Microsoft testet Vollbild-Werbung für 365-Abos

Microsoft blockiert Desktop-Zugang bis zur Abo-Verlängerung. In neuen Windows 11-Testversionen müssen Nutzer erst durch eine ganzseitige Werbung, bevor sie ihren Computer verwenden können. Die aggressive Strategie sorgt für heftige Kritik.
Die neue Funktion wird derzeit in den Dev- und Beta-Versionen von Windows 11 getestet. Nutzer mit auslaufenden Microsoft 365-Abonnements oder Zahlungsproblemen sehen nach dem Anmelden eine ganzseitige Aufforderung zur Abo-Verlängerung – der Desktop bleibt solange gesperrt.
Umfunktionierte System-Schnittstelle als Werbeträger
Microsoft nutzt dafür eine als "Second-Chance Out-of-Box Experience" (SCOOBE) bekannte Systemfunktion. Diese Schnittstelle erschien bisher nach der PC-Einrichtung, um Dienste wie OneDrive-Backup zu konfigurieren. Nun dient sie als unübersehbare Abo-Erinnerung.
In den offiziellen Release-Notes bezeichnet Microsoft die Funktion verharmlosend als "einfache Erinnerung". Das Unternehmen erklärt: "Wir führen eine einfache Erinnerung ein, die als SCOOBE-Bildschirm erscheint, um Sie darüber zu informieren, dass Ihr Microsoft-Abonnement Aufmerksamkeit benötigt."
Kritiker bemängeln diese Darstellung. Eine desktop-blockierende Vollbild-Werbung als "einfache Erinnerung" zu bezeichnen, sei irreführend.
Kein Entkommen vor der Abo-Werbung
Das System ist darauf ausgelegt, unausweichlich zu sein. Betroffene Nutzer sehen nach dem Einloggen zwangsläufig die Vollbild-Darstellung mit Details zum Microsoft 365-Status. Die Werbung bewirbt Premium-Apps und Cloud-Speicher und bietet direkte Links zur Zahlungsinfo-Aktualisierung.
Erst nach einer Reaktion – sei es die Abo-Verlängerung oder das Wegklicken der Nachricht – können Nutzer zu ihrem Desktop gelangen.
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Eskalation der Microsoft-Werbung
Dies ist nicht Microsofts erster Vorstoß in Sachen aufdringliche Werbung. Das Unternehmen nutzte bereits ähnliche Vollbild-Fenster nach Windows-Updates, um Edge-Browser und OneDrive zu bewerben. Die Abo-Werbung markiert jedoch eine neue Eskalationsstufe.
Nutzer können möglicherweise die "Second-Chance Out-of-Box Experience" unter Einstellungen > System > Benachrichtigungen > Zusätzliche Benachrichtigungen deaktivieren. Die Wirksamkeit gegen die neue Abo-Werbung ist jedoch noch unklar.
Heftige Kritik aus der Tech-Community
Die Strategie passt zu Microsofts Fokus auf wiederkehrende Abo-Umsätze, stößt aber auf massive Ablehnung. Nutzer auf Twitter und Reddit kritisieren die Funktion als "Nagware" und "übergriffig".
Besonders in Unternehmensumgebungen, wo sofortiger Desktop-Zugang produktivitätskritisch ist, sorgt die Blockade für Unmut. Kritiker sehen darin eine Instrumentalisierung des Betriebssystems als Werbeplattform statt nutzerorientiertes Produkt.
Ungewisse Zukunft der Vollbild-Werbung
Microsoft betont, dass Insider-Build-Features experimentell sind und vor der Veröffentlichung geändert oder entfernt werden können. Das Unternehmen sammelt aktiv Feedback über die Feedback Hub-App.
Bei überwältigend negativer Resonanz könnte Microsoft die Funktion abschwächen oder vollständig streichen – wie bereits bei anderen umstrittenen Features geschehen.
Erweist sich der Test jedoch als erfolgreich für die Abo-Verlängerungsraten, könnte eine Version für alle Windows 11-Nutzer folgen. Microsoft riskiert dabei einen Vertrauensverlust bei Kunden, die ein werbefreies Betriebssystem-Erlebnis schätzen.