Österreichs Schienenverkehr steht vor dem größten Umbruch seit Jahrzehnten. Die 5,9-Milliarden-Euro-Koralmbahn nimmt am 14. Dezember den Vollbetrieb auf und verbindet Graz mit Klagenfurt in nur 41 Minuten. Gleichzeitig erreicht der Brenner Basistunnel im Herbst einen historischen Meilenstein.

Die neuen Hochgeschwindigkeitsstrecken sollen den Zugverkehr revolutionieren und Millionen Tonnen Güter von der Straße auf die Schiene verlagern.

Südösterreichs neue Lebensader

Nach 30 Jahren Bauzeit steht die Koralmbahn vor der Vollendung. Die 130 Kilometer lange Hochleistungsstrecke mit dem 32,9 Kilometer langen Koralmtunnel verkürzt die Fahrzeit zwischen den Landeshauptstädte drastisch - von bisher über zwei Stunden auf 41 Minuten.

Die ÖBB planen 29 tägliche Verbindungen zwischen Graz und Klagenfurt. Bereits Ende Oktober rollt der erste Güterverkehr durch den neuen Tunnel. Das Projekt gilt als Herzstück des Baltisch-Adriatischen Korridors und verbindet Nordeuropa mit dem Mittelmeer.

Brenner-Durchbruch im Herbst

Beim zweiten Alpentunnel-Projekt stehen ebenfalls entscheidende Wochen bevor. Der Brenner Basistunnel hat 200 von 230 geplanten Tunnelkilometern vollendet - das entspricht 87 Prozent des Gesamtsystems.

Der grenzüberschreitende Durchschlag im Erkundungsstollen steht unmittelbar bevor. Erstmals entsteht eine durchgehende unterirdische Verbindung zwischen Österreich und Italien. Die Haupttunnelröhren sollen 2026 durchschlagen werden.

Nach der geplanten Eröffnung 2032 reduziert sich die Fahrtzeit zwischen Innsbruck und Südtirol auf 25 Minuten. Das Projekt soll den Brennerpass massiv vom Lkw-Verkehr entlasten.

Wien: U5 kommt 2026

In der Hauptstadt nimmt das größte Infrastrukturprojekt der Stadt Gestalt an. Die vollautomatische U-Bahn-Linie U5 soll zwischen Karlsplatz und Frankhplatz 2026 den Betrieb aufnehmen.

Gleichzeitig laufen Probebohrungen für die U2-Verlängerung zum Wienerberg. Die 2,2 Kilometer lange Strecke steht jedoch unter Kostendruck. Die Wiener FPÖ warnt vor einem "Milliardengrab" - die Gesamtkosten könnten von ursprünglich 5,7 auf bis zu 10 Milliarden Euro steigen.

Milliardenprogramm für Regionalstrecken

Abseits der Megaprojekte modernisieren die ÖBB das bestehende Netz mit 19,7 Milliarden Euro zwischen 2025 und 2030. Allein in der Ostregion fließen 2025 über 1,2 Milliarden Euro in den Bahnausbau.

Schwerpunkte sind die Elektrifizierung der Mattersburger Bahn und der Traisentalbahn, deren Hauptarbeiten im Sommer starteten. Die Investitionen sollen Pendler vom Auto auf die Schiene locken und die Klimaziele unterstützen.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob Österreich den Sprung zur Bahngesellschaft schafft. Mit der Koralmbahn-Eröffnung im Dezember und dem Brenner-Durchschlag beginnt eine neue Ära der Mobilität.