Leere Ränge in Spielberg: Eine teure Quittung
117.560 Zuschauer - diese Zahl schmerzt. Um 33.000 weniger als im Vorjahr, das bereits einen Negativrekord für die MotoGP in Österreich markierte.
Verheerend war vor allem der Rennsonntag: Hier pilgerten nur 49.401 Besucher für den Sieg von Marc Marquez ins Murtal. In Le Mans waren es allein am Freitag fast 95.000 Fans.
Wer in Spielberg auf die Tribünen blickte, sah es mit eigenen Augen: weitläufige Lücken, leere Blöcke, selbst die sonst in Orange getauchten Ränge unterhalb des Bullen blieben trist und unbesetzt.
Der Red Bull Ring hat damit nicht nur Stimmung, sondern ein Stück seines Flairs verloren.
Die Rechnung geht nicht mehr auf
Dabei wird den Fans viel geboten. Das PS-Spektakel der MotoGP und Co., Flugshows, Stunt-Einlagen, sogar eine Legenden-Parade mit ehemaligen Helden wie Giacomo Agostini, Casey Stoner und vielen mehr wurde neu eingeführt.
Dazu die malerische Umgebung, die genauso wie die Einrichtungen am und rund um den Ring eindrucksvoll sind. Nur: Mann und Frau müssen sich das auch leisten können. Und das wird immer schwieriger.
Nicht die Ticketpreise allein sind das Problem, wenngleich nicht hilfreich. Bis zu 865 Euro für ein Wochenend-Ticket, 6,50 Euro für ein Bier, 12 Euro für eine Schnitzelsemmel - das läppert sich.
Ein Fan sagte der "Krone" seufzend: "Wir sind vier Tage hier, andere fahren dafür 14 Tage auf Mallorca."
Standort mit Schönheitsfehlern
Freilich tragen der ungünstige Sommertermin - als erste Gegenmaßnahme ab 2026 passé - und Konflikte mit den Anrainern ihr Übriges dabei.
Die Bemühungen des "Projekt Spielberg" mit ihren über 4.000 Mitarbeitern allein am MotoGP-Wochenende sind unübersehbar.
Doch die Liebe der Fans für ihren Sport kennt Grenzen. Wenn das Börserl immer weiter geöffnet werden muss, verzichten immer mehr. Oder sie fahren dorthin, wo Preis und Erlebnis besser zusammenpassen.
Andere Märkte boomen
Am Sachsenring und in Brünn wurden 2025 jeweils mehr als 200.000 Zuschauer gezählt, damit neue Rekorde verbucht.
Der wiederbelebte Standort in Tschechien bietet eine tolle - und weitaus billigere - Alternative für österreichische Fans, ebenso der neueröffnete Balaton Park Circuit in Ungarn.
Von mangelndem Interesse an der MotoGP in Mitteleuropa kann also keine Rede sein.
Die schier ungebrochene Dominanz von Ducati oder die Beinahe-Insolvenz von KTM sind maximal billige Ausreden, warum die Zuschauerzahlen stetig zurückgehen und heuer einen massiven Einbruch erlitten haben.
Die einfache und teure Rechnung
Die Fans haben die Wahl und präsentieren den Veranstaltern die teure Quittung.
Spielberg bietet Spektakel, verlangt dafür aber Preise, die immer weniger Menschen akzeptieren. Wer die Ränge füllen will, muss den Sport nicht neu erfinden oder neue Helden suchen.
Sondern schlicht: das Erlebnis leistbarer machen.