Völlig überraschend zieht Österreichs Skisprung-Pionierin den Schlussstrich. Die 34-jährige Oberösterreicherin verkündete heute ihren sofortigen Rücktritt – ausgerechnet kurz vor der Olympia-Saison. Nach 13 Jahren im Weltcup verliert der Sport eine seiner prägendsten Figuren.

"Alles hat seine Zeit", begründete die siebenfache WM-Medaillengewinnerin ihre Entscheidung. Der Grund: Mut und Vertrauen fehlen. "Bereits in den letzten Jahren kostete es mich extrem viel Überwindung, weit zu springen und sauber zu landen", erklärte Seifriedsberger.

Die jüngsten Schreckensstürze in Predazzo, bei denen sich Teamkollegin Eva Pinkelnig das Kreuzband riss, bestärkten sie in ihrem Entschluss. "Wenn Mut und Vertrauen an der Schanze fehlen, dann ist man auch nicht erfolgreich."

Pionierin der ersten Stunde verlässt die Bühne

Seifriedsberger prägte das Damenskispringen von Anfang an mit. Seit der Weltcup-Premiere 2011 war sie dabei – als eine von wenigen, die den Sport von seinen bescheidenen Anfängen bis zur heutigen Popularität begleiteten.

Die Bilanz ihrer Laufbahn kann sich sehen lassen:
* 228 Weltcupstarts mit drei Siegen
* 31 Podiumsplätze, zuletzt im Januar in Zao
* Sieben WM-Medaillen (fünf Silber, zwei Bronze)
* Beste Österreicherin der vergangenen Saison (Platz 5 im Gesamtweltcup)

"Ich durfte die Entwicklung des Damenskispringens hautnah miterleben", blickt die Athletin zurück. Zweimal qualifizierte sie sich sogar für das prestigeträchtige Skifliegen in Vikersund.

Herber Verlust vor Olympia-Winter

Für den Österreichischen Skiverband ist der Rücktritt ein weiterer schwerer Schlag. Binnen weniger Monate zerbröselt das einst so erfolgreiche Damenteam:

  • Sara Marita Kramer beendete im August mit nur 23 Jahren ihre Karriere
  • Eva Pinkelnig fällt nach Kreuzbandriss die komplette Saison aus
  • Jacqueline Seifriedsberger zieht nun ebenfalls den Schlussstrich

"Jacqueline war von Anfang an dabei und hat die Entwicklung maßgeblich mitgeprägt", kommentierte Cheftrainer Thomas Diethart den Verlust. Die Hoffnungen ruhen nun auf der jüngeren Generation um Lisa Eder und Julia Mühlbacher.

Neuanfang abseits der Schanze geplant

Trotz des Karriereendes will Seifriedsberger dem Sport treu bleiben. Sie plant, sich weiterhin mit Bewegung und Sport auseinanderzusetzen – nur eben fernab der Skisprungschanzen.

Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer würdigte sie als "Pionierin und starke Botschafterin", die mit Mut und Leidenschaft Geschichte schrieb. Eine Geschichte, die nun zu Ende geht – ausgerechnet dann, wenn der österreichische Skisprungsport sie am nötigsten hätte.