Marcel Hirscher steht wieder auf Skiern

Nach 277 Tagen ist es geschafft: Marcel Hirscher hat seine ersten Schwünge nach dem Kreuzbandriss im Dezember absolviert. Der achtfache Gesamtweltcupsieger testete sein operiertes Knie in einer niederländischen Skihalle – mit positivem Ergebnis.
Knapp neun Monate nach dem abrupten Ende seiner ersten Comeback-Saison schnallte der 36-Jährige in der Skihalle von Zoetermeer erstmals wieder seine Rennski an. Den emotionalen Moment beschrieb Hirscher als "unvorstellbar krass". Das wichtigste Ergebnis: Das Knie hielt stand und zeigte keine negative Reaktion.
Der schwere Rückschlag im Dezember
Am 3. Dezember 2024 schockierte eine Nachricht die Ski-Welt: Marcel Hirscher riss sich bei einem Trainingssturz auf der Reiteralm das vordere Kreuzband im linken Knie. Die Verletzung beendete sein Comeback für den niederländischen Skiverband nach nur wenigen Wochen.
Statt Rennen in Val-d'Isère oder Alta Badia folgten Operation und monatelange Rehabilitation. "Die Entscheidung, dem Knie neun Monate Heilungszeit zu geben, war absolut richtig", bilanzierte Hirscher im August. Der Aufbau verlief schmerzfrei und nach Plan.
Kontrolle unter dem Meeresspiegel
Für seine Rückkehr wählte Hirscher bewusst die Skihalle in Zoetermeer – drei Meter unter dem Meeresspiegel. "Perfekt kontrollierte Bedingungen, eine ebene Piste, konstanter Schnee, keine Überraschungen", begründete er die Wahl.
Die ersten Läufe dienten dazu, das Schneegefühl wiederzufinden. Therapeutische und athletische Einheiten folgten. Der Körper reagierte nach 277 Tagen Pause intensiv auf die Rückkehr zu seinem Element.
Neue Perspektive nach schwerem Rückschlag
Die erste schwere Verletzung seiner Laufbahn veränderte Hirschers Blickwinkel. Er lernte, wie hart bereits kleine Fortschritte erkämpft werden müssen. Diese Erfahrung bezeichnete der Dominator als "wertvoll" – sie fehlte ihm in seiner weitgehend verletzungsfreien ersten Karriere.
Trotz der Freude bleibt Hirscher realistisch: "Bis zu dem Skifahren, das ich gewohnt bin, ist es noch ein langer Weg." Die zentrale Frage beschäftige ihn mental: "Wie viel Risiko bin ich noch bereit zu gehen?"
FIS ebnet den Weg zurück
Entscheidend für Hirschers Comeback-Pläne war eine FIS-Entscheidung im Juni. Der Weltverband gewährte ihm ein "Protected Ranking" für 17 Rennen. Das bedeutet: Hirscher kann mit einer Startnummer um die 30 ins Rennen gehen, statt sich von hinten zu qualifizieren.
Diese Regelung war laut Insidern Grundvoraussetzung für den Österreicher, den Weg zurück überhaupt anzugehen. Seine Rückkehr wäre ein Gewinn für Fans und den gesamten Sport.
Nächster Stopp: Gletscher-Training
Nach dem erfolgreichen Hallen-Test folgt das Training auf einem Gletscher. Hirschers Team beobachtet die Wetter- und Schneebedingungen in den Alpen, um kurzfristig den idealen Trainingsort festzulegen.
Ein Start beim Saisonauftakt Ende Oktober in Sölden scheint ambitioniert, wird aber nicht ausgeschlossen. Flexibilität bleibt der Kern des Plans. Mit einem Augenzwinkern fasste Hirscher zusammen: "Wenn mein Knie sprechen könnte, würde es sagen: Danke für neun Monate Ruhe, jetzt heißt es Attacke!"