GLOBAL 2000 und BIO AUSTRIA unterziehen Neue Gentechnik in der Landwirtschaft einem Faktencheck

Wien, Brüssel (OTS) - Die Europäische Kommission hat kürzlich eine [öffentliche Konsultation zum EU-Gentechnikrecht]
(https://www.ots.at/redirect/ec.europa22) gestartet. In der EU und
damit auch in Österreich gibt es nahezu keine gentechnisch veränderten Lebensmittel im Handel. Garant dafür sind die aktuell [strengen Zulassungsregeln]
(https://www.global2000.at/gentechnik-zulassung) auf EU-Ebene mit
verpflichtender Risikobewertung und Kennzeichnungspflicht von Gentechnik im Essen. „Die EU-Kommission will das strenge, bestehende EU-Gentechnikrecht vollkommen verwässern und rechtfertigt das mit einer mangelhaften Konsultation, die vor Greenwashing und Suggestivfragen nur so strotzt“, so Brigitte Reisenberger, GLOBAL 2000 Gentechniksprecherin. Die Konsultation ist bis 22. Juli offen für Privatpersonen als auch Institutionen. GLOBAL 2000 und BIO AUSTRIA haben den Start der Konsultation zum Anlass für einen Faktencheck der Versprechungen der Gentechnik in der Landwirtschaft genommen. Das Fazit: Statt die Ursachen der landwirtschaftlichen Probleme zu beseitigen, behandeln die herkömmliche ebenso wie die Neue Gentechnik (NGT) nur die Symptome der industriellen Landwirtschaft. Für eine zukunftsfähige Landwirtschaft braucht es aber ganzheitliche, echte Lösungen.

Konsultation mit unbelegten Behauptungen zur Nachhaltigkeit

Die [öffentliche Konsultation]
(https://www.ots.at/redirect/ec.europa23) offenbart die
Deregulierungspläne der Europäischen Kommission, verfälscht Kennzeichnung und lenkt die öffentliche Aufmerksamkeit auf grüne Wunschträume. Der Fragebogen ist gespickt mit Suggestivfragen und Vorschlägen für eine drastische Senkung der Standards für Risikoprüfung, Transparenz und Kennzeichnung. Die Kommission wischt Sicherheitsbedenken pauschal beiseite und wiederholt im Fragebogen stattdessen die Nachhaltigkeitsversprechen der Industrie, ohne diese systematisch zu überprüfen. Die Kommission fragt, ob die behauptete Nachhaltigkeit von hypothetischen NGT-Pflanzen am Lebensmittel gekennzeichnet werden soll. Die bestehende Kennzeichnungspflicht mit dem gut sichtbaren Verpackungshinweis “Enthält gentechnisch veränderten Bestandteil” hingegen wird nicht einmal mehr zur Wahl gestellt! Brigitte Reisenberger ist empört: “Die Europäische Kommission geht also so weit, über den Nachhaltigkeitsbeitrag von NGT-Fantasiepflanzen abstimmen zu lassen, die nicht existieren.”

Neue Gentechnik im Faktencheck

Bei Neuer Gentechnik (NGT) handelt es sich um Methoden der industriellen Biotechnologie (z.B. CRISPR/Cas, Zinkfinger-Nuklease oder TALENs), bei denen das Erbgut von Pflanzen im Labor gezielt verändert wird. Die Saatgut- und Chemiekonzerne versprechen dadurch eine Reduktion des Pestizid-Einsatzes in der Landwirtschaft, das Ende der Hungers im Globalen Süden oder die Lösung der Klimakrise. GLOBAL 2000 und BIO AUSTRIA haben die drei größten Versprechen einem Faktencheck (auch als Video verfügbar) unterzogen:

