Kommt der neue „Volks“wagen aus China? (Claus Walter)
Der Mythos der Autonation beruht nicht zuletzt auf dem weltweiten Erfolg des billigen und soliden VW-Käfers. Bei elektrischen Fahrzeugen könnte sich diese Erfolgsgeschichte wiederholen, aber dieses Mal spielt sie eventuell in Fernost.
Das Autoland Deutschland steht mal wieder vor einer Zeitenwende. Denn mit dem sich abzeichnenden Erfolg der elektrisch angetriebenen Fahrzeuge scheinen auch die Karten beim Rennen um die globale Marktführerschaft neu gemischt zu werden. Große Entwicklungen beginnen nicht selten klein. Als sich der erste Volkswagen in Deutschland abzeichnete, spottete die New York Times 1938, dass bald abertausende „kleine Käfer“ die deutschen Autobahnen zupflastern würden. Als nach dem zweiten Weltkrieg dann wirklich nennenswerte Stückzahlen dieser Käfer, die erst einige Jahre später den heute bekannten Namen erhielten, vom Band liefen, waren sie nicht nur hierzulande beliebt. Rasant entwickelte sich der Volkswagen zum weltweit meistverkauften Fahrzeug seiner Zeit und hier wurde der Grundstein vom deutschen Autoland gelegt. Aber gerade wird man das Gefühl nicht los, dass wir Zeuge einer ähnlichen Entwicklung werden, die allerdings ganz woanders stattfindet: in China.
Chinesische eModellflut.
Hier schießen gerade neue Elektromodelle quasi aus dem Boden: Marken wie HiPhi, Zeekr oder Arcfox sind neben dutzenden anderen dort auf Automessen zu bewundern. Und auch der weltweit wohl wachstumsstärkste Autokonzern im Elektromobilbereich kommt aus dem Reich der Mitte - BYD. Warum sollten Sie sich gerade diesen Namen merken? Lange Zeit galten die amerikanische Tesla-Modelle als „die“ Elektroautos und der Elon Musk-Konzern verkaufte rund doppelt so viel reine eMobile wie der global größte Fahrzeugbauer Volkswagen. Die Wolfsburger schienen aber auf dem Weg, mit günstigeren eModellen zwar nicht die Technologieführerschaft, aber zumindest große Anteile dieses Zukunftsmarktes als Nummer zwei für sich erobern zu können. Im letzten Jahr wandelte sich jedoch dieses Bild: BYD schaffte es, seine Zahl verkaufter eFahrzeuge um 180 Prozent zu steigern und kratzt an der Millionengrenze. Zum Vergleich, Tesla liegt noch immer an der Spitze mit rund 1,3 Millionen eAbsatz, konnte aber nur um 40 Prozent zulegen. VW schaffte es, die Marke von einer halben Million abgesetzter eAutos zu überspringen, aber liegt jetzt schon deutlich auf dem dritten Platz und wächst langsamer als die Konkurrenz. Dabei haben die Chinesen noch ein paar Asse im Ärmel.
Billige Power.
Denn BYD ist nicht nur im Autogeschäft eine ernst zu nehmende Größe, auch im Akku-Markt spielen die Chinesen ganz vorne mit. Besonders spannend, sie forschen an einem Natrium-Ionen-Akku, der ohne problematische Rohstoffe wie Lithium oder Kobalt auskommen soll und eMobilität erheblich billiger machen würde. Was das bedeuten könnte, lässt die Ankündigung des BYD-Modells „Seagull“ erahnen, in dem die neue Technologie eventuell schon zum Einsatz kommen könnte und das noch in diesem Jahr in China eingeführt werden soll: Das Einsteigerfahrzeug mit einer 300 Kilometer Reichweite soll umgerechnet unter 9000 Euro kosten. Zum Vergleich, dass erst für 2025 geplante vollelektrische VW-Kleinwagenmodell ID2 soll es für knapp 25.000 Euro geben.
Langfristiger Vermögenserfolg. So mancher wird jetzt sagen, mit der Qualität deutscher Fahrzeuge können die Chinesen nie mithalten. Das ist aber überhaupt nicht so eindeutig, wie viele denken. Das kann jeder ausprobieren, wenn er sich bei einem der großen Fahrzeugvermieter ein eAuto ausleiht. Chinesische Fahrzeuge sind in den Flotten keine Seltenheit und sind schon heute technologisch näher am Marktführer Tesla als so manches deutsches Modell. Wenn es BYD und Co gelingt, ihre preiswerten Modelle Jahre vor der deutschen Konkurrenz auf den globalen Markt zu bringen, könnte selbst im deutschen Autoland der neue „Volks“wagen nicht mehr aus Wolfsburg, sondern – so leid uns das auch für die heimischen Fahrzeugbauer tut - aus Fernost kommen. Sie werden sich jetzt fragen, warum interessiert es einen Vermögensverwalter, welcher Fahrzeughersteller sich bei der eMobilität durchsetzt? Wir verteilen für unsere Kunden Kapital immer auf eine Vielzahl von Branchen zur Risikostreuung. In diesen einzelnen Segmenten suchen wir dann die aussichtsreichsten Kandidaten aus, um zu investieren. Dabei spekulieren wir nicht auf kurzfristige Kursentwicklungen, sondern suchen nach langfristig erfolgsversprechenden Geschäftsmodellen. Gleichzeitig behalten wir aktuelle Entwicklungen Blick, die die Vorzeichen in Märkten ändern können und reagieren möglichst frühzeitig, in dem wir ganze Bereiche oder einzelne Aktien geringer oder stärker gewichten oder ganz gegen attraktivere Kandidaten austauschen. Wir sind davon überzeugt, dass die Beteiligung an erfolgreichen Unternehmen letztlich der beste Schutz für den Erhalt der Vermögen unserer Kunden ist, insbesondere auch unter dem Aspekt Inflation.
Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Meinungen und Anlagestrategien finden Sie auf www.v-check.de.
Aus dem Börse Express PDF vom 30.06.2023
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