Gustav Klimt und Vorarlberg gehören zusammen – was absurd klingt, zeigt jetzt eine bahnbrechende Ausstellung in Hohenems. Die Schau "Gustav Klimt und Vorarlberg" öffnet heute ihre Pforten und wirft erstmals Licht auf die unbekannte Beziehung zwischen dem Jugendstil-Maestro und Österreichs westlichster Region.

Bis 6. Januar 2026 können Besucher in der Sammlung Hans Bäumler eine Geschichte entdecken, die bisher im Verborgenen lag. Anstatt bekannter Ölgemälde zeigt Kurator Tobias G. Natter eine faszinierende Verflechtung von Kunst, Industrie und persönlicher Freundschaft.

Die überraschende Freundschaft

Das Herzstück bildet die Verbindung zwischen Klimt und dem Dornbirner Textilfabrikanten Julius Rhomberg (1869–1932). Die beiden lernten sich 1889 kennen, als der junge Rhomberg zur kaufmännischen Ausbildung nach Wien kam.

Obwohl Klimt als reiseunlustig galt und vermutlich nie Vorarlberg besuchte, entwickelte sich eine dauerhafte Freundschaft. Ein Highlight der Ausstellung: eine von Klimt persönlich gestaltete Glückwunschkarte zur Hochzeit Rhombergs 1895.

"Die Spurensuche ergab viel mehr, als wir gedacht haben", erklärt Ex-Museumsdirektor Natter bei der Presseführung.

Jugendstil trifft Industrie

Die Ausstellung zeigt erstmals farbprächtige Jugendstilstoffe, die Rhombergs Firma Herrburger & Rhomberg nach Entwürfen aus dem Klimt-Kreis herstellte. Diese Textilien waren europaweit gefragt und demonstrieren, wie die Secessions-Idee der Kunstdurchdringung in Vorarlberg industrielle Realität wurde.

"Dieser Auftritt verlieh Herrburger & Rhomberg innerhalb der österreichischen Textilindustrie einen Sonderstatus", so Natter. Verstärkt wurde die Verbindung durch Hermann Flöge – Bruder von Klimts Lebensgefährtin Emilie und Prokurist in Rhombergs Wiener Niederlassung.

Kulturelles Großereignis für die Region

Die Sammlung Hans Bäumler positioniert sich mit dieser Sensation als wichtiger Kultur-Akteur. Eine Kooperation mit dem Stadtmuseum Dornbirn vertieft die historischen Zusammenhänge – ein Kombiticket ermöglicht den Besuch beider Ausstellungen.

Künftig soll es jährlich eine Sonderausstellung mit regionalem Bezug geben.

Vorarlberg neu entdeckt

Die Schau stellt das Bild Vorarlbergs als abgelegene Alpenregion in Frage. Um 1900 lag das Land geografisch am Rand der Monarchie, suchte aber "energisch den wirtschaftlichen Anschluss an die Moderne", wie Natter betont.

Die Klimt-Rhomberg-Verbindung personifiziert diesen Brückenschlag zwischen Provinz-Innovation und Wiener Avantgarde. Für Kunsthistoriker öffnen sich neue Forschungsfelder, während die Öffentlichkeit eine verborgene Facette des österreichischen Kunst-Genies entdecken kann.

Die Ausstellung läuft bis 6. Januar 2026 in der Sammlung Hans Bäumler, Hohenems.