anleiherenditen und schwächerer Konsumwerte legte der Tech-Index am Freitag klar zu. Besonders die Halbleiterbranche zeigte Stärke, während China-sensible Konsumtitel unter Druck gerieten. Entscheidend ist dabei weniger der Tagesgewinn als die Frage: Wie stabil ist dieser KI-getriebene Aufwärtstrend?

KI-Fantasie schlägt Zinsangst

Der Nasdaq 100 legte am Freitag um rund 1 % zu und blieb damit deutlich stärker als der Gesamtmarkt. Hintergrund ist eine Kombination aus neuen KI-Hoffnungen und mehreren unternehmensspezifischen Nachrichten, die vor allem Tech- und Chipwerte nach oben zogen.

Während der Dow Jones durch den Kursrutsch bei Nike belastet wurde, profitierte der Nasdaq von sehr starken Zahlen bei Micron Technology und einer strategisch wichtigen TikTok-Vereinbarung rund um Oracle. Die Umsätze waren zudem deutlich erhöht: Grund war das sogenannte „Triple Witching“, also das gleichzeitige Auslaufen von Aktienoptionen, Index-Futures und Index-Optionen – ein Termin, der traditionell für hohe Volumina und schnelle Bewegungen sorgt. Hinzu kam eine rege Umschichtung im Vorfeld der Index-Neugewichtung, die am Montag greift.

Auffällig: Der Index konnte sich von den Anleihemärkten abkoppeln. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe stieg auf 4,13 %, doch die Technologiewerte ließen sich davon kaum bremsen. Der Markt scheint den Fed-Zinsschritt vom 10. Dezember – eine Senkung um 25 Basispunkte – weitgehend verarbeitet zu haben und fokussiert sich wieder stärker auf Gewinnwachstum.

Halbleiter vorne, Konsumwerte schwach

Die Kauflaune konzentrierte sich klar auf Halbleiter und Software, insbesondere auf Titel mit direktem Bezug zum KI-Infrastrukturausbau.

  • Micron Technology (MU): Der Speicherchiphersteller war der Star des Tages. Micron meldete für das erste Quartal 2026 einen Rekordumsatz von 13,6 Milliarden US-Dollar, ein Plus von 57 % im Jahresvergleich, und legte mit einer Prognose von 18,7 Milliarden US-Dollar für das laufende Quartal deutlich über den Erwartungen nach. Besonders wichtig: Das Management erklärte, dass die Produktion von High-Bandwidth-Memory (HBM), einer Schlüsselkomponente für KI-Rechenzentren, bis 2026 vollständig ausverkauft ist. Die Aktie sprang daraufhin deutlich nach oben und markierte neue Rekordstände.
  • Oracle (ORCL): Die Papiere legten kräftig zu, nachdem das Unternehmen den Abschluss bindender Vereinbarungen zu einem neuen US-Joint-Venture für TikTok mit Silver Lake und MGX meldete. Der Deal, dessen Abschluss für den 22. Januar 2026 geplant ist, sieht Oracle als Hüter der US-Nutzerdaten vor – und entschärft damit das Risiko eines Plattformverbots in den USA.
  • Western Digital (WDC): Der Speicher- und Festplattenspezialist profitierte von hohen Zuflüssen im Vorfeld seiner Aufnahme in den Nasdaq 100 zum Wochenbeginn. Indexfonds und ETF-Anbieter mussten sich bereits zum Freitag eindecken.
  • Nvidia (NVDA): Auch Nvidia zog an. Positive Kommentare von Analysten – unter anderem mit dem Hinweis, dass die Aktie im Verhältnis zum restlichen Halbleitersektor historisch günstig bewertet sei (Forward-KGV unter 25) – stützten die Nachfrage.
  • Lam Research (LRCX): Der Ausrüster für die Chipindustrie erreichte ein neues Allzeithoch, getrieben von steigenden Investitionsplänen großer Speicherchiphersteller. Das untermauert die Erwartung eines lang anhaltenden Investitionszyklus in KI-Hardware.

Auf der Verliererseite standen vor allem konsumorientierte Werte mit China-Fokus:

  • Nike (NKE): Der Sportartikelkonzern brach nach eigenen Angaben zu China um 17 % eingebrochenen Umsätzen deutlich ein und kappte seine Bruttomargenprognose wegen erwarteter Zollbelastungen von 1,5 Milliarden US-Dollar. Im Dow wog dieser Rückschlag besonders schwer, im Nasdaq 100 ist Nike zwar geringer gewichtet, sendet aber ein klares Warnsignal für China-abhängige Konsumwerte.
  • Weitere Konsumtitel: Auch andere zyklische Konsumwerte mit starker China-Exponierung gerieten unter Druck. Schwache Signale aus der chinesischen Nachfrage und Sorgen vor neuen Handelskonflikten drückten die Stimmung im gesamten Sektor.

