Mythos Gold - Das Edelmetall nähert sich dem Allzeithoch
08.11.2023 | 13:59
Gold ist wahrscheinlich das älteste Investment der Welt und in der Geschichte der Menschheit seit tausenden Jahren bedeutend. Schon früh setzte man es in Form von Münzen als Zahlungsmittel ein. Auf diese Weise ist die Wahrnehmung über seinen Wert im Lauf der Jahrhunderte stetig gewachsen. Im 19. und 20. Jahrhundert war der größte Teil des globalen Währungssystems über weite Strecken an Gold gekoppelt, indem es als Deckung des Papiergeldwerts diente.
Der Wert des Goldes
Rein ökonomisch ist der Wert von Gold kaum zu bestimmen. Verwendet wird es vor allem in der Schmuckindustrie sowie für Barren und Münzen.1 Zwar kommt das Edelmetall auch in elektronischen Geräten zum Einsatz, aber der darauf entfallende Anteil ist gering.2 Für ein Investment in Gold ist zu beachten, dass es kein Produktivkapital darstellt und damit im Zeitablauf weder Zins noch Dividende erwirtschaftet. Ein wichtiges Argument für Gold ist jedoch die Wertbeständigkeit. Denn als Sachwert ist es bekannt dafür, langfristig die Kaufkraft zu erhalten. Einer bekannten Börsenweisheit zufolge hatte eine Unze Gold schon über Jahrhunderte den etwa gleichen Gegenwert eines qualitativ hochwertigen Herrenanzugs und der dazugehörigen Schuhe.3 Hinzu kommt die historische Bedeutung des Edelmetalls als Anker des Geldwertes, der emotionale Wert in Schmuckstücken und die praktisch ewige physische Haltbarkeit.4
Krisen, Inflation und Zinsen
Sowohl in US-Dollar als auch in Euro notierte Gold zuletzt nur wenige Prozent entfernt von seinem Allzeithoch. Seit April 2020 bewegte sich der Kurs in einer Spanne von rund 1600 bis 2075 US-Dollar, dem bisherigen Rekordpreis.5 Seit Beginn des Jahres 2022 gab es drei Ereignisse, bei denen diese Marke angesteuert wurde: Der Kriegsbeginn Russlands in der Ukraine im Februar 2022, die Gefahr einer neuen US-Bankenkrise im März 2023 und zuletzt die Terroranschläge der Hamas und die darauffolgende Kriegserklärung von Israel. Diese Reaktionen untermauern den Status als „sicherer Hafen“ in Vertrauenskrisen und geopolitisch unsicheren Zeiten.
Doch auch abseits der genannten Krisenherde fällt auf, dass der Goldpreis auf Sicht von zwei Jahren gestiegen ist. Und das, obwohl die Zentralbanken in den USA und Europa die Zinsen in diesem Zeitraum schnell und deutlich erhöhten. Eine Erklärung könnte die alte Börsenweisheit sein, dass „Gold die Inflation riecht“. Dazu passen die weitaus höheren Inflationsraten der letzten zwei Jahre im Vergleich zur vorherigen Dekade. Wirklich relevant ist aber die Kombination aus Nominalzins und Inflation, der Realzins: Da Gold wie beschrieben keine Cashflows generiert, bewegt sich sein Kurs tendenziell umgekehrt zu den realen Zinsen.4 Liegen also die Renditen von Staatsanleihen höher als die Inflationsraten, was zuletzt in den USA der Fall war, gewinnen Anleihen an Attraktivität, während für das Halten von Gold höhere Opportunitätskosten entstehen. Zudem erstarkte auch der US-Dollar im Vergleich zu anderen Währungen. In der Regel ist das eine zusätzliche Belastung für das Edelmetall. Denn ein stärkerer Dollar bedeutet höhere Preise für internationale Käufer.
