Microsoft: Teams wird von Office-Produkten getrennt

Die EU-Kommission hat Microsoft zu bindenden Zusagen verpflichtet. Der Softwareriese muss seine Kommunikationsplattform Teams von den Office-Paketen entkoppeln – ein Wendepunkt für den europäischen Markt für Workplace-Software.
Nach jahrelangem Rechtsstreit geht eine Ära zu Ende: Microsoft darf Teams nicht mehr automatisch mit seinen dominierenden Office 365 und Microsoft 365-Paketen verkaufen. Die EU-Kommission akzeptierte am vergangenen Montag rechtlich bindende Zusagen des US-Konzerns, womit eine milliardenschwere Kartellstrafe vom Tisch ist.
Der Kampf gegen Microsofts Marktmacht
Den Anstoß gab 2020 eine Beschwerde von Slack, mittlerweile im Besitz von Salesforce. Der Vorwurf: Microsoft missbrauche seine Marktmacht, indem es Teams zwangsweise mit Office-Produkten verkauft und damit Konkurrenten ausbremst. Die EU-Kommission startete 2023 eine formelle Untersuchung, unterstützt von der deutschen Firma alfaview.
Die Brüsseler Wettbewerbshüter fanden deutliche Belege: Durch die Kopplung verschaffte sich Teams unfaire Vorteile bei der Verbreitung. Kunden hatten praktisch keine Wahl, Rivalen wurden systematisch benachteiligt.
Was sich konkret ändert
Microsoft muss seine Geschäftspraktiken grundlegend überarbeiten. Kernstück der Vereinbarung: Office-Pakete werden künftig auch ohne Teams angeboten – und das zu einem deutlich reduzierten Preis.
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Der Preisunterschied zwischen Produkten mit und ohne Teams wird um 50 Prozent erhöht. Die Spanne reicht nun von einem bis acht Euro, je nach Paket. Diese Regelungen gelten sieben Jahre lang.
Noch wichtiger für Konkurrenten: Microsoft muss die Interoperabilität verbessern. Competing-Tools sollen künftig nahtlos mit Office-Anwendungen zusammenarbeiten können. Zudem wird der Datenexport von Teams zu anderen Plattformen erleichtert – eine entscheidende Hürde fällt weg.
Globale Auswirkungen bereits spürbar
Was in Europa beginnt, wirkt weltweit: Microsoft will die Entkopplung global umsetzen. Eine strategische Entscheidung, die weitere Kartellverfahren in anderen Ländern verhindern könnte.
Die ursprünglich klagenden Unternehmen zeigen sich zufrieden. Salesforce-Chefjurist Sabastian Niles erklärt, die Entscheidung sende "eine klare Botschaft: Microsofts wettbewerbswidrige Kopplung von Teams hat Unternehmen geschadet und faire Auswahl verhindert."
Microsoft selbst gibt sich kooperativ. "Wir schätzen den Dialog mit der Kommission", erklärt Nanna-Louise Linde, Vizepräsidentin für europäische Regierungsangelegenheiten. Der Konzern entgeht damit einer Strafe von bis zu zehn Prozent seines weltweiten Jahresumsatzes.
Ein Markt im Wandel
Die Umsetzung wird von einem unabhängigen Treuhänder überwacht – über zehn Jahre hinweg. Diese Langfristigkeit ist entscheidend: Sie schafft Planungssicherheit für Konkurrenten und zwingt Microsoft zu nachhaltigen Änderungen.
Für europäische Unternehmen bedeutet das mehr Auswahl bei Collaboration-Software. Für Softwareanbieter öffnet sich ein Markt, der bislang durch Microsofts Bündelungspolitik blockiert war. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob sich dadurch echte Alternativen zu Teams etablieren können.