Microsoft beendet Teams-Bündelung dauerhaft

Brüssel/Seattle – Microsoft schließt seinen jahrelangen Kartellrechtsstreit mit der EU ab und vermeidet eine milliardenschwere Strafe. Das Unternehmen verpflichtet sich dauerhaft, seine Teams-Software von den marktdominanten Office- und Microsoft-365-Paketen zu trennen. Die Einigung markiert einen bedeutsamen Erfolg für EU-Wettbewerbshüter und Konkurrenten, die jahrelang gegen Microsofts Bundling-Praktiken kämpften.
Der Vergleich beendet eine Untersuchung, die durch eine Beschwerde von Konkurrent Slack im Jahr 2020 ausgelöst wurde. Microsoft hatte bereits 2023 begonnen, Teams separat zu verkaufen – zunächst in Europa, später weltweit. Die Europäische Kommission akzeptierte diese Zusagen nach einem Markttest ohne nennenswerte Einwände von Wettbewerbern oder Kunden.
Der lange Weg zur Entbündelung
Der Grundstein für diese Einigung wurde im Juli 2020 gelegt, als Slack bei der Europäischen Kommission Beschwerde einreichte. Der heute zu Salesforce gehörende Messaging-Dienst warf Microsoft vor, Teams illegal mit der marktdominanten Office-Suite zu verknüpfen und Millionen Nutzern aufzuzwingen.
Slack sah darin eine "Kopie" von Microsofts früheren wettbewerbswidrigen Praktiken aus den "Browser-Kriegen". Die EU-Kommission leitete im Juli 2023 formelle Ermittlungen ein. Microsoft reagierte proaktiv: Bereits im August 2023 kündigte das Unternehmen die Trennung von Teams und Microsoft 365 für Europa an – wirksam ab Oktober 2023. Im April 2024 weitete Microsoft diese Praxis weltweit aus.
Kernpunkte der Vereinbarung
Die Einigung basiert auf drei zentralen Verpflichtungen Microsofts. Erstens verkauft das Unternehmen Office- und Microsoft-365-Pakete dauerhaft ohne Teams zu reduzierten Preisen. Dies adressiert den Kernvorwurf, dass Kunden Teams nehmen mussten, selbst wenn sie konkurrierende Produkte bevorzugten.
Zweitens wird Teams als eigenständiges Produkt angeboten. Neukunden zahlen für Office ohne Teams zwischen 6,90 und 48,70 Euro, während Teams separat 4,70 Euro kostet. Drittens muss Microsoft die Interoperabilität zwischen seiner Software und Konkurrenzprodukten verbessern. Diese Zusagen gelten bis zu zehn Jahre.
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Markttest bestätigt Lösung
Entscheidend für die finale Einigung war der "Markttest" der EU-Kommission, bei dem Konkurrenten und Unternehmenskunden zu Microsofts Zusagen befragt wurden. Die Rückmeldungen fielen überwiegend positiv aus – ohne schwerwiegende Einwände. Dies ebnete den Weg für eine Verhandlungslösung statt eines kostspieligen Rechtsstreits, der Microsoft bis zu zehn Prozent seines weltweiten Jahresumsatzes hätte kosten können.
Neues Zeitalter der Tech-Regulierung
Diese Einigung exemplifiziert die zunehmend selbstbewusste Haltung der EU gegenüber Tech-Giganten. Unter dem Eindruck neuer Gesetze wie dem Digital Services Act und dem Digital Markets Act unterstreicht der Fall gegen Microsoft das Bestreben, marktbeherrschende Unternehmen daran zu hindern, ihre Macht in einem Bereich für unfaire Vorteile in anderen zu nutzen.
Branchenanalysten erwarten, dass die Entscheidung Enterprise-Software-Preise und -Beschaffung grundlegend verändern wird. Kunden erhalten echte Wahlmöglichkeiten, was Konkurrenten wie Zoom und Ciscos Webex zugutekommen dürfte.
Präzedenzfall für globale Tech-Regulierung
Mit der formellen Bestätigung durch die EU-Kommission in den kommenden Wochen ist der Weg frei für Microsofts weltweite Entbündelungsstrategie. Die Verpflichtungen zur Interoperabilität könnten Innovation und Integration zwischen verschiedenen Software-Plattformen fördern.
Der Fall wird als bedeutender Präzedenzfall für künftige Kartellverfahren gegen große, integrierte Technologie-Ökosysteme dienen. Er zeigt: Regulierungsbehörden akzeptieren proaktive strukturelle Änderungen wie Entbündelung als Alternative zu Geldstrafen. Für Microsoft und andere Tech-Konzerne ist die Botschaft klar: Die Ära der Marktmacht-Hebel für Produkt-Bündelung steht vor einer koordinierten regulatorischen Herausforderung.