Datenschutz und digitale Souveränität treiben Europas Verwaltungen und Unternehmen massiv in Richtung Open-Source-Software. Während die EU ihre Unabhängigkeitsstrategie verschärft, liefern LibreOffice, ONLYOFFICE und Collabora mit neuen Versionen die passenden Werkzeuge.

Diese Woche brodelt Europas Bürosoftware-Markt – und das hat System. Der Trend weg von US-Technologieanbietern nimmt deutlich Fahrt auf. Im Sommer 2025 startete Dänemarks Regierung den spektakulären Wechsel vom Microsoft Office 365 zu LibreOffice in ihrem Digitalministerium. Bis zum Herbst soll die komplette Umstellung abgeschlossen sein.

Deutschland macht vor, was möglich ist: In Schleswig-Holstein migrieren rund 30.000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes zu Open-Source-Lösungen wie LibreOffice und Open-Xchange. Diese Aktionen sind kein Zufall – sie folgen dem EU-Prinzip der "digitalen Souveränität", das öffentliche Einrichtungen zur Nutzung transparenter und sicherer Software ohne Herstellerabhängigkeit verpflichtet.

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Neue Versionen greifen Microsoft direkt an

Die europäischen Open-Source-Alternativen haben in den vergangenen Monaten mit kraftvollen Updates geantwortet. LibreOffice 25.8 erschien im August mit beeindruckenden Verbesserungen: 30 Prozent schnellere Öffnungszeiten bei großen Dateien, überarbeitete Kompatibilität mit Microsoft-Formaten und optimierte Speicherverwaltung.

Das Besondere: LibreOffice sammelt keine persönlichen Daten und lässt sich mit selbst gehosteten Cloud-Lösungen für sichere Zusammenarbeit kombinieren – ein klarer Vorteil für datenschutzbewusste Organisationen.

ONLYOFFICE Docs 9.0 legte im Juni mit KI-gestützten Produktivitätstools nach. OCR-Funktion für PDFs, KI-Assistenz in Tabellenkalkulation und Makro-Erstellung per Texteingabe zeigen: Die Alternative wird erwachsen. Auch ein vielseitiger Diagram-Viewer für Visio-Formate und Markdown-Unterstützung erweitern den Nutzerkreis erheblich.

Collabora Online 25.04 punktet seit Juni mit verbesserter Excel-Kompatibilität durch neue Funktionen wie XLOOKUP und dynamische Arrays. Der PDF-2.0-Standard und präzises Change-Tracking pro Nutzer runden das Enterprise-taugliche Paket ab.

EU-Gesetze setzen Microsoft unter Druck

Diese Entwicklung ist politisch gewollt. Das 2024 in Kraft getretene Interoperable Europe Act verpflichtet öffentliche Stellen, Open-Source-Optionen vorrangig zu prüfen. Seit September 2025 stärkt das EU-Datengesetz Nutzerrechte und soll Vendor-Lock-in mit Cloud-Anbietern verhindern.

Microsoft reagiert bereits: Die Microsoft Sovereign Cloud soll seit Juni europäische Kundendaten ausschließlich in Europa unter europäischem Recht verarbeiten – kontrolliert von europäischem Personal. Nach langem Kartellverfahren trennte Microsoft im September Teams von seinen Office-Paketen und bietet günstigere Versionen ohne die Kommunikationsplattform an.

Digitale Souveränität wird Realität

Was hier geschieht, ist mehr als Kosteneinsparung. Europa erkämpft sich Kontrolle über kritische digitale Infrastruktur zurück. Jahrzehntelange Abhängigkeit von wenigen Tech-Giganten weicht einem vielfältigen, wettbewerbsintensiven Ökosystem.

Die Open-Source-Anbieter entwickeln rasant weiter, um Enterprise-Anforderungen zu erfüllen. Proprietäre Hersteller überdenken ihre Cloud- und Lizenzstrategien für den europäischen Markt grundlegend. Das Ergebnis: mehr Auswahl und Kontrolle für Unternehmen und Verwaltungen.

Ausblick: Die Konkurrenz wird härter

2026 dürften weitere europäische Behörden den Umstieg auf Open-Source-Bürosoftware ankündigen. Das Interoperable Europe Act macht offene Standards zur Regel bei öffentlichen Ausschreibungen.

Für die Softwareentwickler beginnt ein Innovationsrennen: Echtzeit-Kollaboration, KI-Funktionen und tiefere Integration stehen im Fokus. Microsoft wird seine Sovereign-Cloud-Angebote ausbauen, um Regulierer zu beruhigen und Großkunden zu halten.

Diese verschärfte Konkurrenz kommt den Nutzern zugute – innovative, sichere und flexible Produktivitätstools werden zur neuen Normalität in Europas digitaler Landschaft.