Während sich Österreichs Immobilienmarkt langsam stabilisiert, spitzt sich die Lage für Mieter dramatisch zu. Experten prognostizieren Mietpreissteigerungen von bis zu 5,2 Prozent - bei gleichzeitig schrumpfendem Wohnungsangebot.

Die Talsohle bei Kaufimmobilien scheint durchschritten. Doch für hunderttausende Mieter beginnt die Krise erst richtig. Eine gefährliche Mischung aus gestiegener Nachfrage, eingebrochenem Neubau und wirkungslosen politischen Maßnahmen treibt die Mieten in den urbanen Zentren nach oben.

Neubau-Kollaps verschärft Wohnungsknappheit

Die Zahlen sind alarmierend: Wurden 2022 noch rund 45.000 Wohneinheiten fertiggestellt, werden für 2025 nur noch 30.000 erwartet. Bis 2026 könnte die Zahl sogar auf 17.000 Einheiten sinken.

Besonders drastisch trifft es frei finanzierte Eigentumswohnungen. Deren Fertigstellung wird bis 2026 auf nur noch 1.800 Stück österreichweit prognostiziert. Das Resultat? Immer weniger Menschen können sich Eigentum leisten und drängen in den überhitzten Mietmarkt.

In Deutschland sieht es ähnlich düster aus: Dort fehlen in den Großstädten bereits jetzt 1,9 Millionen günstige Wohnungen.

Zinswende bringt zwiespältige Folgen

Die EZB senkte nach dem Zinshoch im Juni 2024 den Leitzins mehrfach - was Käufern hilft, aber Mieter belastet. Die paradoxe Folge: Strengere Kreditrichtlinien hatten viele potenzielle Käufer in den Mietmarkt gedrängt. Dieser Nachfrageschub trifft nun auf schrumpfendes Angebot.

"Die Eiszeit auf dem Immobilienmarkt ist wohl vorbei", meint Ökonom Matthias Reith von Raiffeisen Research. Doch diese Erholung gilt nur für Käufer - nicht für Mieter.

Politik reagiert zu langsam

Die Bundesregierung kündigte eine Wohnbauoffensive an: 20.000 neue Wohnungen in fünf Jahren. Experten warnen jedoch, dass diese Maßnahmen zu spät kommen. Bis die geplanten 22.000 geförderten Wohnungen stehen, dauert es bis Ende des Jahrzehnts.

Deutschland verfehlt sein Ziel von 400.000 Neubauten pro Jahr noch drastischer. Für 2025 werden nur 235.000 Fertigstellungen erwartet - bei einem Bedarf von über 372.000. Ausufernde Bürokratie und lange Genehmigungsverfahren verschärfen die Krise zusätzlich.
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Entspannung nicht in Sicht

Für 2026 deuten alle Prognosen auf einen weiteren Rückgang der Baufertigstellungen hin. Die Wohnungsknappheit wird sich weiter verschärfen. Erst danach wird mit einem stärkeren Anstieg der Immobilienpreise von rund drei Prozent jährlich gerechnet - was auch die Mieten hochhalten dürfte.

Die Realität: Wohnkosten fressen einen immer größeren Teil des Haushaltseinkommens auf und verschärfen die soziale Ungleichheit. Ohne entschlossenes Handeln droht die Wohnungsnot zu einer der größten sozialen Krisen der kommenden Jahre zu werden.