Ein Zögern beim Klimaschutz wird die EU bis 2050 über 5 Billionen Euro kosten. Das zeigt eine neue Studie der Wirtschaftsuniversität Wien, die diese Woche vorgestellt wurde.

Die Analyse der Klimaökonomin Professor Sigrid Stagl warnt vor dramatischen Folgen: Ohne effektive Klimaschutzmaßnahmen sinkt das EU-Bruttoinlandsprodukt um sieben Prozent – das entspricht Verlusten von 5,6 Billionen Euro bis 2050.

Die Botschaft ist eindeutig: Jeder in den Klimaschutz investierte Euro spart vier bis zehn Euro an Folgekosten durch Klimaschäden ein.

Millionen Arbeitsplätze in Gefahr

Die konkreten Zahlen der Studie sind alarmierend. Seit 1980 verursachten extreme Wetterereignisse in Europa bereits Schäden von 738 Milliarden Euro – mehr als Belgiens gesamtes BIP von 2024.

Bei drei Grad Erwärmung drohen noch drastischere Verluste:
* Jährliche BIP-Verluste von bis zu zehn Prozent
* Zwei bis fünf Millionen gefährdete Arbeitsplätze in Landwirtschaft, Bau und Tourismus
* Ernteverluste von bis zu 30 Prozent in Süd- und Osteuropa
* Klimabedingte Schäden von 30 bis 50 Milliarden Euro pro Jahr allein durch Ernteausfälle

Die Gesundheitskosten explodieren ebenfalls. Schon heute fordern klimabedingte Folgen jährlich 80.000 Menschenleben und verursachen Kosten von 400 Milliarden Euro.

Politik zwischen Transformation und Widerstand

Die Studie erscheint zur brisanten Zeit. Während die EU-Kommission eine 90-prozentige Emissionsreduktion bis 2040 anstrebt, wächst der Widerstand in mehreren Mitgliedstaaten.

Kritiker fürchten eine Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit durch das neue Emissionshandelssystem ETS2, das ab 2027 CO2-Kosten im Verkehr und bei Gebäuden erhöht. Industrieverbände warnen vor Produktionsverlagerungen ins Ausland.

Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache: Die Transformation kostet deutlich weniger als die langfristigen Klimaschäden.

Nord gegen Süd: Wachsende Ungleichheit

Besonders kritisch entwickelt sich die Kluft zwischen Nord- und Südeuropa. Südeuropäische Länder tragen bereits heute die größten Verluste durch Hitze und Dürre, während Küstenregionen von Überschwemmungen bedroht sind.

Professor Stagl fordert daher eine Verdreifachung der aktuellen Klimaschutzinvestitionen. Ihre Empfehlung: Mindestens ein Prozent des EU-BIP sollte jährlich in klimafreundliche Projekte fließen.

Die Entscheidung liegt jetzt

Die kommenden Monate werden über Europas wirtschaftliche Zukunft entscheiden. Die Diskussionen um das Klimaziel 2040 und die konkrete Ausgestaltung des ETS2 prägen die Rahmenbedingungen für Jahrzehnte.

Wie Österreichs Klimaschutzministerin Leonore Gewessler es formuliert: "Die Klimakrise ist ein Milliardengrab für unsere Wirtschaft. Nichts ist teurer als Nichtstun."

Die Wahl ist klar: Entweder Europa investiert jetzt gezielt in die Transformation – oder riskiert eine Klimakrise, deren Kosten die heutigen Investitionen um ein Vielfaches übersteigen.