KIM-Verordnung blockiert junge Eigenheimkäufer in NÖ
                                        Der Traum vom Eigenheim platzt für junge Menschen in Niederösterreich an den strengen Finanzierungsregeln. Die umstrittene KIM-Verordnung macht Immobilienkredite nahezu unmöglich - doch ihr Ende rückt näher.
Die seit August 2022 geltende Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung fordert 20 Prozent Eigenkapital, begrenzt Kreditraten auf 40 Prozent des Nettoeinkommens und erlaubt maximal 35 Jahre Laufzeit. Für Berufseinsteiger ohne ererbtes Vermögen sind diese Hürden kaum überwindbar.
Das Ergebnis ist dramatisch: Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten für Neubauten brach 2023 um rund 70 Prozent ein. Die niederösterreichische Wirtschaftskammer bezeichnet die Verordnung als "straffes Korsett", das den Markt abgewürgt habe.
Extreme Preis-Unterschiede zwischen Wien-Umgebung und Land
Parallel zu den Finanzierungsbarrieren bleiben die Immobilienpreise hoch. Der Landesdurchschnitt liegt bei 2.031 Euro pro Quadratmeter für Häuser und 2.329 Euro für Eigentumswohnungen.
Die Preis-Schere klafft jedoch gewaltig auseinander:
* Mödling: über 5.200 Euro/m²
* Horn: ca. 1.240 Euro/m²
 Waidhofen an der Thaya*: ca. 1.061 Euro/m²
Selbst in günstigen Lagen blockieren die Finanzierungsregeln den Immobilienerwerb. Junge Familien müssen entweder weite Pendelstrecken akzeptieren oder den Eigenheim-Traum begraben.
Zinswende bringt erste Erleichterung
Ein Hoffnungsschimmer zeigt sich bei den Zinsen. Nach den drastischen EZB-Erhöhungen zur Inflationsbekämpfung folgte seit Mitte 2024 die Trendwende.
Aktuelle Kreditzinsen (November 2025):
* Variable Zinsen: 2,88 Prozent
* 10-jährige Fixzinsen: 3,15 Prozent
Die Oesterreichische Nationalbank bestätigt eine leichte Nachfrage-Erholung bei Wohnkrediten durch sinkende Zinsen und gestiegene Realeinkommen.
Das Land Niederösterreich steuert mit zinsgünstigen Landesdarlehen gegen. Die NÖ Wohnbauförderung belohnt besonders energieeffizientes Bauen. Für 2024 und 2025 gibt es zusätzlich einen Bundeszuschuss von bis zu 10.000 Euro.
Banken fordern Ende der "starren Regeln"
Michael Höllerer, Generaldirektor von Raiffeisen NÖ-Wien, begrüßt das geplante Auslaufen der KIM-Verordnung als "wichtige Weiche". Die strikte Regulierung hat nicht nur Käufer blockiert, sondern auch Bauwirtschaft und Baunebengewerbe schwer getroffen.
Zahlreiche Projekte liegen auf Eis, weil die Nachfrage eingebrochen ist. Experten aus Wirtschaft und Banken sind sich einig: Die starren Regeln passen nicht mehr zum veränderten Zinsumfeld.
Wende zum 30. Juni 2025 erwartet
Der entscheidende Wendepunkt kommt am 30. Juni 2025, wenn die KIM-Verordnung planmäßig ausläuft. Wirtschaftskammer NÖ und Bankenvertreter erwarten eine spürbare Marktbelebung.
Die Kreditvergabe wird wieder stärker auf individueller Bonitätsprüfung basieren statt auf starren Regeln. Junge Familien und Erstkäufer erhalten bessere Finanzierungschancen - auch mit geringerem Eigenkapital.
Banken warnen jedoch: Auch künftig werden sie auf verantwortungsvolle Kreditvergabe und interne Risikostandards achten. Der Eigenheim-Traum wird nicht über Nacht für jeden realisierbar - aber die größte künstliche Hürde der letzten Jahre fällt weg.








