Intel, Tesla & Trump-Zölle: Warum die Börse heute verrückt spielt

Liebe Leserinnen und Leser,

stellen Sie sich vor, Intel würde plötzlich 30 Prozent an einem Tag zulegen – genau das könnte bald Realität werden, wenn die aktuellen Spekulationen sich bewahrheiten. Während Trump mit 100-Prozent-Zöllen auf Pharmaprodukte die Branche in Aufruhr versetzt, bahnt sich im Halbleitersektor eine noch größere Überraschung an. Und Tesla? Die verlieren in Deutschland gerade spektakulär den Anschluss.

Intel-Aktie vor der Sensation: Wenn Feinde zu Freunden werden

Was für eine Wendung! Nachdem Nvidia bereits fünf Milliarden Dollar in Intel investiert, klopft jetzt auch TSMC an die Tür des angeschlagenen Chip-Riesen. Das Wall Street Journal berichtet von direkten Gesprächen über eine mögliche Beteiligung – ausgerechnet mit dem Erzrivalen aus Taiwan.

Noch im April hatte TSMC-CEO C.C. Wei solche Pläne kategorisch dementiert. Doch die Zeiten ändern sich dramatisch: Intel braucht dringend Kapital und Know-how, TSMC sucht nach neuen Wachstumschancen. Mit bereits zehn Prozent hält die US-Regierung selbst einen bedeutenden Anteil an Intel – ein Investment von TSMC hätte also auch eine hochbrisante geopolitische Dimension.

Die Börse feiert schon mal: Plus 8,87 Prozent gestern, vorbörslich nochmal über 3 Prozent drauf. Seit Jahresbeginn steht ein Plus von fast 70 Prozent zu Buche. Die Frage ist nur: Rettet die Konkurrenz Intel wirklich – oder kauft sie sich nur billig in die verbliebenen Kronjuwelen ein?

Tesla in Deutschland: Vom Pionier zum Nachzügler

Die Zahlen sind brutal: Nur noch 11.441 Tesla-Neuzulassungen in Deutschland seit Jahresbeginn. Damit rutscht der einstige E-Auto-König auf Platz 11 ab – hinter Opel! Das hätte vor zwei Jahren niemand für möglich gehalten.

Während in Wolfsburg Sonderschichten für den Golf gefahren werden, streicht VW in den E-Auto-Werken Zwickau und Emden ganze Schichten. Der deutsche Automarkt zeigt gerade eindrucksvoll: Die Kunden wollen keine überteuerten E-Autos, sondern verlässliche Verbrenner. Tesla trifft das doppelt hart – keine Verbrenner-Alternative und Preise, die viele Deutsche abschrecken.

Das Paradoxe dabei: International boomt Tesla weiter. Aber der Verlust des wichtigen deutschen Marktes ist mehr als nur ein Imageproblem. Deutschland gilt als Trendsetter in Europa. Was hier scheitert, hat es auch anderswo schwer.

Trump-Zölle: Die Pharmabranche zwischen Panik und Poker

"Ein Schlag ins Gesicht", nennt es der deutsche Chemieverband VCI. 100 Prozent Zoll auf Pharmaprodukte ab Oktober – das klingt nach Handelskrieg. Doch bei genauem Hinsehen zeigt sich: Trump pokert wieder mal hoch.

Die Hintertür ist weit offen: Wer in den USA auch nur symbolisch "den Spatenstich" für eine Produktionsanlage setzt, ist von den Zöllen befreit. Roche hat gestern eilig eine Pressemitteilung verschickt – man baue ja bereits in North Carolina. Novartis verweist auf Expansionspläne. Der Markt durchschaut das Spiel: Pharmaaktien bleiben erstaunlich stabil.

Für deutsche Unternehmen bedeutet das: 27 Milliarden Euro Pharmaexporte in die USA stehen auf dem Spiel. Aber es geht um mehr als Geld. Die USA zwingen Europa gerade in eine unbequeme Entscheidung: Produktion verlagern oder draufzahlen. Die 130.000 Arbeitsplätze in der deutschen Pharmabranche schauen gebannt nach Washington.

