Die tiefere Integration von Microsofts KI-Assistent Copilot in Office-Anwendungen zwingt Unternehmen zum Umdenken bei der Datensicherheit. Diese Woche stellten die Firmen Bonfy.AI und Sentra spezialisierte Plattformen vor, die neue Datenlecks durch generative KI verhindern sollen.

Microsoft baut Copilot kontinuierlich in Word, Excel, PowerPoint und Outlook ein. Diese engere Verzahnung verspricht produktivere Arbeitsabläufe, verstärkt aber gleichzeitig den Druck auf Unternehmen, ihre Datensicherheit zu überdenken. Während Copilot Zugang zu immer mehr Unternehmensdaten erhält, reagiert die Sicherheitsbranche mit neuen Lösungen.

Das Dilemma: Copilots unbegrenzter Datenzugriff

Microsoft 365 Copilot funktioniert als intelligenter KI-Assistent, der auf Basis großer Sprachmodelle und interner Unternehmensdaten arbeitet – von E-Mails über Dokumente bis zu Chat-Verläufen. Das System respektiert dabei bestehende Nutzerrechte durch Microsofts rollenbasierte Zugriffskontrolle. Ein Benutzer kann nur auf Daten zugreifen, die ihm bereits zugänglich sind.

Doch genau hier liegt das Problem: Das Ende der "Sicherheit durch Unwissen". Sind Datenberechtigungen zu weitreichend oder falsch konfiguriert, kann Copilot vertrauliche Informationen ungewollt an unbefugte Nutzer weitergeben.

Sicherheitsexperten warnen vor einem erweiterten "Schadens-Radius" bei Datenlecks. Aktuelle Studien zeigen: Über 15 Prozent geschäftskritischer Dateien sind bereits durch übermäßige Berechtigungen gefährdet – ein Risiko, das Copilot verstärken könnte.

Microsofts Schutzmaßnahmen: Security Copilot als Antwort

Microsoft hat eigene Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Alle Datenverarbeitungen von Copilot finden innerhalb der sicheren Microsoft 365-Umgebung statt – konform mit DSGVO-Bestimmungen. Kundendaten werden nicht zum Training der zugrundeliegenden KI-Modelle verwendet.

Tools wie Microsoft Purview und Microsoft Entra bieten Funktionen zur Datenklassifizierung und Zugriffsverwaltung. Zusätzlich stellte Microsoft seinen eigenen KI-gestützten Sicherheitsassistenten vor: Copilot for Security hilft IT-Teams bei der Bedrohungsanalyse.

Studien belegen: Erfahrene Sicherheitsanalysten arbeiten mit Copilot for Security 22 Prozent schneller und sieben Prozent präziser. Ein Beweis für das Potenzial von KI als Verstärker für Cybersecurity-Teams.

Neue Player auf dem Markt

Die Cybersecurity-Branche reagiert mit gezielten Lösungen. Sentra startete diese Woche eine umfassende Sicherheitsplattform für Microsoft 365 Copilot. Das System identifiziert und klassifiziert sensible Daten in SharePoint, OneDrive und Teams, kartiert Nutzerberechtigungen und integriert sich in Microsoft Purview.

"Wir geben Sicherheitsteams vollständige Transparenz und Kontrolle über ihre Datenbestände", erklärt Yair Cohen, Produktchef bei Sentra. Das Ziel: Innovation ohne unnötige Risiken.

Parallel dazu kündigte Bonfy.AI eine umfassende Plattform-Erweiterung an. Die Lösung konzentriert sich auf "vorgelagerte Risiken" – wenn sensible Daten ungewollt KI-Systeme erreichen – und "nachgelagerte Risiken" – falls Copilot vertrauliche Informationen generiert oder verbreitet.

Analysen: Ein neuer Markt für KI-Governance

Die schnelle Entstehung spezialisierter Sicherheitslösungen für generative KI-Tools markiert einen Wendepunkt in der Cybersecurity-Branche. Die Herausforderung liegt nicht mehr nur im Schutz der Systemgrenzen, sondern im granularen Management von Datenbeständen.

Copilots Fähigkeit, riesige Informationsmengen blitzschnell zu durchforsten und zu verknüpfen, macht robuste Daten-Governance zur Grundvoraussetzung für sicheren Einsatz.

Sentra und Bonfy.AI zeigen die Geburt eines neuen Marktsegments: KI-Governance und -Sicherheit. Diese Tools bieten die tiefgreifende Transparenz und automatisierte Kontrollen, die für den Umgang mit neuartigen KI-Risiken erforderlich sind.

Während Microsoft eine solide Sicherheitsgrundlage liefert, werden spezialisierte Lösungen für Unternehmen mit komplexen Datenlandschaften unverzichtbar. Dieser Trend spiegelt eine breitere Entwicklung wider: KI selbst wird als kritische Infrastruktur behandelt, die eigene Sicherheitsprotokolle benötigt.

Ausblick: Automation und kontinuierliche Überwachung

Die KI-Integration in Arbeitsplatz-Tools wird sich vertiefen und KI-Sicherheit zu einem permanenten Bestandteil der Unternehmensstrategie machen. Die Zukunft von Microsoft 365 und Copilot-Sicherheit wird von stärkerer Automatisierung und kontinuierlicher Überwachung geprägt sein.

KI-gesteuerte Tools werden künftig Daten automatisch klassifizieren, Berechtigungsänderungen nach dem Prinzip minimaler Privilegien vorschlagen und anomale Zugriffsmuster erkennen – egal ob von Menschen oder KI-Agenten verursacht.

Microsofts Kooperationen mit anderen Unternehmensplattformen, wie die kürzlich angekündigte Partnerschaft mit Workday für die sichere Verwaltung von KI-Agenten, deuten auf vernetzte KI-Ökosysteme hin, in denen Identitäts- und Governance-Management zentral werden.

Für Unternehmen führt der Weg über eine Doppelstrategie: Die enormen Produktivitätsvorteile von Copilot nutzen und gleichzeitig in fortschrittliche Sicherheitsrahmen investieren. Der erfolgreiche und sichere KI-Einsatz hängt davon ab, eine widerstandsfähige Sicherheitsarchitektur aufzubauen, die so schnell adaptiert wie die Technologie selbst.