Irische Betrüger nutzen künstliche Intelligenz für täuschend echte Fake-Werbung mit Prominenten. Die Masche zielt gezielt auf Menschen über 50 – mit verheerenden Folgen.

Die irische Zentralbank und nationale Bankenverbände schlagen Alarm: Eine neue Generation von Anlagebetrügern setzt auf KI-generierte "Deepfakes" von Prominenten, um ihre Opfer in die Falle zu locken. Die durchschnittlichen Verluste liegen zwischen 30.000 und 40.000 Euro pro Person. Allein in den drei Monaten bis Oktober 2025 stiegen die gemeldeten Fälle um 21 Prozent.

Doch wie funktioniert dieser digitale Raubzug? Und warum fallen so viele darauf herein?

Wenn Stars zu unwissenden Komplizen werden

Die Methode ist perfide: Betrüger erschaffen mit KI-Tools realistische Videos bekannter irischer Persönlichkeiten, die angeblich für Anlageprodukte werben. Diese Fake-Endorsements tauchen als bezahlte Werbung in sozialen Medien auf oder werden in gefälschten Nachrichtenartikeln platziert.

Niamh Davenport, Leiterin der Abteilung Finanzkriminalität beim irischen Bankenverband BPFI, beschreibt den typischen Ablauf: Ein Klick auf "Mehr erfahren", die Eingabe von Kontaktdaten – und schon meldet sich ein vermeintlicher "Finanzberater". Die Anrufer geben sich professionell, nutzen Logos echter Banken und erstellen sogar gefälschte Social-Media-Profile. Das Ziel: Überweisungen auf betrügerische Plattformen für Anleihen, Aktien oder Kryptowährungen.

Besonders dreist: In manchen Fällen überreden die Kriminellen ihre Opfer, Software zu installieren – und verschaffen sich so direkten Zugriff auf sensible Daten.

31 Millionen Euro Schaden – und die Dunkelziffer dürfte höher liegen

Die finanziellen Folgen sind dramatisch. Detective Sergeant Niall Smith vom Garda National Economic Crime Bureau berichtet von Verlusten, die bei 250 Euro beginnen und schnell auf ein Vielfaches der Durchschnittssumme ansteigen können. 2024 verloren Iren durch Anlagebetrug fast 31 Millionen Euro – mehr als doppelt so viel wie 2021 mit 14 Millionen Euro.

Die Opfer? Keine reichen Investoren, sondern oft Menschen, die jahrelang für ihre Altersvorsorge gespart haben. "Sie wollen ihre Finanzen vor dem Ruhestand aufbessern", erklärt Smith. Eine verständliche Motivation – die skrupellose Betrüger gnadenlos ausnutzen.

Colm Kincaid, stellvertretender Gouverneur der irischen Zentralbank, warnt: "Die Betrugsmaschen werden immer raffinierter." Die Betrüger verzichten inzwischen auf unrealistische Traumrenditen. Stattdessen bieten sie Erträge, die nur leicht über Marktniveau liegen – schwerer als Falle zu erkennen.

Die Gegenoffensive: Aufklärung als Waffe

Als Reaktion hat die irische Zentralbank eine Aufklärungskampagne gestartet. Auch der Bankenverband BPFI warnt mit seiner FraudSmart-Initiative gezielt Menschen über 50 vor den täuschend echten Angeboten.

Die Botschaft der Behörden ist klar: Skeptisch bleiben. Kincaid appelliert: "Nehmen Sie sich Zeit, um Online-Informationen zu überprüfen. Arbeiten Sie nur mit regulierten Finanzdienstleistern zusammen."

Die Zentralbank empfiehlt den "SAFE-Test":
- Stopp – Innehalten vor vorschnellen Entscheidungen
- Ask – Kritische Fragen zum Angebot stellen
- Fact-check – Legitimität auf offiziellen Registern prüfen
- Expose – Verdachtsfälle melden

Die Zukunft des digitalen Betrugs

Mit fortschreitender KI-Technologie wird die Erstellung überzeugender Deepfakes immer einfacher. Bereits jetzt mussten zahlreiche irische Prominente öffentlich klarstellen, dass sie nie für diese "Investments" geworben haben – ihr digitales Abbild wurde ohne Einwilligung missbraucht.

Die Lehre? Was im Netz zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch nicht. In Zeiten von KI-generierten Fälschungen gilt mehr denn je: Vertrauen ist gut – Kontrolle ist überlebenswichtig.