Milliarden-Wette auf Wasserkraft: Wann platzt die China-Blase?

Milliarden-Wette auf Wasserkraft: Wann platzt die China-Blase?
Einen schönen Mittwochnachmittag aus dem Finanzmarkt-Epizentrum Frankfurt,
während Europa noch über die Verteilung von 500 Milliarden Euro Sondervermögen debattiert, spielen sich in Asiens Märkten dramatische Szenen ab: Super-Taifun Ragasa wütet durch Taiwan und China, BlackRock positioniert sich mit rätselhaften NAV-Meldungen neu, und Donald Trump überrascht mit einem spektakulären Ukraine-Schwenk, der die Märkte durcheinanderwirbelt.
Doch beginnen wir mit dem Elefanten im Porzellanladen – oder besser: dem Drachen im Glashaus.
Wenn die Natur zurückschlägt: Asiens Milliarden-Schaden
Ragasa ist kein gewöhnlicher Sturm. Mit Windgeschwindigkeiten von über 260 km/h hat der Super-Taifun eine Schneise der Verwüstung durch Taiwan gezogen, 17 Menschen getötet und nun Kurs auf Chinas Wirtschaftsmetropolen genommen. Was die Märkte aufhorchen lässt: Das Pearl River Delta, wo der Sturm heute auf Land traf, ist nicht irgendeine Region – es ist Chinas Werkbank mit 50 Millionen Einwohnern und der Produktionsstandort für einen erheblichen Teil unserer Elektronik.
Die Ironie der Geschichte? Während Hongkongs Börse heute erstmals unter extremen Wetterbedingungen weiterhandelte – ein Zeichen neu gewonnener "Resilienz" – mussten Hunderte Flüge gestrichen werden. Das 3,2-Milliarden-Dollar-IPO von Zijin Gold wurde kurzerhand verschoben. Die Botschaft ist klar: Auch die fortschrittlichste Infrastruktur kapituliert vor der Naturgewalt.
Besonders brisant: Die taiwanischen Behörden stehen unter Beschuss, weil sie die Bevölkerung nicht rechtzeitig vor den Überflutungen gewarnt haben. In Guangfu ertranken Menschen in ihren eigenen Häusern – ein Versagen, das Premier Cho Jung-tai nun untersuchen lässt. Für europäische Unternehmen mit Lieferketten in der Region könnte dies mehr als nur eine kurzfristige Störung bedeuten.
BlackRocks stille Revolution: Was die NAV-Zahlen wirklich verraten
Während die Welt auf Taifune starrt, vollzieht sich bei BlackRock eine bemerkenswerte Neupositionierung. Die gestern veröffentlichten Net Asset Values der Investment Trusts zeigen ein faszinierendes Muster: Massive Mittelzuflüsse in Rohstoff-Fonds (World Mining Trust: 674,77p pro Anteil), während Technologie-lastige Fonds stagnieren.
Der eigentliche Coup findet jedoch im Hintergrund statt. Die Übernahme von MarkMonitor durch Com Laude – ein 450-Millionen-Dollar-Deal, bei dem PX3 Partners federführend ist – zeigt, wohin die Reise geht: Kontrolle über digitale Markenrechte und Domain-Management. In einer Welt, in der jedes Unternehmen zur Tech-Firma wird, sind das die neuen Goldminen.
Was das mit BlackRock zu tun hat? Die Vermögensverwaltung ist einer der größten Anteilseigner bei PX3-Portfoliounternehmen. Es ist ein perfektes Beispiel für die stille Macht der Asset Manager: Sie kontrollieren nicht nur Billionen an Kapital, sondern zunehmend auch die digitale Infrastruktur der Weltwirtschaft.
Trumps Ukraine-Wende: Ein Schachzug oder Verzweiflungstat?
"Die Ukraine kann ihr gesamtes Territorium zurückerobern" – diese Worte von Donald Trump gestern Abend haben nicht nur Diplomaten, sondern auch Devisenhändler elektrisiert. Der Dollar verlor prompt an Stärke, während Rüstungsaktien durch die Decke gingen. Doch was steckt wirklich dahinter?
Der Kreml reagierte heute Morgen mit beißendem Spott. "Papier-Bären gibt es nicht", konterte Sprecher Dmitri Peskow auf Trumps "Paper Tiger"-Bemerkung. Die wahre Botschaft zwischen den Zeilen: Trump wäscht seine Hände in Unschuld und schiebt die Verantwortung Europa zu. "Die EU wird alles bezahlen", so die Interpretation russischer Nationalisten.
