Österreichs Baubranche meldet sich zurück. Nach Monaten der Unsicherheit starten neue Projekte in mehreren Bundesländern durch - ein Hoffnungszeichen für die gesamte Immobilienbranche. Die Talsohle scheint durchschritten.

Auf der Immobilienmesse Expo Real in München herrschte diese Woche vorsichtiger Optimismus. Während die großen Herausforderungen wie hohe Kosten und strenge Finanzierungsregeln bleiben, sorgen gezielte Investitionen im Wohnbau für wichtige Impulse.

Wien investiert 25 Millionen in klimafreundlichen Wohnbau

Die Hauptstadt macht vor, wie es geht: In der Weidingergasse in Donaustadt entsteht für 25 Millionen Euro ein neuer "Gemeindebau NEU" mit 94 leistbaren Wohnungen. Fertigstellung: 2027.

Das Besondere? Erstmals kommt bei einem Gemeindebau eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe zum Einsatz. Sie nutzt Grundwasser zum Heizen und Kühlen - ein Meilenstein für klimafreundliches Bauen im geförderten Wohnbau.

Parallel entstehen am ehemaligen Nordwestbahnhof bis 2035 rund 6.500 Wohnungen für 16.000 Menschen. Ein zehn Hektar großer Park wird das neue Stadtviertel umgeben.

Tirol und Steiermark ziehen nach

In Innsbruck startet die ZIMA Tirol gleich zwei Projekte: Im Stadtteil Pradl entstehen 54 Wohnungen (21 davon wohnbaugefördert) plus Kindergarten für 27,7 Millionen Euro. In Hötting folgen Premium-Eigentumswohnungen mit Panoramablick.

Die Steiermark setzt ebenfalls auf Wachstum: In Weiz wurde das "Stadthaus Weiz" gestartet, Fertigstellung Ende 2026. Selbst in Vorarlberg gibt es Bewegung - in Hittisau entsteht eine Wohnanlage mit 18 Einheiten.

Holzbau-Boom: Nachhaltigkeit wird Standard

Der Holzbaupreis Steiermark 2025 zeigt den Trend: Drei der ausgezeichneten Projekte stammen aus dem Bezirk Graz-Umgebung. Von mehrgeschossigem Wohnbau bis zum innovativen Baumhaus - Holz etabliert sich als Zukunftsbaustoff.

"Holz ist der Baustoff der Gegenwart und Zukunft", betont Landesinnungsmeister Robert Böhm. Auf der Expo Real gilt Nachhaltigkeit längst nicht mehr als Nischenthema, sondern als selbstverständlicher Standard.

Marktdaten bestätigen Trendwende

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Raiffeisen Research meldet eine vollzogene "Trendwende" am österreichischen Immobilienmarkt. Wohneigentum wird wieder leistbarer, die Nachfrage steigt.

Die Raiffeisen Bausparkasse verzeichnete in den ersten drei Quartalen 2025 einen Anstieg der zugesagten Nettodarlehen um über 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Dennoch bleiben Herausforderungen bestehen:
* Hohe Material- und Energiekosten
* Gestiegene Zinsen
* Fachkräftemangel

Prognose: Moderate Erholung voraus

Für 2025 rechnet Raiffeisen Research mit einem Preisanstieg von 0,5 Prozent bei Wohnimmobilien, für 2026 mit plus 2,5 Prozent. Michael Ehlmaier von der EHL Immobilien Gruppe zeigt sich "vorsichtig optimistisch".

Die größte Aufgabe bleibt die Schaffung von ausreichend leistbarem Wohnraum. Projekte wie der neue Wiener Gemeindebau zeigen: Die öffentliche Hand spielt dabei weiterhin eine Schlüsselrolle.

Während kurzfristig noch weniger Wohnungen fertiggestellt werden, legen die aktuellen Bausstarts den Grundstein für eine Erholung in den kommenden Jahren. Die lange erwartete Stabilisierung des Marktes scheint greifbar nah.