Die Republik Moldau setzt ein klares Zeichen: In Zeiten wachsender Cyberbedrohungen schließt das Land eine strategische Partnerschaft mit dem EU-Mitglied Rumänien. Am 5. November unterzeichneten in Chisinau das moldauische Nationale Institut für Innovationen in Cybersicherheit (Cybercor), die Technische Universität Moldau (UTM) und das Nationale Koordinierungszentrum für Cybersicherheit Rumäniens (NCC RO) ein wegweisendes Kooperationsprotokoll. Die Botschaft ist eindeutig: Moldau will seine digitale Infrastruktur schützen und gleichzeitig den Anschluss an europäische Standards beschleunigen.

Die Bekanntgabe erfolgte während der internationalen Konferenz CyberCon Moldova 2025 – ein bewusst gewählter Rahmen für ein Abkommen, das weit über technische Zusammenarbeit hinausgeht. Denn für Moldau steht die Cybersicherheit mittlerweile ganz oben auf der nationalen Agenda, nicht zuletzt aufgrund der dramatisch gestiegenen Angriffszahlen seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.

Dreifacher Anstieg der Cyberangriffe

Die Bedrohungslage hat sich massiv verschärft. Seit Februar 2022 haben sich die Cyberattacken auf moldauische Institutionen mehr als verdreifacht. Diese Entwicklung macht das kleine Land zwischen Rumänien und der Ukraine zu einem verwundbaren Ziel in einem zunehmend digitalisierten Konfliktumfeld.

Kein Wunder also, dass die Regierung reagiert: Im Dezember 2023 wurde die Nationale Agentur für Cybersicherheit gegründet, die staatliche Schutzmaßnahmen koordiniert und kritische Infrastrukturen absichern soll – ganz im Einklang mit EU-Richtlinien wie der NIS2-Direktive. Vizepremierminister Eugen Osmochescu betonte auf der CyberCon-Konferenz, dass Moldaus digitale Widerstandsfähigkeit „eine durch Handeln, Kooperation und Vertrauen gefestigte Realität" sei.

Einheitliche Standards für beide Länder

Was bringt die neue Partnerschaft konkret? Im Kern geht es um den Aufbau gemeinsamer Ausbildungs- und Zertifizierungsprogramme, die in beiden Ländern anerkannt werden. Damit soll die kritische Lücke an qualifizierten Fachkräften geschlossen und ein einheitlicher Qualitätsstandard für Cybersecurity-Experten diesseits und jenseits des Pruth etabliert werden.

Ana Maria Busoianu, Direktorin des rumänischen Koordinierungszentrums, formuliert es so: „Unsere Zusammenarbeit zielt darauf ab, digitale Kompetenzen zu stärken und durch die Abstimmung zwischen akademischer Gemeinschaft und Privatwirtschaft einen einheitlichen Qualitätsrahmen in der Ausbildung sicherzustellen."

Geplant sind außerdem gemeinsame Hackathons, Konferenzen und Inkubatorprogramme. Ein besonderes Augenmerk liegt darauf, den Zugang zu europäischen Fördermitteln für gemeinsame Cybersicherheitsprojekte zu erleichtern – ein entscheidender Hebel für nachhaltige Entwicklung.

Europa als strategischer Partner

Die Allianz mit Rumänien ist nur ein Baustein in Moldaus umfassender Cybersecurity-Strategie. Die Europäische Union unterstützt das Land bereits intensiv, etwa durch das Projekt „Moldova Cybersecurity Rapid Assistance 2.0". Im Juli 2025 kam ein weiterer Meilenstein hinzu: Moldau erhielt Zugang zur EU-Cybersecurity-Reserve, die bei größeren Vorfällen schnelle Hilfe ermöglicht.

Bereits im Mai 2025 war eine Ergänzung zum Assoziierungsabkommen des Digital Europe Programms abgeschlossen worden – ein klares Signal, dass die EU Moldau als strategischen Partner im digitalen Raum betrachtet.

Auch die USA engagieren sich massiv: Über die Entwicklungsagentur USAID fließen finanzielle Mittel und Partnerschaften mit großen Technologieunternehmen, um die nächste Generation moldauischer Cybersecurity-Experten am Cybercor-Institut auszubilden. Im September 2024 kündigte Washington an, mit dem Kongress über zusätzliche 64 Millionen Euro für Moldaus Cyberkapazitäten und Logistikinfrastruktur zu verhandeln.

Ein Blick in die Zukunft

Was bedeutet diese Entwicklung langfristig? Moldau baut systematisch eine nachhaltige Talentpipeline und ein robustes institutionelles Gerüst für Cybersicherheit auf. Durch die Angleichung von Ausbildung und Zertifizierung an einen EU-Mitgliedstaat stärkt das Land nicht nur seine unmittelbaren Abwehrmechanismen, sondern sichert auch seine langfristige Kompatibilität mit dem europäischen digitalen Binnenmarkt.

Viorel Bostan, Rektor der Technischen Universität Moldau, sieht die Kooperation als direkten Katalysator für die europäische Integration: „Wir treten jetzt in eine neue Phase ein – die Schaffung einer gemeinsamen Community von Cybersecurity-Experten, die Modernisierung und Digitalisierung unseres Landes voranbringen wird."

Die gemeinsamen Aktivitäten für Studierende und Berufstätige sollen eine neue Generation von Spezialisten hervorbringen, die der sich ständig wandelnden Bedrohungslandschaft gewachsen sind. Gerade mit Blick auf die bevorstehenden Parlamentswahlen 2025 bleibt die Resilienz der digitalen Infrastruktur von höchster Bedeutung – zumal nach den massiven Cyberangriffen während der Wahlen im September 2025.

Die neue Allianz mit Rumänien kommt also zur rechten Zeit: Sie ist mehr als ein technisches Abkommen, sie ist ein Bekenntnis zu demokratischer Integrität und nationaler Sicherheit im digitalen Zeitalter.