Microsoft macht Copilot menschlicher. Der Tech-Gigant hat eine animierte Figur namens "Mico" vorgestellt, die der KI-Assistentin ein emotionales Gesicht verleiht und auf Gespräche in Echtzeit reagiert. Was steckt hinter dieser strategischen Wende hin zu einer "menschenzentrierten KI"?

Mico – ein Kunstwort aus "Microsoft Copilot" – erscheint als warmer, expressiver Avatar bei Sprachinteraktionen mit dem KI-Assistenten. Die Figur kann ihre Farbe wechseln und Emotionen zeigen: Sie strahlt bei fröhlichen Gesprächen oder zeigt Mitgefühl, wenn der Nutzer traurig klingt.

Diese Entwicklung ist Teil von Microsofts Vision, KI zu schaffen, die nicht nur Informationen verarbeitet, sondern auch menschliche Verbindungen vertieft und Vertrauen aufbaut. Wie Mustafa Suleyman, CEO von Microsoft AI, erklärt: "Wir bauen KI, die Sie zu Ihrem Leben zurückbringt. Die menschliche Verbindungen vertieft. Die Ihr Vertrauen verdient."

Mehr als nur ein Avatar: Die Technologie hinter Mico

Mico funktioniert als optionale visuelle Oberfläche, die Nutzer bei Sprachgesprächen mit Copilot aktivieren können. Die abstrakte, schwebende Kugel-Figur verändert dynamisch Form, Farbe und Gesichtsausdruck basierend auf dem Dialog.

Das Ziel? Die Hemmschwelle für Nutzer senken, die es merkwürdig finden, mit einer körperlosen Stimme zu sprechen. "Diese optionale visuelle Präsenz hört zu, reagiert und wechselt sogar die Farben, um Ihre Interaktionen widerzuspiegeln", erklärt Microsoft.

Die Figur ist zunächst in den USA verfügbar, weitere Regionen sollen folgen. Wer nostalgisch wird: Ein verstecktes Easter Egg verwandelt Mico bei mehrmaligem Antippen kurzzeitig in die klassische Büroklammer Clippy.

Revolution der Copilot-Plattform: Zwölf neue Features

Mico ist nur die Spitze des Eisbergs. Microsoft hat ein Dutzend neue Copilot-Features angekündigt, die den KI-Assistenten grundlegend erweitern:

Langzeitgedächtnis ermöglicht es Copilot, Details und Vorlieben aus vergangenen Gesprächen zu speichern. Mico wird direkt mit dieser Funktion verknüpft und schafft so Kontinuität in den Nutzerinteraktionen.

"Real Talk" erlaubt es der KI, Nutzer-Annahmen respektvoll zu hinterfragen oder Falschinformationen zu korrigieren – ein Abschied vom oft schmeichlerischen Verhalten anderer Chatbots.

"Copilot Groups" ermöglicht bis zu 32 Personen gleichzeitig, die KI für Brainstorming, Planung und gemeinsames Schreiben zu nutzen. "Learn Live" verwandelt Copilot in einen interaktiven Tutor, der mit der sokratischen Methode und visuellen Hilfsmitteln beim Lernen unterstützt.

Von Clippy zum emotionalen Begleiter

Microsoft ist kein Neuling bei KI-Assistenten. Nach dem berüchtigten Clippy und der neueren Cortana positioniert das Unternehmen Mico als emotionally intelligenten Nachfolger, der die aufdringlichen Fallen seiner Vorgänger vermeiden soll.

"Clippy lief, damit wir rennen können", erklärt Jacob Andreou, Microsofts VP für Produkt und Wachstum. Anders als Clippys unaufgeforderte Unterbrechungen ist Mico eine optionale Funktion, die unterstützen statt nerven will.

Die Einführung von Mico bringt Microsoft in direkte Konkurrenz zu anderen Tech-Riesen, die ihre KI-Assistenten persönlicher gestalten wollen. Kann eine emotionale KI wirklich das Vertrauen der Nutzer gewinnen?

Ausblick: Der Computer als Gesprächspartner

Die ersten Monate werden zeigen, ob Mico Microsofts Vision erfüllen kann. Das Unternehmen setzt darauf, dass die Technologie "in den Hintergrund tritt" und wirklich natürliche Interaktionen ermöglicht.

Zukünftige Entwicklungen dürften sich auf erweiterte Ausdrucksmöglichkeiten, Anpassungsoptionen und tiefere Integration in Copilots wachsende Funktionsliste konzentrieren. Da Copilot immer stärker in Windows und Microsoft 365 eingebettet wird, könnte Mico für Millionen von Nutzern zu einer vertrauten Präsenz werden.

Microsofts Ziel ist klar: Den Computer in ein Gerät verwandeln, mit dem man wirklich sprechen kann. Mit Mico startet das Unternehmen nicht nur ein neues Feature – es schlägt ein neues Paradigm für die Interaktion mit KI vor, bei dem der digitale Assistent nicht nur Werkzeug, sondern vertrauensvoller Partner ist.