Huda Takriti gewinnt renommierten Kardinal-König-Kunstpreis 2025

Die in Wien lebende Künstlerin Huda Takriti erhält den bedeutendsten österreichischen Kunstpreis. Die Jury würdigt ihre Videoinstallation "On Another Note", die sich mit Erinnerung, Exil und Familiengeschichten auseinandersetzt.
Die 1990 in Damaskus geborene Künstlerin wird am 27. November in Salzburg ausgezeichnet. Der alle zwei Jahre vergebene Preis ist mit 11.000 Euro dotiert und zählt zu den prestigeträchtigsten Ehrungen für bildende Kunst in Österreich.
Videoinstallation über Großmutters Erbe überzeugt Jury
Takritis preisgekrönte Arbeit "On Another Note" aus dem Jahr 2024 erkundet das künstlerische Erbe ihrer Großmutter Hikmat Al-Habbal. Die Textilkünstlerin war in den 1960er-Jahren in Kuwait tätig.
Die Videoinstallation basiert auf Gesprächen mit der Mutter der Künstlerin. Sie untersucht, wie Erinnerungen, Materialien und unvollendete Geschichten über Generationen weitergegeben werden. Dabei thematisiert das Werk die Bedingungen von Exil und Staatenlosigkeit.
Die Jury lobte Takritis Beitrag als "intime und zugleich kritische Erzählung", die sich mit der "Gewalt der Auslöschung" auseinandersetzt. Mirela Baciak, Direktorin des Salzburger Kunstvereins, betonte, dass Takritis Praxis gesellschaftliche Debatten mit neuen Perspektiven bereichere.
Vom Damaskus-Studium zur Wiener Kunstszene
Nach ihrem Studium an der Fakultät für bildende Künste in Damaskus kam Takriti nach Wien. Dort setzte sie ihre Ausbildung am TransArts-Department der Universität für angewandte Kunst fort.
Derzeit arbeitet sie an ihrem Doktorat an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihre transdisziplinäre Praxis umfasst Video, Film, Installation und Fotografie.
Ein zentrales Motiv: die kritische Befragung von Geschichtsschreibung. Takriti erforscht Lücken im kollektiven Gedächtnis, indem sie offizielle Narrative hinterfragt und marginalisierte, persönliche Geschichten gegenüberstellt.
Ihre Werke wurden bereits in der Kunsthalle Wien (2020) und im mumok (2022) gezeigt.
Traditionsreicher Preis würdigt zeitgenössische Positionen
Der Kardinal-König-Kunstpreis wurde 2005 im Gedenken an den Wiener Erzbischof Franz Kardinal König gegründet. Die Erzdiözese Salzburg vergibt ihn an Künstler mit Lebensmittelpunkt in Österreich, deren Werke wichtige Positionen im zeitgenössischen Diskurs einnehmen.
Frühere Preisträger waren unter anderem:
* Hans Schabus (2005)
* Angelika Loderer (2019)
* Nika Kupyrova (2023)
Die Auszeichnung hat sich zu einem Seismografen für relevante Strömungen in der österreichischen Kunstszene entwickelt.
Gruppenausstellung zeigt zehn nominierte Künstler
Zur Preisverleihung am 27. November öffnet eine begleitende Gruppenausstellung im Kunstraum St. Virgil in Salzburg. Bis zum 15. März 2026 präsentiert sie Werke aller zehn Nominierten.
Zu den weiteren Kandidaten gehören Robert Gabris, Olena Newkryta und Sophie Thun. Ein Ausstellungskatalog mit einem Interview der Preisträgerin und Texten zu allen Positionen erscheint begleitend.
Die Vergabe unterstreicht eine zentrale Tendenz der Gegenwartskunst: die Auseinandersetzung mit komplexen Identitäten, Migrationsgeschichten und der Dekonstruktion historischer Narrative. Takritis Methode, persönliche Biografie mit politischen Umwälzungen zu verknüpfen, schafft einen multiperspektivischen Geschichtsblick von universeller Relevanz.