Ist das Ausbleiben der Rezession eine Chance für Privatanleger in Europa?
Deutschland und die Eurozone konnten im Jahr 2023 bisher eine Rezession umgehen. Laut Statistischem Bundesamt war das BIP im 1. Quartal 2023 preisbereinigt um 0,2 % höher als im 1. Quartal 2022. Die meisten Prognosen gehen ebenfalls davon aus, dass die Rezession im Jahr 2023 abgewendet werden kann.
Die Frage stellt sich, ob es sich jetzt wieder lohnt, das Handelsportfolio mit europäischen Finanzinstrumenten (ETFs, Aktien oder IPO) auszubauen oder ob es doch sicherer ist, angesichts hoher Inflation und straffer Zinspolitik abzuwarten und den europäischen Markt vorerst zu meiden.
(Abbildung: Statistisches Bundesamt)
Die deutsche und europäische Wirtschaft im Überblick: Stagflation statt Rezession
Laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz stellt sich die Wirtschaftslage im 1. Quartal 2023 besser dar als zum Jahreswechsel angenommen: Dies gilt nicht nur für Europa, sondern für die weltweite Konjunktur. Der IWF geht davon aus, dass die Weltwirtschaft im Jahr 2023 um 2,8 % ansteigen wird.
Während die großen Volkswirtschaften hierbei rund 1,3 % zum weltweiten Wachstum beitragen, liegt der Anteil der Schwellen- und Entwicklungsländer bei 3,9 %, wobei China mit 5,2 % und Indien mit 5,9 % auch in diesem Jahr die größten Wachstumsmotoren sind.
Die Bundesregierung geht in ihrem aktuellen Jahreswirtschaftsbericht 2023 ebenfalls von einem leichten Wachstum in Deutschland aus. Die Zunahme des Bruttoinlandsprodukts soll dieses Jahr 0,2 % betragen, während die Prognose für 2024 bei 1,8 % liegt.
Dementsprechend konnte Deutschland die Rezession erfolgreich abwenden. Aber auch die meisten anderen europäischen Staaten befinden sich in einer ähnlichen wirtschaftlichen Ausgangslage.
(Abbildung: Europäische Kommission)
Die obere Abbildung macht deutlich: Die EU blickt auf ein geringes Wirtschaftswachstum in Kombination mit einer immer noch hohen Inflationsrate, einer sogenannten Stagflation.
Eine Stagflation bezeichnet eine gleichzeitige Stagnation und Inflation. Das bedeutet, dass die Konjunktur wenig oder kaum ansteigt, während gleichzeitig eine Geldentwertung stattfindet. Eine Stagflation geht einher mit einem Stellenabbau, während Anleger nicht mehr in Wachstumsunternehmen investieren, sondern ihr Geld in sichere Häfen bringen. Eine Verschlimmerung kann eintreten, wenn die Stagflation in eine Rezession mündet. Die derzeitigen Prognosen gehen jedoch von einer Erholung der Märkte im Jahr 2024 aus.
Faktoren, die für den europäischen Aktienmarkt sprechen
Trotz der derzeitigen Wirtschaftsflaute gibt es eine Vielzahl von Faktoren, die für die allmähliche Erholung der europäischen Wirtschaft sprechen.
Shanna Strauss-Frank, stellvertretende Verkaufsleiterin bei Freedom Finance Germany, sagt hierzu Folgendes: „Es wird erwartet, dass sich das Wachstum fortsetzt, sofern keine schwerwiegenden Veränderungen eintreten. Der Kursabfall europäischer Aktien im vergangenen Jahr, als die Energiekrise die Region erneut erfasste, ließ die Bewertungen auf einem sehr niedrigen Niveau zurück. Die jüngste Rallye macht jedoch deutlich, dass es weiterhin einige Faktoren gibt, die für Europa sprechen.