Für europäische Steuerzahler könnte das teuer werden. Schon jetzt diskutiert Berlin über ein 500-Milliarden-Sondervermögen für Infrastruktur und Verteidigung. Finanzminister Lars Klingbeil (nicht die Ampel-Koalition, wie fälschlicherweise berichtet) treibt das Projekt voran – doch die Umsetzung stockt bereits an banalen Problemen: Fachkräftemangel im Bausektor und überlange Planungsverfahren.
Die deutsche Stimmungskrise: Wenn Hoffnung zur Illusion wird
Der Ifo-Index hat es heute schonungslos offengelegt: Die erhoffte Konjunkturerholung ist vorerst abgesagt. Mit einem Rückgang auf 87,7 Punkte erlebt das deutsche Geschäftsklima den ersten Dämpfer seit einem halben Jahr. "Eine kalte Dusche", kommentiert Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer trocken.
Das Problem ist strukturell: Während die Industrie unter Zöllen und chinesischer Konkurrenz ächzt, explodieren gleichzeitig die Baupreise. Das geplante Sondervermögen droht in der Inflation zu verpuffen, warnt das IW Köln. Ein Teufelskreis: Mehr Geld führt zu höheren Preisen, nicht zu mehr Leistung.
Friedrich Merz nutzte die heutige Generaldebatte im Bundestag für eine bemerkenswerte Nicht-Rede: Kein Wort zu Trump, Russland oder Israel. Stattdessen vage Ankündigungen von "Gipfeltreffen" mit der Autoindustrie. Die Opposition wittert Wahlkampf, die Märkte gähnen.
Tech-Übernahmen als Zukunftswette
Während Deutschland hadert, gestalten andere die Zukunft. TeamSystem kauft Sellsy und baut damit seine Position im europäischen Markt für Unternehmenssoftware aus. I Squared Capital launcht mit ISQ OpenInfra eine Plattform für institutionelle Infrastruktur-Investments. Der Tenor: Wer jetzt nicht investiert, verliert den Anschluss.
Besonders pikant: Algolias neue "Intelligent Grocery Solution" zeigt, wohin die Reise im Einzelhandel geht. KI-gesteuerte Preissetzung in Echtzeit, personalisierte Angebote, vorausschauende Lagerhaltung. Die Zukunft des Einkaufens wird gerade neu erfunden – nur eben nicht in Deutschland.
Der Blick nach vorn
Die Märkte stehen vor wegweisenden Tagen. Morgen veröffentlichen die USA die Daten zum Auftragseingang langlebiger Güter – Analysten erwarten einen Rückgang um 2,8 Prozent. Ein weiteres Alarmsignal für die Weltkonjunktur? Am Freitag folgen die US-Inflationsdaten, die über das weitere Vorgehen der Fed entscheiden könnten.
Die wahre Story dieser Woche ist jedoch eine andere: Während Europa über Sondervermögen diskutiert und Planungsverfahren beklagt, verschieben sich die globalen Machtverhältnisse. China baut trotz Taifunen weiter, amerikanische Tech-Konzerne kaufen sich in die digitale Infrastruktur ein, und irgendwo in einem Büro in La Rochelle revolutioniert ein französisches Start-up gerade den Mittelstand.
Vielleicht ist es Zeit, dass wir in Europa weniger über Gipfeltreffen reden und mehr über Gründergeist. Die 500 Milliarden Euro Sondervermögen sind ein Anfang – aber ohne die Menschen und Ideen, sie umzusetzen, bleiben sie nur Zahlen auf dem Papier. Wie sagte ein kluger Banker heute Morgen zu mir: "Geld drucken können alle. Die Frage ist: Wer kann es noch in Werte verwandeln?"
Mit nachdenklichen Grüßen aus einem herbstlichen Frankfurt, wo die Blätter schneller fallen als der Ifo-Index,
Eduard Altmann
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Apropos strukturelle Trends: Während Europa in Bürokratie feststeckt, fließt weltweit Kapital in einen neuen Markt von über 600 Milliarden Dollar – die sogenannte Longevity-Industrie. Tech-Größen wie Jeff Bezos und Peter Thiel investieren längst Milliarden, um den Alterungsprozess aufzuhalten. Wenn Sie wissen wollen, welche börsennotierten Firmen an dieser medizinischen Revolution verdienen könnten, finden Sie hier den kostenlosen Spezialreport „3 Longevity-Aktien für bis zu 1.724 % Gewinn“.
P.S.: Die nächste Woche wird spannend – die EZB tagt, Apple stellt vermutlich neue Produkte vor, und in Berlin beginnt die heiße Phase der Haushaltsverhandlungen. Ob sich bis dahin jemand traut, das Wort "Schuldenbremse" auszusprechen?