Gold glänzt trotz Gegenwind

Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit markiert Gold neue Rekorde: 3.791 Dollar diese Woche! Dabei spricht eigentlich alles gegen das Edelmetall – die US-Wirtschaft brummt, die Zinsen bleiben hoch, der Dollar stark.

Die Erklärung liegt in der wachsenden Unsicherheit: Trumps Zoll-Chaos, geopolitische Spannungen, Inflationssorgen. Gold-ETFs verzeichnen die höchsten Zuflüsse seit Oktober 2022. Besonders bemerkenswert: Die Notenbanken kaufen wie verrückt – ein klares Misstrauenssignal gegenüber dem Dollar-System.

Deutsche Anleger profitieren doppelt: Neben dem Preisanstieg in Dollar wertet auch der schwache Euro die Goldbestände auf. 42 Prozent Plus seit Jahresbeginn – da können selbst die heißesten Tech-Aktien kaum mithalten.

Die versteckten Gewinner: Pure Storage und der Cloud-Boom

Während alle auf die KI-Giganten starren, explodiert im Hintergrund Pure Storage. Needham hebt das Kursziel auf 85 Dollar (nicht 100, wie fälschlich berichtet), die Aktie hat sich im Jahresverlauf mehr als verdoppelt.

Der Grund: Pure Storage sitzt genau an der Schnittstelle zwischen traditioneller IT und Cloud-Revolution. Mit der neuen Enterprise Data Cloud und Partnerschaften mit CrowdStrike und Veeam wird aus dem Storage-Spezialisten ein unverzichtbarer Baustein der KI-Infrastruktur.

Für deutsche Anleger interessant: Pure Storage profitiert vom gleichen Trend wie SAP oder Infineon – die Digitalisierung der Old Economy. Nur eben mit deutlich mehr Wachstumsfantasie.

Rheinmetall: Wenn Analysten durchdrehen

2.200 Euro Kursziel von UBS (nicht 2.500, wie irrtümlich kolportiert) – für eine Aktie, die bei 1.985 Euro steht. Die Rüstungsbranche erlebt gerade ihren "Sputnik-Moment", wie es ein Analyst treffend formuliert.

Die Bundeswehr ordert in "zehn- bis zwanzigfachen Stückzahlen", berichtet Hensoldt-Chef Dörre. Was jahrzehntelang undenkbar war, wird Realität: Deutschland rüstet massiv auf. Rheinmetall, Hensoldt, RENK – alle planen Rekordinvestitionen.

Doch Vorsicht: Die Kurse sind bereits extrem gelaufen. Rheinmetall hat sich seit 2022 verzwanzigfacht! Die Frage ist nicht mehr, ob die Auftragsbücher voll sind. Die Frage ist, ob die Unternehmen überhaupt so schnell produzieren können, wie Berlin bestellt.

Kommende Woche wird spannend: Die US-Inflationsdaten am Nachmittag entscheiden über die nächste Fed-Sitzung. Boeing verkündet einen Mega-Deal mit Turkish Airlines. Und ab Oktober greifen Trumps Zölle – mal sehen, wer dann noch pokert und wer zahlt.

Die Märkte zeigen gerade eindrucksvoll: In Zeiten maximaler Unsicherheit trennt sich die Spreu vom Weizen. Intel könnte vom Absteiger zum Phoenix werden. Tesla muss beweisen, dass es mehr kann als Hype. Und Gold? Glänzt immer dann am hellsten, wenn's dunkel wird.

Bleiben Sie wachsam und lassen Sie sich nicht von den wilden Kursschwüngen verrückt machen. Manchmal ist Nichtstun die beste Strategie.

Mit besten Grüßen für ein erfolgreiches Wochenende,
Andreas Sommer


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Apropos Halbleiter: Während Intel um frisches Kapital kämpft und TSMC seine Netzwerke ausbaut, gibt es im Chip-Sektor Unternehmen, die ganz am Anfang einer massiven Neubewertung stehen. In meinem Hintergrundmaterial finden Sie die Analyse zu einer Firma, die von Experten bereits als "neue Nvidia" bezeichnet wird – mit enormem Potenzial im Umfeld von KI und Cloud. Den vollständigen Report können Sie hier abrufen: Zur Analyse "Die neue Nvidia"