Die Olympischen Spiele sind für Sportler mit das Größte, das es zu erreichen gibt. Sie markieren gleichzeitig oft das Ende einer Karriere. Auch im ÖSV-Ski-Team könnte es nach den Winterspielen in Mailand und Cortina im Februar den einen oder anderen Rücktritt geben. So könnte die kommende Saison unter anderem für Vincent Kriechmayr die letzte sein. "Die Tendenz ist eher schon dahingehend", sagt der Oberösterreicher und schmunzelt anschließend: "Aber wer weiß schon." Kriechmayr erklärt: "Ich bin bald 34, ich habe bis jetzt eine schöne Karriere gehabt. Es ist ganz gut g'rennt. Da darf man auch mal zufrieden sein. Natürlich hätte ich gerne mehr gewonnen, aber das wird wahrscheinlich jeder sagen – außer Marcel Hirscher." Kriechmayr: "Es war komplett bescheuert" Kriechmayr ist die Speerspitze im ÖSV-Speed-Team. Er gewann in seiner Karriere bisher 18 Weltcup-Rennen und fünf WM-Medaillen, 2021 in Cortina zwei davon in Gold. In der abgelaufenen Saison lief es für den Oberösterreicher über weite Strecken nicht nach Wunsch. Zwei zweite Plätze in den Super-Gs in Bormio und Wengen waren das höchste der Gefühle. Einen Tag später stürzte er in der Abfahrt am Lauberhorn und verletzte sich. Zum angepeilten Blitz-Comeback in Kitzbühel kam es nicht. "Dass ich versucht habe, in Kitzbühel zu starten, war natürlich kompletter Wahnsinn. Es war komplett bescheuert", sagt Kriechmayr rückblickend. Bei der Heim-WM im Februar eroberte der Oberösterreicher dann Silber in der Abfahrt. Auch nach dem Erfolg in Saalbach ließ Kriechmayr anklingen, seine Karriere beenden zu wollen, sollte es nicht mehr für ganz vorne reichen. Zwar ist Kriechmayr nach seiner Verletzung mittlerweile wieder voll fit, sich zu überwinden fällt dem 33-Jährigen aber zunehmend schwerer. Kriechmayr: "Es wird immer zacher" "Als Junger war es für mich überhaupt kein Problem, jedes Mal zu riskieren. Als älterer Athlet ist es nicht mehr ganz so einfach, bei jedem Rennen voll zu attackieren. Ich versuche es, aber es gelingt mir nicht immer", gibt Kriechmayr zu. Man müsse sich aber stets am Limit bewegen, um mit der jüngeren Garde rund um Marco Odermatt oder Franjo von Allmen mithalten zu können. Auch im Training gebe es immer öfter Tage, an denen es Überwindung braucht. "Es fällt mir immer schwerer. Es gibt immer wieder mal Tage, an denen ich die letzten Meter gehe und mir dann aber nicht denke: Geil, jetzt tut’s weh in den Füßen. Es wird immer zacher." Ein letztes Mal Olympia Die Leidenschaft fürs Skifahren ist bei Kriechmayr dennoch weiter ungebrochen. Die Olympischen Spiele in Italien sind ein weiterer Antrieb, Edelmetall im Zeichen der fünf Ringe fehlt Kriechmayr in seiner Karriere noch. "Es sind meine ersten Olympischen Spiele in Europa. Die Begeisterung und das Flair werden anders sein – darauf freue ich mich." Es könnte das letzte große Kapitel in der Karriere von Vincent Kriechmayr sein.