Raiffeisen Capital Management ist eine Fondsgesellschaft, die sich dem ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz verschrieben hat. Heißt, es wird nicht nur - wie von der Regulatorik bisher vorgesehen - aufs E beim ESG (Environmental, Social und Governance / Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) geachtet, wenn es darum geht, ob eine Aktie ins Portfolio kommt oder nicht. Die Folge dessen ist auch ein verstärktes Engagement von Raiffeisen bei den Portfolio-Kandidaten und -Mitgliedern: von der entsprechenden Stimmrechtsausübung bei der Hauptversammlung bis zum regelmäßigen persönlichen Austausch mit diesen Unternehmen, um den Weg gen mehr Nachhaltigkeit zu begleiten.

Regulatorik und Co sorgen natürlich in der Fondsgesellschaft für höhere Kosten, die positiven Konsequenzen daraus sieht Fondsmanagerin Reich in einer sich daraus ergebenden höheren Transparenz.

Im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens ist aber klar, dass auch die (EU-)Regulatorik beim S und beim G noch (großen) Handlungsbedarf hat. Reich vermisst die „holistische Sichtweise auf das Thema“.

Ein Punkt, der bei Raiffeisen bereits als großes kommendes Thema identifiziert wurde, ist der Bereich der Landwirtschaft - für etwa ein Viertel der CO2-Emissionen zuständig. Dass der Bereich Nahrungsmittel in Bewegung ist, zeigt der Blick in die Vergangenheit: Vor rund 40 Jahren eröffnete die erste Mac Donald’s-Filiale in Wien. Heute sind es Veggie-Burgerläden. Und Insekten dürfen Nahrungsmitteln zugesetzt werden. Was wird in Wien in 40 Jahren aufsperren: ein ANGST – Astronauten-Nahrungs-Gasthaus – oder gehen wir zum IS Insekten-Spezialitäten?

Was es auch immer ist, für Reich ist klar, dass sich etwas ändern muss. Denn der in den letzten Jahren immer größer werdende Fleischverzehr der Menschheit, wird durch das Bevölkerungswachstum nochmals befeuert: 2050 soll es rund 10 Milliarden Menschen geben. „Heißt, hier braucht es Innovation“, sagt Reich, auch wenn bereits jetzt immer mehr Regalmeter in den Supermärkten mit pflanzenbasierten Lebensmitteln gefüllt sind: „Auch kultiviertes Fleisch und Insekten werden Teil dessen sein, was uns die Innovation in diesem Bereich bringen wird.“ Reich warnt aber davor, sich in Bezug auf Nachhaltigkeit nur das Endprodukt anzusehen, gibt es in der Wertschöpfungskette vom Saatgut bis unseren Kühlschrank doch Verluste von rund 40 Prozent. Und es geht Reich um den Ressourceneinsatz: 70% des Frischwassers wird in der Landwirtschaft eingesetzt. „Das Essen auf unseren Tellern ist durch viele Faktoren bestimmt, die einander bedingen und deshalb muss es ein ganzheitlicher Blick sein.“

Um die Nestlés, Unilevers und andere dieser Welt muss man sich trotzdem keine Sorgen machen. Klar, so Reich, werden ein paar neue Spieler im Supermarkt auftauchen, die großen Geldgeber der Nahrungsmittel-Startup-Szene sind aber Nestlé und Co.

Wie bei der Energiewende ist in diesem Bereich auch die Regulatorik gefordert. Die noch sehr ‘verhalten’ agiert: Kultiviertes Fleisch wurde in Singapur im Jahr 2020 zugelassen; das erste zellbasierte Huhn in den USA im Herbst 2022. Es gibt aber auch Gegenwind. Italiens Regierung hat kultiviertes Fleisch zum Erhalt von Viehzucht und Landwirtschaft verboten. Für Reich ist ohnehin klar: „Manche Dinge sind noch in den Kinderschuhen und zeigen, dass künftig noch viel Innovationskraft notwendig ist.“

Reichs Ideen fließen auch in den Raiffeisen Nachhaltigkeit Europa Aktienfonds ein - siehe hier. Zwei Beispiele für entsprechende Portfoliomitglieder: DSM (Nahrungsergänzung und -zusatzstoffe, Aromen) und Novozymes (Forschung und Vermarktung von Enzymen und Mikroorganismen). Mehr gibt’s im Podcast hier. Mehr zu Raiffeisen Capital Management https://www.rcm.at

 

 

Aus dem Börse Express PDF vom 21.04.2023 

Screen 21042023

 

 

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