Umso erstaunlicher ist es deshalb, dass sich der Goldpreis zuletzt widerstandsfähig zeigte. Laut der Studie "What Drives Gold Prices?", der Federal Reserve Bank of Chicago aus dem Jahr 2021, ist Gold als Absicherung gegen Inflation relevant, reagiert empfindlich auf die langfristig erwarteten Realzinsen und gilt als Schutz gegen schlechte wirtschaftliche Zeiten. Am deutlichsten zeigte sich dabei der beschriebene Einfluss der Realzinsen.6 Der Kurs sollte demnach in inflationären Zeiten steigen, wenn die Zentralbanken mit ihrer Zinspolitik nachlässig sind oder wenn Anleger:innen das Vertrauen verlieren, dass man die Inflation wieder unter Kontrolle bringen wird.4
Gold ist noch aus anderen Gründen interessant. Hier ist vor allem die langfristig geringe Korrelation mit Aktien zu nennen.7 Deshalb ermöglichte das Edelmetall in der Vergangenheit ein hohes Potenzial zur Diversifikation im Portfolio um in turbulenten Marktphasen Schwankungen ausgleichen zu können. Einer Studie des Forschungsnetzwerks SSRN zur Folge halten Großanleger:innen im Mittel 1,7 Prozent Gold der Portfoliowerte, wobei die Unterschiede zwischen einzelnen Institutionen sowie im Zeitablauf recht groß sind.8

Zentralbankenkäufe auf historischem Hoch
Ein weiterer Vorteil von Gold ist, dass abseits eines physischen Diebstahls kein Ausfallrisiko wie bei einzelnen Aktien und Anleihen besteht. Damit ist ein höheres Vertrauen in die langfristige Werthaltigkeit verbunden. Das könnte auch ein Motiv für Zentralbanken sein, neben Währungsreserven vermehrt auf Gold zu setzen. Im vergangen Jahr haben die Zentralbanken 1.081 Tonnen Gold gekauft, mehr als jemals zuvor.9 Damit war 2022 das Jahr mit den höchsten Käufen seit Beginn der Aufzeichnungen 1950.10 Dieser Trend setzte sich in der ersten neun Monaten 2023 fort. Die Zentralbanken haben in diesem Jahr bereits netto 800 Tonnen Gold gekauft, 14 Prozent über dem Wert des Vorjahrvergleichszeitraums und so viel wie nie zuvor in den ersten drei Quartalen. Physisch besicherte ETF´s zeigen dagegen seit sechs Quartalen Mittelabflüsse.11,12 Doch hier könnte die Stimmung drehen, sollte der Goldpreis öffentlichkeitswirksam in Richtung des Rekordhochs oder darüber hinaus steigen. Auch die weiter schwelende Schuldenproblematik in den USA und die Gefahr einer Stagflation könnten Gold als altbewährte Wertanlage wieder in den Vordergrund rücken.13
Neben Chancen auch Risiken
Doch der Goldpreis ist nicht immer stabil, wie viele Anleger:innen vermuten. Im Gegenteil: Das Edelmetall durchlebt Zyklen von Boom und Bust.14 Das liegt auch daran, dass der Preis so, wie er in Krisen in der Regel steigt, bei einer Entspannung der Lage oft wieder fällt. Ein anderes Risiko ist die anhaltende Förderung. Jedes Jahr werden tausende Tonnen des Edelmetalls aus der Erde geholt. Allein im Jahr 2022 waren es weltweit rund 3.100 Tonnen.15 Insgesamt wurden bisher 208.874 Tonnen gefördert.16 Würde man das in einen großen Würfel gießen, so hätte dieser eine Kantenlänge von rund 22 Metern. Dieser Brocken aus purem Gold wäre zum Kurs von 1985 US-Dollar je Feinunze rund 13,2 Billionen US-Dollar wert.

Glänzende Beimischung
Insgesamt könnte Gold also vor allem zur Diversifikation im Portfolio interessant sein. Eine Möglichkeit dazu ist der Kauf von physischem Gold als Einmalinvestment in Form von Barren und Münzen. Diese können in Österreich ohne Umsatzsteuer erworben werden. Eine große Auswahl an Goldmünzen sowie Barren und deren aktuelle Preise finden Sie im Investment Center der Erste Bank und Sparkasse.
Für Anleger:innen, die jedoch mit regelmäßigen Beträgen einen Goldschatz aufbauen möchten, besteht mit dem s Gold Plan der Erste Bank und Sparkasse die Möglichkeit, schon ab 50 Euro im Monat in Gold zu investieren. Mit jeder Einzahlung erwirbt man dabei physisches Miteigentum an Goldmünzen oder Barren. Zur Auswahl stehen der Wiener Philharmoniker 1 Unze, der Wiener Philharmoniker ½ Unze und der Goldbarren 100 Gramm. Dabei besticht der s Gold Plan durch ein hohes Maß an Flexibilität, denn Einzahlungen können jederzeit beliebig erhöht, reduziert oder ausgesetzt werden. Auf Wunsch ist zudem die physische Auslieferung ab einer Goldmünze oder einem Barren möglich. Ganze Stücke oder Teilstücke können zudem jederzeit verkauft werden. Darüber hinaus können sie aktuell 20 Prozent auf die Transaktionsgebühr sparen*.
Zu beachten gilt, dass sich bei Anlagen in Gold neben dem direkten Kursrisiko auch der Wechselkurs des US-Dollar zum Euro verändert, wodurch zusätzliche Gewinne oder Verluste entstehen können. Zudem sollten Anleger:innen die Behaltefrist von einem Jahr im Auge behalten, nach der Gewinne von Barren und Münzen im Privatbesitz steuerfrei sind.