Olympia steht vor der Tür und Japan will sich von seiner besten Seite zeigen. Pandemiebedingt mussten viele Vorhaben der Organisatoren begraben werden. Was den Vorstoß in Richtung Wasserstoffwirtschaft angeht, sind die Ambitionen jedoch ungebrochen. Wir sollten also damit rechnen, dass Wasserstoff in der medialen Berichterstattung großen Raum einnimmt in den nächsten Wochen. Es könnte sich daher lohnen, sich im Vorfeld mit japanischen Wasserstoff-Aktien vertraut zu machen.

Wie Olympia als Schaufenster für japanische Wasserstoff-Aktien genutzt wird

Schon seit mehreren Jahren ist bekannt, dass Tokios erfolgreiche Olympiabewerbung dazu genutzt werden soll, Japans starke Position bei Brennstoffzellen und anderen Wasserstoff-Technologien zu demonstrieren. Für mich war dieses Vorhaben einer der Anstöße dafür, seit 2017 Wasserstoff-Aktien genauer zu beobachten. Die Zeit war reif.

Seither organisieren sich die asiatischen, europäischen und amerikanischen Spieler entlang der Wertschöpfungsketten mit hoher Intensität. Seit 2019 ist Wasserstoff fast zum Tagesgespräch geworden und für 2020 war der große Auftritt in Tokio geplant. Staatlich geförderte Industriekonsortien haben viele Dutzend Wasserstofftankstellen aufgebaut. In Tokio und anderen Städten fahren zahlreiche Wasserstoffbusse und Zehntausende Wasserstoffautos.

Hinzu kommt ein großes landesweites Programm für stationäre Brennstoffzellensysteme zur Gebäude-Energieversorgung. Andere Forschungsanstrengungen konzentrieren sich auf die Produktion, die Speicherung, den Transport und den Einsatz von Wasserstoff. Letztlich ist also an alles gedacht, um eine wasserstoffbasierte Gesellschaft zu schaffen.

Das olympische Dorf soll dabei als anschaulicher Mikrokosmos dienen. Tausende Athleten, Funktionäre und Medienvertreter aus fast allen Ländern der Welt werden Eindrücke davon mit nach Hause nehmen. Davon könnten japanische Wasserstoff-Aktien trotz des Wegfalls des internationalen Publikums nachhaltig profitieren. Aber wer sind eigentlich die zentralen Spieler in diesem Land?

Diese Unternehmen schaffen die japanische Wasserstoffwirtschaft

Die Toyota Group

Spezialisten, die sich ausschließlich den Themen Brennstoffzellen und Elektrolyse widmen, gibt es in Japan kaum. Primär ist das Know-how bei den großen Konglomeraten angesiedelt. Am bekanntesten ist Toyota (WKN: 853510), das mit dem Brennstoffzellenauto Mirai Pionierarbeit geleistet und den Wasserstoffbus „Sora“ im Angebot hat.

Seit Oktober 2020 arbeiten Toyota und die Tochter Hino auch an der Entwicklung von schweren H2-Lkws. Eine Reihe von weiteren Unternehmen im Toyota-Universum (Keiretsu) beschäftigen sich intensiv mit dem Thema. So liefern etwa Toyota Industries und Denso mechanische Komponenten für Brennstoffzellensysteme, während Toyota Material Handling Wasserstoff-Gabelstapler baut.

Interessant ist auch Toyota Tsusho, unter anderem zuständig für den Aufbau von internationalen Lieferketten auf vielfältigen Gebieten. Seit Jahren knüpft der Konzern Beziehungen zu Brennstoffzellen-Spezialisten weltweit, darunter die Oorja, Ballard Power (WKN: A0RENB) und SFC Energy (WKN: 756857). Zuletzt erfolgte ein Investment in den japanischen Hydrogenics-Partner und Systemintegrator Enoah. Darüber hinaus investiert Tsusho an der Seite von Air Liquide (WKN: 850133) in die Tankstellen-Infrastruktur.

Chairman Jun Karube hat noch eine Menge vor: „Ich sehe im Wasserstoff ein immenses Potenzial für den Aufbau von kohlenstofffreien Wertschöpfungsketten, die an die Bedürfnisse und Gegebenheiten der jeweiligen Region angepasst sind. Der Aufbau dieser Wertschöpfungsketten wird Möglichkeiten für die Strukturierung neuer Geschäftsmodelle auf der ganzen Welt bieten.“

Weitere Akteure

Zu den großen Treibern gehört auch Iwatani (WKN: 851298). Der Industriegasekonzern gibt an, bereits seit 1941 daran zu arbeiten, Wasserstoff als ultimativen Energieträger voranzubringen. Iwatani engagiert sich international beim Aufbau von Tankstellennetzen und will bei der Herstellung, Verflüssigung und Distribution von Wasserstoff eine bedeutende Rolle spielen.

Ein wichtiger Partner von Iwatani ist dabei Kawasaki Heavy Industries (WKN: 858920), das große Speicher und Transportschiffe für Flüssigwasserstoffe baut sowie diverse Anwendungen für Brennstoffzellen entwickelt.

An vielen Großprojekten ist zudem Toshiba (WKN: 853676) auf diversen Ebenen beteiligt. Von stationären Brennstoffzellen jeder Größe, die bereits seit 1960 entwickelt werden, bis hin zur Realisierung von komplexen wasserstoffbasierten Projekten.

Sollte man in japanische Wasserstoff-Aktien investieren?

Man könnte noch einige weitere wichtige Spieler nennen, aber ich denke, es wird deutlich, dass die japanische Industrie hier an einem Strang zieht, um konzertiert die Vision einer wasserstoffbasierten Gesellschaft umzusetzen. Und auch wenn sich aktuell noch vieles in Japan abspielt, zeigen sich die internationalen Ambitionen deutlich.

Während der Rest der Welt in Batterien und Schnellladenetze investiert, will Japan möglichst schnell die Grundlagen für die vermeintlich überlegene Wasserstoffwirtschaft legen. Aktuell ist schwer einzuschätzen, wie groß der Erfolg sein wird. Aber es könnte interessant sein, sich im Umfeld der Olympischen Spiele ein Bild davon zu machen, wie viel Dynamik dort drinsteckt.

Die japanischen Wasserstoff-Aktien haben aufgrund ihrer breiten Diversifizierung sicherlich kein Verzehnfacher-Potenzial. Dafür sind sie im Vergleich zu den heiß gehandelten Elektrolyse- und Brennstoffzellen-Aktien regelrechte Schnäppchen.

Der Artikel Japanische Wasserstoff-Aktien: Kommt jetzt der olympische Schub? ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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