BEATRICE: Lieber Herr Traun, ich darf mich sehr dafür bedanken, dass Sie sich Zeit für unser heutiges Gespräch nehmen konnten - Wir haben uns letztes Jahr im Casino Baden bei der Rotkreuz-Gala schon kurz kennengelernt und da wurde auch das Projekt der Kinderburg vorgestellt. Wollen Sie uns dazu ein bisschen etwas erzählen?

Benedikt Traun: Die Kinderburg gibt es seit 8 Jahren, wir haben gerade erst wieder darüber gesprochen. Das ist ein Projekt, das wir mit dem Roten Kreuz Niederösterreich ins Leben gerufen haben. Unser Anspruch ist, dass wir Familien mit Kindern oder Eltern, die entweder chronisch krank sind oder an Krebs erkrankt sind, einen Ort der Zuflucht und der Stille bieten. Aber auch einen Ort der Erholung damit die Kinder aus ihrem gewohnten Umfeld, das ja sehr sehr stressig ist, wenn man solche Krankheiten hat, rauskönnen und sich hier einige Tage betreut zurückziehen können. Das Projekt wird sehr gut angenommen.

BEATRICE:Das heißt, die komplette Betreuung der Kinder liegt beim Roten Kreuz und Sie stellen die Räumlichkeiten zur Verfügung?

Benedikt Traun: Genau, die Betreuung läuft komplett über das Rote Kreuz, auch die psychologische. Es gibt auch Tiere hier, zum Beispiel Alpakas und Meerschweinchen und mit denen können sich die Kinder beschäftigen, oder Spaziergänge machen oder auch viele andere Dinge. Wichtig ist, dass man einmal aus dem „Trott“ rauskommt, in dem man über Wochen und Monate und Jahre oft gefangen ist, wenn es einem nicht gut geht. Und man muss ja dabei auch sehr stark die Geschwister bedenken, die kommen halt in der Zeit auch extrem zu kurz. Es geht verständlicherweise immer um das kranke Kind, die Geschwister haben wenig Aufmerksamkeit und das wird hier auch thematisiert. Das zweite Thema, das wir hier auf der Burg anbieten, ist Trauerbegleitung, wenn jemand in der Familie stirbt. Das ist ein schreckliches und einschneidendes Erlebnis, auch hier ist es wichtig, dass man sich einmal aus dem Alltag rausnimmt und versucht, das auch entsprechend zu verarbeiten.

BEATRICE: Die Aktivitäten, die Sie anbieten, sind zum einen der Kuschelzoo, ich habe auch Klettersteige gesehen?

Benedikt Traun: In erster Linie ist die Ruhe und die Abgeschiedenheit des Waldviertels und auch dieser kraftgebende Ort der Burg auf dem großen Felsen, dieses mittelalterliche Gebäude, das ja selbst schon außerhalb jeglicher Norm ist, die man sonst gewohnt ist, bzw. ist es ja ein Museum. Und– mit der psychologischen Betreuung und dem Gedanken, dass einem diese mächtige Burg Schutz bietet - ist schon etwas Einzigartiges. Und wenn man dazu noch etwas machen möchte, wie sich mit den Tieren beschäftigen, wandern, spazieren gehen, es gibt auch einen Pferdehof in der Nähe. Aber es geht eher darum, dass man möglichst wenig macht, sondern sich darauf konzentriert, wie es einem selbst eigentlich geht und dass man – sozusagen – zur Ruhe kommt. Das ist in so einem Fall für Kinder total wichtig.

BEATRICE: Es gibt ein neues Projekt, das Kinderburg mobil, gibt es dieses Projekt jetzt schon?

Benedikt Traun: Das Kinderburg mobil ist ein Projekt, das der Landesgeschäftsführer Thomas Wallisch entwickelt hat, das ist der Geschäftsführer des Roten Kreuz, weil er gesehen hat, dass viele Kinder gar nicht zur Burg kommen können, weil es ihnen nicht gut geht. Und deswegen gibt es jetzt auch ein Fahrzeug, das zu den Menschen kommt und dort betreut, oder sie abholen kann oder es gibt auch Kinder, die einmal etwas Spezielles machen wollen. Und nicht können. Mit der Kinderburg mobil können wir dann diese Wünsche erfüllen. Mit entsprechenden Rotkreuz-Mitarbeitern.

BEATRICE: Im Sommer gibt es hier die Veranstaltung „Die Klangburg“ mit verschiedenen Künstlern. Wer ist hier schon aufgetreten??

Benedikt Traun: Wir hatten schon sehr viele bekannte Künstler, zum Beispiel die Jazz Gitti, heuer den Roland Düringer, über die vielen Jahre waren schon viele hier, auch klassische Stars wie zum Beispiel Ildiko Raymondi oder einzelne Musiker der Wiener Philharmoniker. Im Prinzip quer durch den Musikgeschmack.

BEATRICE:Wie stark hat Sie die Corona-Krise getroffen?

Benedikt Traun: Die Kinderburg musste natürlich zugesperrt werden – bis Ende Juni – es ging aus Sicherheitsgründen einfach nicht. Es wäre auch für die Mitarbeiter nicht zumutbar gewesen. Ab 1. Juli ist sie jetzt wieder offen. Die ersten Klangburg Konzerte haben seit Juli jetzt auch wieder stattgefunden.

BEATRICE: Wie groß ist das Areal bzw. die Burg hier eigentlich?

Benedikt Traun: Die Burg hat fünf Höfe, diese fünf Höfe ziehen sich wie eine Schnecke den Berg hinauf sodass es schwierig war sie zu erobern, weil man musste ja immer einen Hof nach dem anderen erobern und bedeckt im Prinzip diesen ganzen Burgberg, wieviele Gästezimmer wir haben weiß ich gerade nicht auswendig. Sie ist eine klassische Felsenburg, gebaut auf einem Felsen, ich glaube wir haben 4.000 m2, also gar nicht so viel. Früher war man hier vor seinen Feinden relativ sicher. In den Bauernkriegen und auch bei dein Schwedenkriegen im 30-jährigen Krieg wurde mehrmals versucht sie einzunehmen, was nie gelungen ist.

BEATRICE: Wie oft sind Sie selbst mit der Familie hier?

Benedikt Traun: Leider relativ wenig, wir versuchen 1 x jährlich für 10 Tage herzukommen, mehr schaffen wir nicht. Außerdem möchte ich die Burg vorrangig der Kinderburg zur Verfügung stellen und dann ist sie ja auch noch touristisch genutzt, es gibt viele Führungen, die Konzerte finden statt. Aber für eine kurze Zeit im Sommer sind wir auch hier, wenn es sich irgendwie einrichten lässt. Zum Beispiel so wie jetzt. Wenn ich mit meiner Familie Urlaub auf der Burg mache, nutze ich die Zeit hier auch um die notwendigen Reparaturen und Sanierungen zu organisieren.

BEATRICE: Eine private Auszeit?

Benedikt Traun: Genau, richtig. Der Empfang ist auch schlecht hier, was für eine Auszeit ja eigentlich perfekt ist.

BEATRICE: Dann darf ich mich für dieses sehr nette und überaus informative Gespräch bedanken! Ich habe mich sehr gefreut, dass Sie sich Zeit dafür genommen haben! <<