Stabilität ist das Sprungbrett für Fortschritt. Wer will, dass die Dinge bleiben, wie sie sind – geschweige denn die Zukunft mitgestalten, mithalten oder gar vorne dabei sein will – muss heute mehr denn je bereit sein, sich zu bewegen. In einer Welt im technologischen, geopolitischen und regulatorischen Wandel braucht es dazu Anpassungsfähigkeit. Stabilität entsteht durch Bewegung – wie beim Kreisel, der nur durch Dynamik im Gleichgewicht bleibt. Liechtenstein setzt auf ein bewusst gestaltetes Zusammenspiel von Innovation, Digitalisierung und Regulierung, um Resilienz zu sichern und die Zukunft aktiv zu gestalten.

Kleine Staaten, klare Adressierung.

Liechtenstein kann in vielen Bereichen direkt und flexibel reagieren – mit kurzen Wegen, klaren Verantwortlichkeiten und gezielter Schwerpunktsetzung. Das zeigte sich bei der Einführung des weltweit beachteten Rechtsrahmens für digitale Vermögenswerte, lange bevor die EU mit der Regulierung über Märkte für Kryptowerte (MiCAR) nachzog. Liechtenstein hat rechtliche Fragestellungen adressiert, die andernorts noch ungelöst sind – etwa mit dem Zivilrecht für digitale Vermögenswerte (Token), die ein Recht oder einen Wert darstellen und mittels Blockchain-Technologie übertragen werden können, dem Ausleihen von Token oder bei der Verwahrung einzigartiger digitaler Token (NFTs). Mehr und mehr zeigt sich dabei: die Regulierung schafft die Grundlagen, ihre Anwendung und Auslegung durch Behörden ist nachfolgend mitentscheidend für Standortqualität und Innovationserfolg. Gute Regulierung ist nicht nur eine Frage von Paragrafen, sondern auch von Haltung. Wie klar ist die Kommunikation? Wie qualitativ sind Wegleitungen, Schnittstellen und Dialoge? Genau hier können kleine Staaten mit Klarheit, Dialog und Verantwortungsbewusstsein punkten.

Governance als Standortvorteil.

Vertrauen in Technologie entsteht dort, wo komplexe Entwicklungen verstanden, eingeordnet und verantwortungsvoll gestaltet werden. Es braucht klare Regeln, nachvollziehbare Zuständigkeiten und ein Verständnis für die Richtung europäischer und internationaler Entwicklungen. Die Stabsstelle für Digitale Innovation koordiniert ressortübergreifend strategische Rahmenbedingungen und beschäftigt sich mit den zugrundeliegenden Entwicklungen und Zielsetzungen europäischer Initiativen wie der European Business Wallet (EUBW), die in Hinkunft zentrale Funktionen wie digitale Unternehmensidentität, KYC, E-Invoicing oder Product Passports ermöglichen soll. Kleine Staaten können frühzeitig erkennen, was „Governance readiness“ bedeutet – und sich darauf vorbereiten.

Sicherheit ist mehr als Cyberschutz.

Digitale Resilienz ist längst Teil nationaler Sicherheit. Je vernetzter Märkte und Datenströme, desto entscheidender sind vertrauenswürdige Systeme. In einer digitalen Welt ist Sicherheit somit nicht allein technischer Schutz, sondern strukturelles Vertrauen. Wer Datenströme, Identitäten und digitale Prozesse zukunftssicher gestalten will, braucht Systeme, die vertrauenswürdig, nachvollziehbar und interoperabel sind. Gerade in geopolitisch unsicheren Zeiten ist es essenziell, über technische Einzelmaßnahmen hinauszudenken, hin zu Resilienz durch Architektur, Verbindlichkeit und Transparenz, die wieder Vertrauen in der digitalen Welt schafft. Es geht nicht um Kontrolle, sondern um das Bewusstsein, dass digitale Sicherheit strategisch mitgedacht und gestaltend begleitet werden muss – als Querschnittsthema staatlicher Verantwortung.

Denken in Generationen.

Wer nachhaltige Innovation ermöglichen will, muss sie langfristig denken, nicht als Projekt, sondern als strukturelle Verantwortung. Liechtenstein setzt auf verlässliche Rahmenbedingungen, institutionelle Klarheit und langfristige Qualität und schafft so die Brücke zwischen gewachsener Stabilität und zukunftsgerichteter Erneuerung. Mit strategisch ausgerichteter Koordination, liberaler Haltung und konsequenter Verantwortung für das Ganze zeigt der Kleinstaat: Zukunftsfähigkeit ist kein Zufall. Kleine Staaten, große Wirkung – wenn sie mutig gestalten und Verantwortung ernst nehmen.

 

 

Über Dr. Clara Guerra
Dr. Clara Guerra leitet die Stabsstelle für Digitale Innovation des Fürstentums Liechtenstein. Die im April 2025 strategisch neu ausgerichtete Einheit koordiniert ressort-übergreifend die Umsetzung europäischer Digitalisierungsrechtsakte und gestaltet die regulatorischen und strukturellen Rahmenbedingungen für die digitale Weiterentwicklung von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Clara Guerra steht für eine innovationsfreundliche, verantwortungsbewusste Gestaltung des digitalen Wandels – mit Blick auf Zukunftsfähigkeit, Vertrauen und internationale Anschlussfähigkeit.

Über Die Stabsstelle für Digitale Innovation (SDI)
Die Stabsstelle für Digitale Innovation (SDI) ist die zentrale Koordinations- und Beratungsstelle für Innovation und Digitalisierung in Liechtenstein. Als Querschnittsstabsstelle des Ministeriums für Präsidiales und Finanzen arbeitet sie an der Schnittstelle zwischen Staat, Wirtschaft und Gesellschaft – mit dem Ziel, die Zukunftsfähigkeit und Wettbewerbsstärke des Standorts Liechtenstein im digitalen Zeitalter nachhaltig zu sichern und zu stärken. Darüber hinaus übernimmt sie eine zentrale regulatorische Rolle, indem sie die Übernahme, Umsetzung und den Vollzug der EU-Digitalisierungsrechtsakte koordiniert. Mehr dazu hier.

 

 

Aus dem Börse Express PDF vom 05.06.2025 - hier zum kostenlosen Download

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