LinkedIn startet KI-Training mit Nutzerdaten

LinkedIn führt drastische Änderungen seiner Datenschutzrichtlinien ein. Ab 3. November werden alle Nutzer automatisch in die KI-Datenverwendung einbezogen – es sei denn, sie widersprechen aktiv.
Die Karriereplattform mit über 900 Millionen Nutzern weltweit hat angekündigt, dass persönliche Profile, Beiträge und Aktivitäten zur Verbesserung künstlicher Intelligenz verwendet werden. Gleichzeitig teilt das Unternehmen mehr Nutzerdaten mit Microsoft für personalisierte Werbung. Wer das nicht möchte, muss bis November selbst seine Einstellungen ändern.
Die neuen Regeln betreffen erstmals auch europäische Nutzer massiv. Bisher hatte LinkedIn vor allem US-Profile für sein KI-Training genutzt. Jetzt weitet das Unternehmen diese Praxis auf die EU, Großbritannien, die Schweiz, Kanada und Hongkong aus.
Umfassende Datennutzung für KI-Modelle
LinkedIn will künftig systematisch Profilinformationen, Jobtitel, Kompetenzen, Bildungsangaben und öffentliche Beiträge in seine KI-Systeme einspeisen. Das Ziel: Bessere Kandidatenvorschläge für Personaler und intelligentere Schreibhilfen für Nutzer.
Private Nachrichten bleiben nach Unternehmensangaben ausgenommen. Dennoch ist der Schritt bemerkenswert, da LinkedIn damit eine der weltweit größten Sammlungen beruflicher Daten für maschinelles Lernen erschließt.
Besonders brisant: In Europa beruft sich LinkedIn auf "berechtigtes Interesse" als Rechtsgrundlage. Das könnte Konflikte mit der strengen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) bedeuten, die normalerweise explizite Einwilligung verlangt.
Nutzer können die Funktion deaktivieren, müssen aber selbst aktiv werden: Unter "Einstellungen & Datenschutz" lässt sich der Punkt "Daten zur Verbesserung generativer KI" abschalten.
Microsoft erhält Zugriff auf LinkedIn-Profile
Parallel dazu intensiviert LinkedIn die Datenweitergabe an Mutterkonzern Microsoft. Profilinformationen, Feed-Aktivitäten und Werbeinteraktionen fließen künftig in Microsofts Ökosystem ein – für personalisierte Anzeigen in Bing oder Outlook.
Die Strategie ist klar: Microsoft möchte seine Werbeerlöse steigern und nutzt dafür LinkedIns einzigartige Berufsdaten. Auch hier gilt das Opt-out-Prinzip – Nutzer sehen weiterhin Microsoft-Werbung, aber ohne LinkedIn-Personalisierung, wenn sie widersprechen.
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Kritik an automatischer Einwilligung
Datenschutzexperten kritisieren das Vorgehen scharf. Statt Nutzer zu fragen, ob sie teilnehmen möchten, müssen diese aktiv widersprechen. Das ist rechtlich umstritten und belastet vor allem weniger technikaffine Nutzer.
Die Änderungen folgen einer Sammelklage in Kalifornien, wo LinkedIn vorgeworfen wurde, heimlich Nutzerdaten für KI-Training weiterzugeben. Das Unternehmen wies die Vorwürfe zurück, führt aber nun klarere Regeln gegen Deepfakes und Identitätsmissbrauch ein.
Was Nutzer jetzt tun sollten
Wer seine Daten schützen möchte, sollte bis zum 3. November handeln:
- KI-Training stoppen: Unter "Einstellungen & Datenschutz" → "Datenschutz" → "Daten zur Verbesserung generativer KI" deaktivieren
- Microsoft-Datenteilung unterbinden: Separate Einstellung für Werbedaten anpassen
LinkedIn reiht sich damit in einen Trend ein: Meta, Google und andere Techkonzerne nutzen zunehmend Nutzerdaten für KI-Entwicklung. Doch die automatische Einbeziehung europäischer Nutzer könnte regulatorische Konsequenzen haben.
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Aufsichtsbehörden und Nutzer diese radikale Kehrtwende akzeptieren – oder ob LinkedIn zum Umdenken gezwungen wird.