Irlands Zentralbank warnt vor neuer KI-Betrugsmaschine
Täuschend echte Deepfakes, gefälschte Vergleichsportale und klassischer Scheckdiebstahl: Betrüger setzen auf einen gefährlichen Mix aus modernster KI-Technologie und bewährten Tricks. Die irische Zentralbank startet heute eine Aufklärungskampagne – denn die Zahl der Bankkonto-Angriffe erreicht ein nie dagewesenes Niveau.
Die neueste Betrugsoffensive zeigt einen besorgniserregenden Komplexitätssprung. Vorbei sind die Zeiten schlecht formulierter E-Mails mit Rechtschreibfehlern. Kriminelle nutzen künstliche Intelligenz, um hyperrealistische Social-Media-Anzeigen zu erstellen, in denen öffentliche Persönlichkeiten gefälschte Investmentplattformen bewerben. Was folgt, ist ein ausgeklügeltes System: Opfer werden in „Trading-Mentorship"-Gruppen gelockt, zum Einrichten von Konten gedrängt und schließlich dazu gebracht, Schadsoftware zu installieren – die Ganoven erhalten so Vollzugriff auf sämtliche Geräte.
Fake-Vergleichsportale als perfekte Falle
Besonders heimtückisch: die Erschaffung täuschend echter Vergleichswebsites. Diese Plattformen imitieren seriöse Portale für Finanzprodukte, dienen aber nur einem Zweck – dem Abgreifen persönlicher Daten. Die Perfidität liegt im Detail: Wer solche Seiten besucht, sucht aktiv nach Finanzprodukten und erwartet Rückmeldungen. Folgt dann der Kontakt eines vermeintlichen Anbieters mit einem „maßgeschneiderten" Angebot, schöpfen Verbraucher kaum Verdacht.
Sicherheitsexperten registrierten Anfang November eine weitere Masche: Betrüger geben sich als Mitarbeiter von Banken oder Behörden aus und täuschen dabei selbst versierte Nutzer. Die Erfolgsquote dieser sogenannten Impersonator-Scams bleibt erschreckend hoch.
Briefkasten-Raids und Black-Friday-Betrug
Trotz digitaler Revolution setzen Kriminelle weiterhin auf analoge Methoden. Eine Sicherheitswarnung vom 8. November macht deutlich: Gestohlene Schecks aus unsicheren Briefkästen liefern alles, was Betrüger brauchen – Kontonummer und Bankleitzahl. Mit diesen Informationen erstellen sie gefälschte Schecks, tätigen Online-Käufe oder richten Daueraufträge ein.
Zeitgleich warnen Banken wie HSBC UK vor Black-Friday-Fallen. Nicht existierende Schnäppchen locken Konsumenten in die Falle, per Banküberweisung für Waren zu bezahlen, die niemals ankommen werden. Der Trick dabei: Überweisungen lassen sich nur schwer rückgängig machen.
1.265 Prozent mehr Phishing seit ChatGPT
Die Dimension der Bedrohung zeigen aktuelle Zahlen: Laut einem Oktober-Bericht explodierte SMS-Phishing binnen Jahresfrist um das Zehnfache. Bankbetrug weltweit stieg um 65 Prozent, Telefon-Phishing verdoppelte sich. Cybersecurity-Firma Towerwall bezifferte im Mai den Anstieg von Phishing-Attacken seit dem Start fortgeschrittener KI-Tools wie ChatGPT auf 1.265 Prozent.
Der Grund: KI ermöglicht grammatikalisch perfekte, hochpersonalisierte Nachrichten, die gezielt emotionale Schwachstellen ausnutzen. Colm Kincaid, stellvertretender Gouverneur der irischen Zentralbank, betont einen weiteren Strategiewechsel: „Betrüger versprechen nicht mehr unrealistische Traumrenditen. Sie bieten Gewinne knapp über dem Marktniveau – gerade so viel, dass es glaubwürdig klingt."
SAFE-Test als Schutzschild
Als Gegenmaßnahme propagiert die Zentralbank das „Stop, Challenge, Protect"-Prinzip: Innehalten vor jeder Überweisung, Anfragen kritisch hinterfragen und Unternehmen über verifizierte Kanäle kontaktieren. Der empfohlene SAFE-Test gliedert sich in vier Schritte: Stoppen und nachdenken, Informationen analysieren, Fakten aus vertrauenswürdigen Quellen prüfen, Betrüger entlarven und melden.
Wer einen Betrugsversuch vermutet, sollte umgehend handeln: Konto sperren, Online-Banking-Passwörter ändern und den Vorfall bei Bank sowie Behörden melden. Denn während Kriminelle ihre KI-gestützten Methoden perfektionieren, bleibt gesunde Skepsis bei jeder unaufgeforderten Kontaktaufnahme die wirksamste Verteidigung.








