Metaller-Abschluss: Eileinigung nach nur einer Verhandlungsrunde

Die österreichischen Metallarbeiter haben sich überraschend schnell geeinigt. Nach nur wenigen Stunden Verhandlungen steht ein Zweijahres-Deal mit moderaten Lohnsteigerungen - ein Kompromiss in der Krise.
Bereits nach der ersten Verhandlungsrunde verkündeten die Sozialpartner am Montagabend in Wien den Abschluss für rund 190.000 Beschäftigte. Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA sowie der Fachverband Metalltechnische Industrie (FMTI) wichen dabei bewusst vom traditionellen Inflationsausgleich ab.
Der Deal liegt unter der relevanten Inflationsrate von 2,8 Prozent - eine Reaktion auf die längste Rezession der Nachkriegsgeschichte und den Verlust tausender Arbeitsplätze in der Branche.
Gestaffelte Erhöhungen über zwei Jahre
Ab November 2025 erhalten die Beschäftigten:
* IST-Löhne und -Gehälter steigen um 1,41 Prozent
* Kollektivvertragliche Mindestlöhne um 2,0 Prozent
* Lehrlingseinkommen ebenfalls plus 2,0 Prozent
* Kaufkraftsicherungsprämie von 1.000 Euro (zwei mal 500 Euro)
* Alternativ: Umwandlung in bis zu vier freie Tage möglich
Ein Jahr später, ab November 2026:
* IST-Löhne steigen um weitere 1,9 Prozent
* Mindestentgelte um 2,1 Prozent
Lehrlinge bekommen zusätzlich eine Einmalzahlung von 250 Euro.
Krisenabschluss mit Signalwirkung
"Mit dieser sozialpartnerschaftlichen Einigung geben wir den Beschäftigten und Unternehmen eine Perspektive", erklärte Christian Knill vom Fachverband Metalltechnische Industrie. Der Abschluss bestehe aus flexiblen Elementen und einer "noch vertretbaren nachhaltigen Komponente".
PRO-GE-Chef Reinhold Binder sprach von einem "Krisenabschluss auf Zeit". Man habe gemeinsam Verantwortung übernommen, um Planbarkeit zu schaffen.
Die exportorientierte Metallindustrie kämpft mit Produktionsrückgängen und hat in den vergangenen zwei Jahren rund 10.000 Arbeitsplätze abgebaut.
Warnung vor falschen Signalen
WIFO-Ökonom Benjamin Bittschi sieht den moderaten Deal als notwendig an. Die Löhne seien zuletzt stärker gestiegen als die Wertschöpfung der Branche - langfristig nicht haltbar.
Andere Gewerkschaften reagieren jedoch skeptisch. Die Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida warnt: Die Metallkrise sei nicht die Krise des ganzen Landes. Abschlüsse unter der Inflationsrate könnten den Wirtschaftsaufschwung gefährden.
Bei den Eisenbahnern führte der Metaller-Deal bereits zu verhärteten Fronten in der ersten Verhandlungsrunde.
Österreichs Herbstlohnrunde unter Druck
Traditionell hat der Metallabschluss Signalwirkung für die gesamte Herbstlohnrunde. Die kommenden Wochen zeigen, ob andere Branchen dem Beispiel folgen oder eigene Wege einschlagen.
Die Einigung stabilisiert den Industriestandort und gibt Unternehmen Planungssicherheit. Gleichzeitig müssen die Beschäftigten real sinkende Kaufkraft hinnehmen - ein Preis für den Erhalt der Arbeitsplätze in schwierigen Zeiten.