Für die entwickelten Märkte wird mit einem Wachstum des BIPs zwischen 1,1 und 1,9 Prozent in den Jahren 2023 bis 2027 gerechnet. In den Entwicklungsländern dagegen soll dieser Wert im gleichen Zeitraum zwischen erbaulichen 3,7 und 4,3 Prozent liegen. Es scheint auf der Hand zu liegen, wo man sein Kapital rentierlicher anlegen kann.

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: Den Chancen durch dynamisches Wachstum und eine erstarkende Mittelschicht im globalen Süden stehen regionenspezifische Risiken entgegen. Der starke Einfluss des US-Dollars auf die konjunkturelle Entwicklung der Emerging Markets beispielsweise ist ein Risiko, das in diesem Jahr besonders virulent ist. Seit Jahresbeginn hat der US-Dollar Index 17,7 Prozent hinzugewonnen. Das bedeutet, dass Unternehmen in Entwicklungsländern mehr Geld in ihrer eigenen Währung aufbringen müssen, um Dollar-Schulden zu bezahlen. Gleichzeitig leiden die Emerging Markets unter einer Doppelbelastung bei Importen.

Da wesentliche Importgüter und insbesondere Energieträger in US-Dollar zu bezahlen sind, kommt zu der grassierenden Preisinflation zusätzlich die Stärke des US-Dollars als Teuerungstreiber hinzu. All das stellt eine Bürde für Unternehmen dar, die in den Emerging Markets beheimatet sind. Das Resultat? Im 3. Quartal dieses Jahres flossen zum ersten Mal seit dem Corona-Quartal (Q2 2020) ETF-Gelder aus den Emerging Markets in Höhe von knapp 5,4 Mrd. US-Dollar ab.

Neben diesem monetären US-Dollar-Risiko muss man ein Auge auf die Aspekte Rechtssicherheit und Korruption haben. Der jährlich von Transparency International erhobene Corruption Perceptions Index veranschaulicht, dass die meisten Länder der Emerging Markets von einem überdurchschnittlichen Level an Korruption betroffen sind.

Doch nun zu dem Schluss zu kommen, eine Investition in Emerging Markets lohne wegen dieser Risiken nicht, wäre falsch. Es handelt sich um stark wachsende Ökonomien mit einer oft jungen und zunehmenden Bevölkerung, in denen sich hervorragenden Anlagechancen finden. Entscheidend ist, wie man investiert. ETFs fallen vielen Anlegern als erstes ein, sind für die Emerging Markets aber nicht zu empfehlen. Wir raten klar zu aktiv verwalteten Fonds. Nur sie können die folgenden Aspekte berücksichtigen, die bei Investitionen in den Emerging Markets entscheidend sind.

An vorderster Stelle: Der Anlageerfolg beginnt mit der Auswahl der richtigen Länder und Regionen. Hinter dem Begriff Emerging Markets steckt eine hoch diverse Auswahl an Ländern und Regionen. Osteuropa gehört dazu, ebenso wie Lateinamerika, Afrika und Südostasien. Alle diese Länder und Regionen sind unterschiedlichen Einflussfaktoren auf ihre Konjunktur ausgesetzt. Ein Vergleich der diesjährigen Aktienperformance zwischen den Emerging Markets in Lateinamerika und Asien macht das deutlich. Während der lateinamerikanische Index 16,3 Prozent im Plus steht, verlor der Asien-Index rund 31,7 Prozent. Lateinamerika konnte von den gestiegenen Rohstoffpreisen profitieren, während Südostasien durch die Abhängigkeit vom IT-Sektor belastet wurde.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die gründliche Analyse der geschäftlichen Fundamentaldaten von Unternehmen. Das schafft Klarheit über die Anfälligkeit für Risiken wie einen zu starken US-Dollar. Bewegt sich beispielsweise der Umsatzanteil von US-Dollar in ähnlicher Höhe wie die US-Dollar-Schulden, sind Währungsschwankungen nicht per se ein Problem. Zudem können durch Besuche vor Ort und ein gut funktionierendes Netzwerk von lokalen Geschäftsleuten die Betrugsrisiken minimieren. Zu guter Letzt hat sich für viele erfolgreiche Investoren bezahlt gemacht, in inhabergeführte Unternehmen ohne Beziehungen zur Politik zu investieren. Der Interessengleichklang mit den Inhabern sorgt für langfristige und wohlüberlegte Managemententscheidungen. Und dass die Unternehmen sich von der Politik fernhalten, minimiert das Risiko, von einem Korruptionsskandal heimgesucht zu werden.

In unserer Praxis als Fondsselektoren durften wir einen Fondsmanager kennenlernen, der entlang dieser Grundprinzipien investiert. Sein Ergebnis? Seit 2008 konnte er eine jährliche Rendite von 7,0 Prozent jährlich erzielen, während der MSCI Emerging Markets Index eine jährliche Rendite von 1,8Prozent im gleichen Zeitraum lieferte. Wir glauben, Emerging Markets sind eine großartige Chance für jeden Investor und wertvoller Bestandteil jedes Portfolios. Man muss nur wissen, wie man investiert.

Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Meinungen und Anlagestrategien finden Sie auf www.v-check.de.

 

 

Aus dem Börse Express PDF vom 18.11. hier zum Download

 

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