Max statt WhatsApp: Russland zwingt Bürger zur Staatskontrolle

Russland verschärft seine Kontrolle über die digitale Kommunikation seiner Bürger drastisch. Seit September müssen alle neuen Smartphones und Tablets mit der staatlichen Messenger-App "Max" ausgeliefert werden – parallel dazu schränken die Behörden beliebte Dienste wie WhatsApp und Telegram massiv ein.
Was auf den ersten Blick wie ein technisches Detail aussieht, entpuppt sich als gewaltiger Schritt zur digitalen Überwachung. Mit 97,3 Millionen WhatsApp- und 90,8 Millionen Telegram-Nutzern dominieren bislang westliche Plattformen den russischen Markt. Das soll sich nun ändern.
Staatsmessenger als digitaler Überwachungsapparat
Die vom kremlnahen Technologiekonzern VK entwickelte App Max ging im März 2025 an den Start. Ihr Vorbild: Chinas WeChat-Superapp, die Nachrichten, Videoanrufe, Zahlungsverkehr und Behördendienste unter einem Dach vereint.
Doch während WeChat-Nutzer immerhin eine gewisse Anonymität genießen, gewährt Max den russischen Behörden weitreichende Einblicke. Die App speichert alle Daten auf russischen Servern und erlaubt Sicherheitsbehörden den Zugriff auf Nachrichten, Finanzdaten und Standortinformationen.
Bislang nutzen nur 18 Millionen Russen den Staatsmessenger – ein Bruchteil der westlichen Konkurrenz. Die Zwangsinstallation soll diese Lücke schließen.
WhatsApp und Telegram unter Beschuss
Parallel zum Max-Zwang verschärft Moskau den Druck auf ausländische Messenger-Dienste. Seit August blockiert die russische Medienaufsicht Roskomnadzor teilweise die Anruffunktionen von WhatsApp und Telegram.
Die offizielle Begründung: Die Plattformen würden nicht ausreichend bei Ermittlungen kooperieren und keine Nutzerdaten herausgeben. Kritiker sehen darin einen gezielten Angriff auf die Nutzerfreundlichkeit, um Russen zur staatlichen Alternative zu drängen.
Anders als ihre westlichen Konkurrenten bietet Max keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Was Regierungskritiker und Journalisten besonders beunruhigt: Ihre Kommunikation wird transparent für die Geheimdienste.
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"Digitaler Eiserner Vorhang" sorgt für internationale Kritik
Digitalrechts-Aktivisten warnen vor einem "digitalen Eisernen Vorhang". Ein Journalist bezeichnete Max bereits als "digitalen Gulag" – eine Anspielung auf die sowjetischen Arbeitslager.
Die Maßnahmen gehen über Messenger-Apps hinaus. Neue Gesetze bestrafen bereits die Werbung für VPN-Dienste, mit denen Nutzer Zensur umgehen können. Auch die Suche nach "extremistischen" Inhalten wird nun bestraft.
Bis 2026 soll Max vollständig in die russische Verwaltung integriert werden. Behördengänge, Steuerzahlungen und andere Staatsgeschäfte laufen dann über die überwachte Plattform.
Vorbild China: Totale Digitalkontrolle als Ziel
Russlands Strategie orientiert sich eindeutig am chinesischen Modell. Wie WeChat in China soll Max zum unverzichtbaren Alltagsbegleiter werden – und gleichzeitig zum perfekten Überwachungsinstrument.
Während einige Kreml-Vertreter noch von "Wettbewerb" sprechen und ausländische Apps dulden wollen, deuten die Maßnahmen in eine andere Richtung. WhatsApp könnte schon bald komplett gesperrt werden.
Die kommenden Monate werden zeigen, wie erfolgreich Russland seine Bürger in das staatliche Ökosystem zwingt. Mit VPN-Verboten und der Zwangsinstallation von Max auf allen neuen Geräten schrumpft der Raum für private, verschlüsselte Kommunikation dramatisch.
Eine ganze Generation russischer Internetnutzer wird künftig von Geburt an in einem staatsüberwachten digitalen System aufwachsen. Die Kontrolle über die digitalen Lebenswelter der Bürger wird damit für die absehbare Zukunft zementiert.