Der Freitag verdeutlichte damit eine Spaltung: Während die „China-Konsumstory“ schwächelt, bleibt die „China-Produktion“ – sprich die globale Ausrüstung mit KI-Hardware – intakt.

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Technisches Bild und Marktmechanik

Technisch präsentierte sich der Nasdaq 100 robust. Der Index durchbrach im Tagesverlauf einen kurzfristigen Widerstand nach oben, was auf weiterhin aktiven Kaufdruck hindeutet. Der Relative-Stärke-Index (RSI) liegt mit 55,2 im neutral-positiven Bereich, ohne klare Überhitzungssignale.

Einige Eckpunkte zur aktuellen Lage:

  • Schlussstand Nasdaq 100 am Freitag: 25.346 Punkte, ein Plus von 1,31 %
  • Seit Jahresanfang: rund 20,8 % im Plus, nur knapp 3 % unter dem jüngsten 52-Wochen-Hoch

Damit bleibt der Index zwar in der Nähe seiner Höchststände, aber noch ohne extremen Abstand zu den gleitenden Durchschnitten – der 200-Tage-Durchschnitt liegt gut 6 % tiefer, was eine solide Aufwärtstendenz signalisiert, ohne in eine Übertreibung zu kippen.

Auffällig war die starke Aktivität institutioneller Anleger im Chipsektor. In Ausrüsteraktien wie Lam Research und Applied Materials sowie bei Speicheranbietern wurden große Kaufblöcke registriert. Das deutet auf eine gezielte Rotation hin: weg von reinen Software-Storys, hin zu Hardware, die die KI-Rechenzentren der nächsten Jahre überhaupt erst ermöglicht.

Die ungewöhnlich hohen Umsätze zum Wochenausklang sind zudem klar auf zwei technische Faktoren zurückzuführen:

  • Triple Witching: Der Verfallstag sorgte insbesondere in der letzten Handelsstunde für sprunghafte Volumenanstiege, als Optionen und Futures ausliefen und Positionen neu justiert wurden.
  • Index-Rebalancing: Im Vorfeld der am Montag wirksam werdenden Anpassung des Nasdaq 100 kam es zu umfangreichen Blocktrades. Titel wie Western Digital und Monolithic Power Systems verzeichneten überdurchschnittliche Nachfrage, da indexnahe Fonds ihre Bestände aufstocken mussten.

Makro-Hintergrund und Ausblick

Die Kursbewegungen spielten sich vor einem Umfeld gemischter Makrodaten ab. Der jüngste Zinsentscheid der Fed ist verdaut, die Renditen langer US-Anleihen sind zwar gestiegen, doch die Erwartung kräftigen Gewinnwachstums bei KI-Profiteuren überlagert aktuell den Zinsdruck. Spannend ist vor allem der thematische Wandel: Marktteilnehmer richten ihren Blick zunehmend von „generativer KI“ auf „Agentic AI“ – also Systeme, die eigenständiger handeln und komplexere Aufgabenketten übernehmen können. Oracle verweist in aktuellen Berichten explizit auf diesen Trend, was die hohe Bewertung von Infrastruktur- und Plattformwerten zusätzlich stützt.

Gleichzeitig verschärft sich die Trennung zwischen Gewinnern und Verlierern der China-Entwicklung. Unternehmen, die von chinesischer Konsumnachfrage abhängen, wie Nike, kämpfen mit schwächeren Zahlen und Zollrisiken. Chip- und KI-Konzerne, die primär an globalen Infrastrukturprojekten verdienen, werden dagegen bislang kaum ausgebremst.

Für Montag, den 22. Dezember, ist mit einem unruhigen Handelsstart zu rechnen. Die offizielle Neugewichtung des Nasdaq 100 tritt dann in Kraft, Western Digital und Monolithic Power Systems werden endgültig in den Index integriert und verändern die Gewichtungsstruktur. Kurzfristige Schwankungen durch Gewinnmitnahmen nach dem volumenstarken Verfallstag sind möglich, doch der übergeordnete Trend bleibt vorerst von der anhaltenden KI-Investitionswelle geprägt, angeführt von Halbleiter- und Hardwarewerten.

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