IEO – Die liquideste Art unter den „Offerings“?
26.07.2019 | 10:00
Initial Exchange Offerings (IEO) sind derzeit in aller Munde. Was steckt hinter diesem neuen Trend und was unterscheidet ihn vom herkömmlichen ICO? Die Kapitalaufbringung durch die Ausgabe von Tokens ist ein immer attraktiver werdendes Finanzierungsmodell.
Angefangen hat die Möglichkeit der Blockchain-basierten Finanzierung mit Initial Coin Offerings (ICOs), die im Jahr 2017 einen regelrechten Hype erlebt haben. ICOs wurden jedoch mangels hinreichender gesetzlichen Bestimmungen teilweise zu Missbräuchen ausgenutzt und sind seither mit einem eher negativen Ruf behaftet. Davon unterscheidet sich nun das Konzept der Security Token Offerings (STO). Da Security Tokens einem Wertpapier entsprechende Rechte vermitteln, sind STOs meist aufsichts- und kapitalmarktrechtlichen Bestimmungen unterworfen und bieten somit wenig Spielraum für Missbräuche. Nun sollen neben STOs auch IEOs eine sichere Alternative zu ICOs darstellen.
Was ist nun ein IEO? - Anders als beim ICO handelt es sich beim IEO jedoch um eine Token-Ausgabe, die nicht durch das den Token ausgebende Unternehmen selbst, sondern direkt über eine Exchange stattfindet. Eine Exchange ist eine Plattform, die es ihren Nutzern erlaubt, Krypto-Währungen (zB. Bitcoin, Ethereum) mit anderen Vermögenswerten wie etwa anderen Krypto-Währungen oder auch FIAT-Währungen (zB. EUR, USD) zu handeln. Die Exchange ist daher eine Handelsplattform, die Käufer und Verkäufer von gelisteten Vermögenswerten zusammenführt.
Um einen IEO durchführen zu können, muss das Tokenisierungs-Projekt daher die Voraussetzungen und Richtlinien der jeweiligen Exchange erfüllen. Durch die Kontrolle und Überprüfung der Exchange – als unabhängigen Akteur – soll gewährleistet werden, dass Investoren vor Missbrauchsfällen bewahrt werden. Der Schutz vor solchen Fällen ist dabei auch für die Exchange selbst von großer Bedeutung, weil diese in einem stark konkurrenzierten Umfeld keinen Reputationsschaden riskieren möchten.
Der springende Punkt beim IEO ist jedoch die bestehende – von der Exchange zur Verfügung gestellte – Infrastruktur. Denn eine Exchange verfügt meist über etablierte Interfaces für das Trading, nutzerfreundliche Wallets sowie vor allem eine große Anzahl an registrierten Nutzern. Anders als bei einem ICO, bei dem das erfolgreiche Listing der Coins auf einer Exchange eine der größten Hürden darstellt, werden die Tokens beim IEO von der Exchange schnell gelistet und können sodann von allen Nutzern erworben werden. Da der neu ausgeschüttete Token dadurch schnell und einfach mit anderen auf der Exchange gelisteten Vermögenswerten gehandelt werden kann, stößt ein Unternehmen, das seine Tokens über eine Exchange ausgibt, von Anfang an auf vergleichsweise große Liquidität. Ein liquider Markt wirkt sich dabei naturgemäß positiv auf die Verkaufsanzahl und -geschwindigkeit sowie die Preisbildung aus, was nicht nur Vorteile für die erstmalige Ausgabe, sondern auch für den Sekundärmarkt der Tokens darstellt.
Der wirklich große Clou wäre die Durchführung von STOs im Wege von IEOs, also die Ausgabe von Asset bzw Security Tokens über eine Exchange. Ursprünglich nicht liquide Vermögenswerte wie beispielsweise Immobilien würden durch diese Konzeption bereits bei der Ausgabe entsprechender Tokens erstmals zu einer liquiden und einfach handelbaren Assetklasse werden. Dies würde ein Finanzierungsmodell schaffen, das – aufgrund der Erreichbarkeit der vielen Nutzer über die Exchange – starke Parallelen zu einem herkömmlichen Börsengang aufweist. Unternehmen könnten durch die Ausgabe von Security Tokens an ein derartig breites Publikum Projekte, Expansionen oder weitere Produktlinien finanzieren. Dies bietet für Unternehmen jeder Größe eine innovative Alternative zur Finanzierung über den Dritten Markt bzw zur herkömmlichen Kreditfinanzierung.
Exchanges, die durch den Handel mit Security Tokens wie ein klassischer Wertpapier-Broker agieren, würden zudem zusätzliche Sicherheit schaffen, da diese entsprechende Konzessionen (zB Konzession als Wertpapierfirma) benötigen und zudem strengen Auflagen unterliegen würden. Denkbar wäre auch, dass herkömmliche konzessionierte Unternehmen ebenfalls auf diesen Trend aufspringen und die dafür nötige technische Infrastruktur „nachrüsten“. Es bleibt daher ein spannendes Rennen, welche Plattform sich als Handels- und Finanzierungsplattform unterschiedlichster Vermögenswerte etablieren wird.
Sie wollen Ihr Projekt über die Ausgabe von Tokens finanzieren? Gerne beraten und unterstützen wir Sie in strategischer und rechtlicher Hinsicht rund um das Thema der Tokenisierung.
Kontakt: ronald.frankl@lansky.at