Immobilienpreise steigen wieder: Wohnungsmarkt belebt sich nach Krise

Der österreichische Immobilienmarkt dreht sich. Nach zwei Jahren fallender Preise zogen die Kosten für Wohnungen im ersten Halbjahr 2025 wieder spürbar an. Gleichzeitig verschärft sich die Wohnungsnot dramatisch.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Erstmals seit neun Quartalen verzeichnete die Österreichische Nationalbank (OeNB) bereits im ersten Quartal 2025 wieder Preisanstiege. Die Statistik Austria bestätigt den Trend mit einem Plus von 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Was treibt diese Entwicklung? Zwei Faktoren machen den entscheidenden Unterschied: Die Europäische Zentralbank senkte die Leitzinsen, und die strengen Kreditregeln der KIM-Verordnung liefen Ende Juni aus. Das Ergebnis: Die Nachfrage explodiert förmlich.
Neubau wird zum Luxusgut
Der Markt spaltet sich in zwei Welten. Während gebrauchte Immobilien moderat teurer werden, schießen die Preise für Neubauten in die Höhe. Grund sind die enormen Baukosten und verschärfte Energiestandards.
Besonders bitter für Wohnungssuchende: In Wien und den westlichen Bundesländern wie Vorarlberg, Salzburg und Tirol erreichen die Preise neue Rekordstände. Für 2025 erwarten Experten bundesweit einstellige Preissteigerungen - in zentralen Lagen deutlich mehr.
Baukrise verschärft Wohnungsnot dramatisch
Die andere Seite der Medaille zeigt sich beim Angebot. Hier bricht der Markt regelrecht zusammen. Die Prognosen sind alarmierend: Bis zu 30 Prozent weniger fertige Wohnungen als im Vorjahr. In Wien könnte der Einbruch noch drastischer ausfallen.
Die Ursachen sind vielfältig:
* Explodierende Baukosten
* Komplexe Genehmigungsverfahren
* Zurückhaltung der Bauträger
* Nachwirkungen der hohen Zinsen
Für 2025 rechnen Experten mit nur 26.000 bis 30.000 fertiggestellten Wohnungen - dem niedrigsten Wert seit Jahren. Das Ergebnis: Auch die Mieten steigen massiv.
KIM-Ende bringt Finanzierungswende
Ein Wendepunkt war das Auslaufen der KIM-Verordnung Ende Juni. Die seit August 2022 geltenden Regeln verlangten 20 Prozent Eigenkapital und eine maximale Schuldendienstquote von 40 Prozent. Diese Hürden sind nun Geschichte.
Die Banken nutzen ihre neue Flexibilität: Das Neugeschäft mit Wohnbaukrediten schoss im ersten Halbjahr um 54 Prozent nach oben. Besonders junge Familien profitieren von den gelockerten Bedingungen.
Preisspirale ohne Ende?
Der Markt steckt in einem Dilemma: Steigende Nachfrage trifft auf schrumpfendes Angebot. Diese Schere wird die Preise weiter nach oben treiben, warnen Experten. Besonders energieeffiziente Bestandsimmobilien werden zu begehrten Objekten.
Die Politik steht unter Druck, die Bautätigkeit anzukurbeln. Doch kurzfristige Lösungen sind nicht in Sicht.
Entspannung erst 2027 in Sicht
Für die kommenden Monate erwarten Fachleute eine Fortsetzung der aktuellen Trends. Die Preise steigen weiter, das Angebot bleibt knapp. Auch 2026 wird die Zahl der Fertigstellungen niedrig bleiben.
Eine echte Trendwende ist frühestens 2027 zu erwarten, wenn verschobene Bauprojekte endlich an den Markt kommen. Bis dahin müssen sich Käufer und Mieter auf harte Zeiten einstellen: intensiver Wettbewerb, steigende Kosten und wenig Auswahl.
Die Entwicklung der EZB-Zinsen und politische Initiativen werden entscheiden, ob sich der Markt stabilisiert oder die Wohnungskrise weiter eskaliert.