Männer sterben früher, gehen seltener zum Arzt und begehen dreimal häufiger Suizid. Während heute der "Movember" beginnt, zeigen aktuelle Zahlen: Das Stigma um Männergesundheit kostet Leben.

Die Statistiken sind alarmierend. Männer leben im Schnitt fünf Jahre kürzer als Frauen - 78,9 Jahre gegenüber 83,5 Jahren. Drei von vier Suiziden werden von Männern begangen. Trotzdem nutzt nur jeder fünfte Mann die Krebsvorsorge.

Vorsorge? Nein, danke!

Die Zahlen sprechen für sich: Nur 20 Prozent der anspruchsberechtigten Männer gingen 2023 zur Prostata- und Hodenkrebsvorsorge. Bei der Haut- und Darmkrebsvorsorge waren es sogar nur fünf Prozent.

Die IKK Südwest dokumentierte diese dramatischen Teilnahmequoten Ende 2024. Ein leichter Anstieg nach Corona reicht bei weitem nicht aus. Besonders jüngere Männer scheuen den Arztbesuch wie die Pest.

Warum? Experten sehen drei Hauptgründe:
- Traditionelle Männlichkeitsbilder, die Schwäche verbieten
- Angst vor einer möglichen Diagnose
- Gesellschaftlicher Druck, immer "stark" zu sein

Das Schweigen kostet Leben

17,9 Männer pro 100.000 Einwohner nehmen sich das Leben - fast dreimal so viele wie Frauen. Eine erschreckende Zahl, die das wahre Ausmaß der Krise zeigt.

Dabei bewerten drei Viertel der Männer ihre psychische Gesundheit als positiv. Der Widerspruch? Männer zeigen Depression anders: durch Aggression, Reizbarkeit oder Risikoverhalten. Diese Warnsignale werden oft übersehen oder fehlgedeutet.

Das Problem: Über Gefühle sprechen gilt als unmännlich. Hilfe suchen als Schwäche. Ein fataler Irrglaube, der täglich Leben kostet.

Digitale Hoffnung

Neue Ansätze setzen auf niedrigschwellige Online-Beratung und Apps. Das Männer-Hilfetelefon bietet anonyme Unterstützung. Organisationen wie die Caritas bauen ihre digitalen Angebote aus.

Die Deutsche Gesellschaft für Mann und Gesundheit fordert einen kompletten Kulturwandel. Movember-Kampagnen nutzen spielerische Ansätze, um ernste Themen zu enttabuisieren.

Der Plan: Krankenkassen sollen Männer gezielter ansprechen. Erinnerungssysteme und maßgeschneiderte Kommunikation könnten den Durchbruch bringen.

Das Ziel ist klar - die fünf Jahre Lebenserwartung zurückgewinnen. Dafür muss eine ganze Gesellschaft umdenken. Nicht nur die Männer selbst.