Matteo Franzoso: Italienischer Ski-Star stirbt bei Trainingssturz

Ein Tag vor seinem 26. Geburtstag ist der italienische Weltcup-Fahrer Matteo Franzoso nach einem schweren Trainingssturz in Chile gestorben. Der Speed-Spezialist erlag seinen Kopfverletzungen - und entfacht eine heftige Sicherheitsdebatte im Skisport.
Am Samstag verlor Franzoso während der Saisonvorbereitung im chilenischen La Parva nach einem Sprung die Kontrolle. Mit hoher Geschwindigkeit kam er von der Ideallinie ab, durchschlug zwei Sicherheitsnetze und prallte sieben Meter neben der Piste gegen einen Holzzaun.
Trotz sofortiger Hilfe durch eine Schweizer Teamärztin und Helikoptertransport nach Santiago de Chile konnten die Ärzte nichts mehr ausrichten. Nach zwei Tagen im Koma starb Franzoso am Montag im Beisein seiner Familie an einem schweren Schädel-Hirn-Trauma.
"Im Skisport scheint man nichts zu lernen"
Der Tod löst scharfe Kritik an den Sicherheitsstandards aus. Alan Perathoner, Ex-Weltcup-Fahrer und Vater eines Franzoso-Teamkollegen, wird deutlich: "Es darf nicht passieren, dass eine Streckenabsperrung so wenig Widerstand leistet, dass ein Rennfahrer in einer Holzvorrichtung landet."
Sein Vergleich zum Motorsport sitzt: "In der Formel 1 und MotoGP hat man aus tödlichen Unfällen die richtigen Schlüsse gezogen, aber im Skisport scheint man nichts zu lernen. Wir haben deutlich mehr Todesfälle als im Motorsport."
Die Kritik trifft einen Nerv. Während andere Hochgeschwindigkeitssportarten nach Tragödien konsequent reagieren - wie mit dem HALO-System in der Formel 1 - bleiben im Skisport ähnliche Schritte aus.
Dritter Todesfall in zehn Monaten
Franzosos Tod ist der traurige Höhepunkt einer erschütternden Serie. Das italienische Team verlor innerhalb von nur zehn Monaten drei junge Athleten:
- Oktober 2024: Nachwuchshoffnung Matilde Lorenzi (19) stirbt beim Training auf dem Schnalstaler Gletscher
- 2024: Marco Degli Uomini (18) verunglückt bei einer Jugend-Regionalmeisterschaft tödlich
- September 2025: Matteo Franzoso stirbt in Chile
FISI-Präsident Flavio Roda zeigt sich bestürzt: "Es ist absolut notwendig, alles Erdenkliche zu unternehmen, damit solche Unfälle nicht wieder passieren."
Hoffnungsträger mit großen Träumen
Der Speed-Spezialist aus Genua galt als Zukunftshoffnung. Seit seinem Weltcup-Debüt im Dezember 2021 bestritt Franzoso 17 Rennen in Abfahrt und Super-G. Zweimal fuhr er in die Punkteränge - zuletzt im Februar beim Super-G in Crans-Montana.
International machte er erstmals bei der Junioren-WM 2020 als Abfahrts-Vierter auf sich aufmerksam. Im Team war der 25-Jährige für seine fröhliche Art beliebt. Sein Tod hinterlässt eine riesige Lücke.
Experten fordern radikale Reformen
Ex-Weltklasse-Abfahrer Kristian Ghedina sieht das Problem auch beim Material: "Die neuen Ski sind zu schnell, besonders in Kurven. Es ist Zeit, sie zu ändern." Er fordert zudem größere Auslaufzonen und bessere Sicherheitsnetze.
Die zentrale Frage: Hat das Streben nach höheren Geschwindigkeiten und spektakuläreren Leistungen die Athletensicherheit verdrängt?
FIS unter Zugzwang
Nach der öffentlichen Kritik steht der Ski-Weltverband FIS massiv unter Druck. Mögliche Maßnahmen:
- Strengere Pistenzertifizierungen weltweit
- Hochsicherheitsnetze auch im Training verpflichtend
- Überarbeitung der Materialvorschriften
Der italienische Verband will die Unfallumstände genau untersuchen. Die kommenden Wochen zeigen, ob Franzosos Tod zum Wendepunkt für die Sicherheit im Skisport wird - oder ob es bei Worten bleibt.