Obwohl globale Investoren Europa schon lange nicht mehr im Blick hatten, entsteht jetzt eine neue Möglichkeit, diese allgemeine negative Stimmung zu ändern. Laut Refinitiv wird der breite europäische Aktienindex bei 12,6 gehandelt, verglichen mit 18,1 für den S&P 500. Dieser Aufschlag von 5,5 Punkten ist höher als der 5-Jahres-Durchschnitt von rund 4 Punkten, was darauf hindeutet, dass europäische Aktien im Vergleich zu ihren US-Pendants günstig sind.
Auch die Schwäche des US-Dollars, Anzeichen einer nachlassenden Inflation und steigende Unternehmensgewinne aufgrund der Wiederbelebung der chinesischen Wirtschaft werden als positive Anzeichen gewertet. Aktien europäischer Luxusmarken, die sich gut für die Erholung Chinas nach der Pandemie eignen, bieten auch in diesem Jahr eine attraktive Gelegenheit für Anleger. Darüber hinaus wird erwartet, dass die Gewinne im ersten Quartal hoch ausfallen werden, da das Wachstum relativ stabil war, sodass diese Faktoren die Märkte unterstützen könnten.“
Die Stagflation als Chance nutzen: Value Stocks
Das geringe Wirtschaftswachstum in Kombination mit einer geringeren Kaufkraft stellt gleichermaßen eine Bedrohung für Verbraucher und Unternehmen dar. Dennoch können Anleger auch in dieser Situation profitieren.
Die im vorherigen Abschnitt genannten Faktoren lassen sich mit einem Wort beschreiben: Value Stocks (oder Value-Aktien). Hierbei handelt es sich um Unternehmen, deren Aktienkurse im Vergleich zu ihren Fundamentaldaten als günstig angesehen werden. Um diese Unternehmen ausfindig zu machen, sind jedoch ein wenig Eigeninitiative und Recherchearbeit notwendig
Investoren können während einer Stagflation nach Unternehmen suchen, deren Bewertungen niedrig sind, aber deren Geschäftsmodelle stark sind und solide Erträge generieren. Neben Herstellern von Luxusgütern, wie im vorherigen Artikel beschrieben, sind auch große Konzerne unterschiedlicher Branchen empfehlenswert, die aufgrund der derzeitigen Wirtschaftslage einen Kursabfall hinnehmen mussten, jedoch gut aufgestellt sind, um bald wieder neue Höchststände zu erreichen.
Sobald sich die Wirtschaftslage wieder verbessert und die Zentralbanken ihre Zinspolitik lockern, was aller Voraussicht nach 2024 eintritt, können diese Unternehmen trotz ihrer derzeit niedrigen Bewertungen schnell ansteigen und ihren Aktionären hohe Gewinne bescheren.
Fazit: Wer jetzt richtig investiert, kann in naher Zukunft hohe Gewinne einfahren
Die Stagflation als Chance sehen: Dies ist kein leeres Versprechen. Erfahrene Investoren passen ihr Portfolio anhand der jeweiligen Wirtschaftslage an, um die Renditen zu optimieren. Europas derzeitige Stagflation und die niedrigen Bewertungen von wettbewerbsfähigen Unternehmen bieten gute Voraussetzungen für Anleger, um jetzt zu investieren und in naher Zukunft zu profitieren.
Haftungsausschluss (Disclaimer): Anlagen in Wertpapieren und anderen Finanzinstrumenten bergen immer das Risiko des Verlustes Ihres Kapitals. Prognosen und frühere Wertentwicklungen sind keine verlässlichen Indikatoren für die künftige Wertentwicklung. Bevor Sie eine Investition tätigen, sollten Sie unbedingt Ihre eigene Analyse durchführen. Falls erforderlich, sollten Sie eine unabhängige Anlageberatung durch einen zertifizierten Fachmann in Anspruch nehmen. Der Kauf von Aktien bei Börsengängen zum Ausgabepreis kann mit zusätzlichen Einschränkungen verbunden sein.