Japan im Fokus (Jürgen Brückner)
16.10.2023 | 12:10
Die Entwicklung der japanischen Wirtschaft ist im letzten Quartal erstmals nach vielen Jahren wieder verstärkt ins Visier der Analysten geraten, da eine Abkehr von der bisher verfolgten „yield curve control“-Politik der Notenbank (das heißt das Festhalten an einer bestimmten Rendite für die zehnjährigen Zinsen für Staatsanleihen) als Risiko für die Entwicklung auch der anderen Anleihemärkte der Welt gesehen wird. Eine Lockerung der bisherigen Politik wird umso wahrscheinlicher, wie die japanische Wirtschaft an Stärke gewinnt. Ein wichtiger Indikator für die Einschätzung der Wirtschaftslage ist der vierteljährlich veröffentlichte sogenannte TANKAN-Bericht (ähnlich dem deutschen Ifo-Bericht). Im September zeigte der Bericht eine deutliche Verbesserung an. Das Wachstum ist in einigen Sektoren jedoch vor allem durch den schwachen Yen getrieben.
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Der schwache Yen und die immer noch ultra-niedrigen Zinsen haben besonders den Immobilienmarkt beflügelt. Die besseren Wachstumsaussichten und der im internationalen Vergleich andere Zinszyklus haben vor allem Investitionen in Gewerbeimmobilien und Hotels beflügelt. Japan nimmt daher besonders für asiatische Investoren eine wichtige Rolle als Anlageziel ein. Den Zufluss ausländischer Gelder erkennt man vor allem an dem sehr starken Anstieg der ausländischen Direktinvestitionen, die im Juli ein mehrjähriges Hoch erreicht haben. Japan hat auch als Reiseziel ausländischer Touristen nach der Pandemie wieder stark an Bedeutung zugenommen.
Da die Löhne noch weniger stark wachsen (plus 1,1 Prozent im August) als die Inflationsrate (Kernrate 3,1 Prozent) ist der private Verbrauch noch verhalten. Für eine entschiedene Abkehr von der bisherigen lockeren Geldpolitik bedarf es daher noch einer Verbesserung der Binnenwirtschaft. Die nachstehende Grafik der Entwicklung der Sparquote in Japan (in Q1 2023 1,6 Prozent) belegt eindrucksvoll, dass der japanische Verbraucher in naher Zukunft kaum zu großer Ausgabenfreude neigen wird (der starke Anstieg während der Pandemie geht auf Sonderzahlungen zurück).
Solange die Löhne nicht nachhaltig stärker steigen und die Inflationsrate auf dem aktuellen Niveau verharrt, wird die Notenbank keine Notwendigkeit sehen, von ihrer bisherigen Politik abzukehren. Die Gefahr einer Repatriierung japanischer Anleiheinvestitionen ist daher derzeit noch als gering anzusehen. Dieses Risiko gilt es jedoch im Auge zu behalten, da ein stärkerer Anstieg der Renditen in Japan für die weltweiten Märkte eine Belastung darstellen würde.
Der Druck auf den Yen wird jedoch anhalten und die Notenbank immer wieder zu Interventionen veranlassen. Für ausländische Investoren ist der japanische Aktienmarkt interessant, da die Region stabil ist und japanische Unternehmen in vielen Bereichen Weltmarktführer sind.
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Aus dem Börse Express PDF vom 16.10.2023
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