Ist die Börsennotierung eines Glücksspielunternehmens wirklich ein Kriterium für Seriosität?
15.01.2019 | 12:20
Die Glücksspielbranche hat ihr verruchtes Image von Abzocke und Betrug längst abgelegt. Es geht um Milliarden an Umsätzen. Allein auf dem deutschen Sportwettenmarkt wurden 2017 knapp 8 Milliarden Euro umgesetzt. Das treibt die Branchenführer unter Führung seriöser Manager an die Börse, um sich dort mit Kapital für Fusionen und Übernahmen einzudecken. Damit herrscht Informationspflicht und Transparenz bei GVC Holdings, 888 Holdings und Co. Der Artikel geht der Frage nach, ob eine Börsennotierung für Verbraucher ein Kriterium für Seriosität sein kann.
Sportwettenanbieter und Online Casinos, die den Börsengang gewagt haben, sind gegenüber ihren Mitbewerbern noch immer in der Unterzahl. Je größer das Unternehmen ist, umso höher ist allerdings die Wahrscheinlichkeit einer Listung an der Börse. So sind von den großen Branchenführern Star Group, GVC Holdings und 888 Holdings durchweg auch Aktienanteile erhältlich. Daneben gibt es einige kleinere Unternehmen, meist aus dem skandinavischen Raum, die als Rechtsform ebenfalls die Aktiengesellschaft gewählt haben. Die folgende Tabelle enthält eine Auswahl an börsennotierten Glücksspielunternehmen. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Unternehmen |
Börsengang |
Angebot |
Marken |
888 Holdings (Hauptsitz: Gibraltar) |
2005 |
Casino, Sportwetten, Bingo, Poker |
888 Casino, 777 Casino, 888 Sport, 888 Bingo, 888 Poker |
GVC Holdings (Hauptsitz: Isle of Man) |
2010 |
Casino, Sportwetten, Bingo, Poker |
Ladbrokes, Bwin, Sportingbet, Gamebookers, Party Casino, Party Poker, Foxy Bingo, Foxy Casino, Casino Club, Gioco Digitale |
The Stars Group (Hauptsitz: Toronto, Kanada) |
2010 |
Poker, Casino, Sportwetten |
PokerStars, PokerStars Casino, BetStars, Full Tilt Poker |
William Hill (Hauptsitz: London) |
2002 |
Sportwetten, Casino, Poker |
William Hill, WHM |
Paddy Power Betfair |
2000 |
Sportwetten, Casino |
Paddy Power, Betfair |
LeoVegas AB (Hauptsitz: Stockholm) |
2016 |
Sportwetten, Casino |
LeoVegas Sport, LeoVegas Casino |
Betsson AB (Hauptsitz: Stockholm) |
2000 |
Casino, Poker, Bingo, Sportwetten |
Betsson, Betsafe, Casino Euro, Nordicbet, Kroon Casino, Europebet, Cherry |
Mr Green (Hauptsitz: Sliema, Malta) |
2016 |
Casino, Sportwetten, Live Casino, Bingo, Keno |
Mr Green, Kambi, CozyGames, |
Marketingstrategien der Glücksspielanbieter
Die Marketingstrategien der Glücksspielanbieter für die Gewinnung von Neukunden stehen vor allem auf drei Grundpfeilern.
- Sponsoring von bekannten Sportvereinen
- Vergabe von Bonusgeldern in Form einen Willkommensbonus
- Affiliate-Marketing
Sponsoring und berühmte Testimonials
Vor allem Anbieter von Sportwetten generieren Neukunden bevorzugt aus der Fanszene von Vereinen, bei denen sie selbst als Sponsor auftreten. Trikotwerbung und Bandenwerbung in den Stadien erhöhen schnell den Bekanntheitsgrad. Mitgliederstarke Vereine wie Bayern München oder Benfica Lissabon haben mehr als 200.000 Mitglieder. Echte Fans registrieren sich daher vorwiegend bei dem Anbieter, dessen Logo auf der Brust ihrer Lieblingsspieler prangt. Wenn der Anbieter berühmte Spieler als Testimonial verpflichten kann, ist das ebenfalls ein Garant für mehr Neukunden. So konnte Tipico seine Mitgliederzahl mit Oliver Kahn als Testimonial deutlich erhöhen.
Bewertungsplattformen im Internet
Über Bewertungsplattformen für Online Casinos und Sportwettenanbieter können Glücksspielanbieter ebenfalls viele Neukunden generieren. Diese werden meist von Affiliate-Partnern betrieben und bewerten die Betreiber von Glücksspielseiten nach Seriosität, Transparenz und Fairness. Verbraucher nutzen solche Vergleichsportale vorwiegend, um nicht an die schwarzen Schafe der Branche zu geraten und sich im Internet über die besten Online Casinos im Test zu informieren.
Bonusprogramme sind ein wichtiges Marketinginstrument
Die Affiliate-Partner sorgen auch dafür, die Bonusangebote der Glücksspielseiten zu kommunizieren. Solche Angebote bestehen meist darin, die ersten Einzahlungen von Neukunden mit Bonusbeträgen zu versüßen. Bonusjäger nutzen deshalb die Webseiten der Affiliate-Partner als wichtigen Kanal, um sich über die neuesten Bonusangebote zu informieren.
Fazit – Börsennotierung uninteressant
Für Spieler und Wettliebhaber ist es in der Regel uninteressant, ob der Betreiber des Portals oder sein Mutterkonzern an der Börse gelistet ist. Bei welchem Anbieter sie Glücksspielangebote wahrnehmen, hängt vielmehr vom Spiele Angebot und Bonusvergaben ab. Eine Börsennotierung ändert nichts am Spielerlebnis des Endverbrauchers.
Das ist zum Beispiel ein Grund dafür, dass sich die Pay’n Play-Technologie des schwedischen Zahlungsdienstleisters Trustly immer mehr durchsetzt. Dabei müssen Spieler nicht mehr einen aufwendigen Registrierungsprozess durchlaufen. Die persönlichen Daten werden einfach bei Transaktionen von Trustly an den Betreiber der Glücksspielseite im Hintergrund übermittelt. Kommen, Einzahlen, Spielen, das ist was Spieler wollen. Eine Börsennotierung könnte für den Endverbraucher höchstens noch bei ganz neuen Unternehmen eine Rolle spielen. Bei den etablierten der Branche spielt dieses Kriterium keine Rolle mehr.