Huda Takriti gewinnt Kardinal-König-Kunstpreis 2025

Die in Damaskus geborene Künstlerin Huda Takriti erhält für ihre Videoinstallation "On Another Note" den renommierten Kardinal-König-Kunstpreis 2025. Die Auszeichnung würdigt ein Werk über Erinnerungskultur und Exilerfahrung - hochaktuell in einer Zeit von Migration und Vertreibung.
Der mit 11.000 Euro dotierte Preis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen für bildende Kunst in Österreich. Die Erzdiözese Salzburg vergibt ihn alle zwei Jahre an Künstler unter 40, die in Österreich oder Südtirol leben.
Unvollendete Geschichten leben weiter
Takritis prämierte Zwei-Kanal-Videoinstallation erzählt die Geschichte ihrer Großmutter Hikmat Al-Habbal, die in den 1960er-Jahren als Textilkünstlerin in Kuwait arbeitete. Die Kamera zeigt die Hände von Takritis Mutter beim Betrachten alter Fotografien und Textilarbeiten.
Besonders eindringlich: Einige Stücke blieben bewusst unvollendet. Die Großmutter wollte, dass künftige Generationen sie weiterführen. Was passiert mit Erinnerungen, wenn Familien ins Exil müssen? Wie überleben Geschichten der Staatenlosigkeit?
Die Jury lobte das Werk als "intime und zugleich kritische Erzählung" über die "Gewalt der Auslöschung". Takritis Arbeit zeige Wege für eine künstlerische Geschichtsschreibung auf, die im europäischen Diskurs oft fehle.
Von Damaskus nach Wien
Huda Takriti, 1990 in Damaskus geboren, studierte zunächst an der Fakultät für bildende Künste in ihrer Heimatstadt. Heute lebt sie in Wien und promoviert an der Akademie der bildenden Künste. Ihre transdisziplinäre Praxis umfasst Video, Film, Fotografie und Installation.
Ein roter Faden zieht sich durch ihr Werk: die kritische Auseinandersetzung mit offizieller Geschichtsschreibung. Takriti stellt persönliche, oft marginalisierte Geschichten den großen historischen Narrativen gegenüber. Ihre Arbeiten wurden bereits in der Kunsthalle Wien und im mumok gezeigt.
Preisverleihung mit Gruppenausstellung
Am 27. November findet die offizielle Preisverleihung in Salzburg statt. Im Kunstraum St. Virgil eröffnet gleichzeitig eine Ausstellung mit Takritis prämiertem Werk und Arbeiten der neun weiteren Nominierten - darunter Robert Gabris, Veera Komulainen und Sophie Thun.
Die Schau läuft bis 15. März 2026. Ein begleitender Katalog erscheint mit Essays und einem Interview mit der Preisträgerin.
Die elfte Vergabe des Kardinal-König-Kunstpreises trifft den Zeitgeist: Migration, Vertreibung und die Fragilität von Zugehörigkeit prägen unsere Gegenwart. Takritis Kunst macht sichtbar, was oft übersehen wird - und zeigt, wie persönliche Geschichte mit kollektiver Realität in Resonanz tritt.