1. Damals und heute – Reduziert NGT den Pestizideinsatz?

Gentechnik wird in der konventionellen Landwirtschaft seit 25 Jahren eingesetzt. Mit den Techniken der (alten und Neuen) Gentechnik werden Pflanzen mit neue Merkmalen versehen. „Bisher wurden fast nur Gentech-Pflanzen mit einer der beiden Eigenschaften auf den Markt gebracht: 1. Die Pflanze erzeugt ein Gift, das Insekten abtötet. Das Problem dabei ist, dass nicht nur die Feinde der Pflanze getötet werden. Es sterben auch Bienen und andere Insekten, die für unsere Ökosysteme enorm wichtig sind. Das beschleunigt die Biodiversitätskrise. 2. Die neue Pflanze ist resistent gegenüber Herbiziden. Dadurch können großflächig Unkrautvernichtungsmittel versprüht werden und die Kulturpflanze wächst dennoch weiter. Allerdings führt das zur Bildung von super resistenten Unkräutern, die wiederum mit neuen Pestiziden bekämpft werden müssen“, erklärt Markus Leithner von BIO AUSTRIA. Der Faktencheck zeigt: Der Herbizideinsatz vervielfachte sich in den letzten 25 Jahren auf den [Gentechnik-Feldern]
(https://www.global2000.at/sites/global/files/Pestizidatlas-2022.pdf)
und machte mittelfristig mehr und stärkere Pestizide notwendig. Ein [Blick in die Entwicklungspipeline der Unternehmen]
(https://www.ots.at/redirect/global20009) deckt auf, dass die
Industrie auch bei den geplanten NGT-Pflanzen vorrangig auf Eigenschaften wie „Herbizidresistenz“ setzt.

2. Sichert NGT die Welternährung?

Die Annahme, dass wir gentechnisch verändertes Saatgut brauchen, um mehr Erträge zu erzielen, hält einer umfassenden Prüfung durch die Wissenschaftler:innen des [Weltagrarberichts (IAASTD)]
(https://www.ots.at/redirect/hup.sub.uni-hamburg.de1) nicht stand. Im
Kampf gegen den Hunger sind input-intensive, hochgezüchtete und dadurch empfindliche Gentechnik-Pflanzen nicht geeignet. Die Gentechnik-Pflanzen sind auf die industrialisierte Landwirtschaft zugeschnitten und nicht auf die regionalen Bedürfnisse und kleinbäuerlichen Strukturen der Länder des Globalen Südens. „Der Hunger ‒ Ergebnis gesellschaftlicher und politischer Missstände ‒ wird durch die Gentechnik in der Landwirtschaft nicht beseitigt. Trotz steigender Produktion erreichen die Lebensmittel jedoch nicht die Teller der ärmsten Menschen. Das liegt an der ungerechten Verteilung und dem verfehlten Einsatz der Lebensmittel beispielsweise als Tierfutter oder Agrartreibstoff“, kritisiert Brigitte Reisenberger.

3. Löst NGT die Klimakrise?

Neue Gentechnik (NGT) wird gerne als „Alleskönner“ zur Bewältigung der Klimakrise verkauft. Die Biotech-Industrie verspricht mit den Methoden der Neuen Gentechnik die Produktion von robusten, dürreresistenten und nachhaltigen Pflanzen mit großen Erträgen. Jedoch beruhen Eigenschaften wie Trockenheitstoleranz nicht auf einzelnen Genen, sondern gehen aus einem komplexen Zusammenspiel unterschiedlicher Gene und der Umwelt der Pflanze hervor. “Klimafitte Gentechnik-Pflanzen sind eine Wunschvorstellung. Die Bio-Landwirtschaft bietet mit der herkömmlichen Pflanzenzüchtung hingegen konkrete, vielversprechende Ergebnisse und setzt auf ganzheitliche Lösungen. Es gilt daher, die Forschung im Bereich der gentechnikfreien Züchtung und die Bio-Landwirtschaft weiter zu stärken, statt Gentechnik-Luftschlösser zu bauen“, so Markus Leithner. Derzeit findet sich keine „klimafitte“ [NGT-Pflanze am Markt] (https://www.ots.at/redirect/global200010) und auch nicht in einem Zulassungsverfahren.

[Download und Einbindungsdetails]
(https://www.apa-ots-video.at/video/4a560ecf190f4cf3960ecf190f9cf358)