Marcel Hirscher muss seinen Saisonauftakt verschieben. Der achtfache Gesamtsieger wird am Sonntag nicht beim Riesenslalom in Sölden starten.

Eine hartnäckige Rhinovirus-Infektion zwang den 36-Jährigen zur Absage seines mit Spannung erwarteten Weltcup-Comebacks. Drei Wochen lang beeinträchtigte die Erkältung seine Trainingsvorbereitungen erheblich.

"Er fühlt sich für einen Renneinsatz auf dem anspruchsvollen Rettenbachferner noch nicht ausreichend fit", bestätigte sein Management diese Woche. Dabei bereitet sein im Dezember operiertes Kreuzband keine Probleme mehr.

Kreuzbandriss stoppte erstes Comeback

Der Weg zurück gleicht einer dramatischen Achterbahnfahrt. Nach fünf Jahren Pause kündigte Hirscher im April 2024 überraschend sein Comeback für die Niederlande an. Doch im Dezember folgte der Schock: Kreuzbandriss im Training auf der Reiteralm.

Die erste schwere Verletzung seiner Karriere beendete die Comeback-Saison nach nur drei Rennen abrupt. Viele rechneten mit dem endgültigen Aus.

Hirschers Reaktion? "Challenge accepted". Unmittelbar nach der Operation stand sein Entschluss fest: "Das können wir so nicht lassen."

1000 Stunden Reha für den Olympia-Traum

Was folgte, war eine akribische Rehabilitationsphase. Über tausend Stunden investierte Hirscher in Therapie und Aufbautraining. Bewusst wählte er neun statt der üblichen sechs Monate Heilungszeit.

Der emotionale Meilenstein: Am 5. September stand er nach 277 Tagen erstmals wieder auf Skiern. Symbolträchtig wählte er die niederländische Skihalle in Zoetermeer - drei Meter unter dem Meeresspiegel.

"Die Bedingungen sind klinisch, ideal um ein Gefühl für das Knie aufzubauen", begründete er die Ortswahl. Die Freude über die Rückkehr war ihm sichtlich anzumerken.

FIS ebnet den Weg mit Protected Ranking

Eine wichtige Entscheidung erleichtert Hirschers Weg: Die FIS gewährte ihm ein "Protected Ranking". Diese Regelung erlaubt ihm, bei 17 Rennen mit Startnummer um die 31 anzutreten - ein erheblicher Vorteil.

Die Wildcards seiner ursprünglichen Comeback-Saison gelten auch für den Olympia-Winter. Diese Zusicherung war offenbar entscheidend für die Fortsetzung seiner Pläne.

Das Ziel bleibt klar definiert: Olympia 2026 in Mailand und Cortina.

Jahrhundert-Coup für die Niederlande

Der Nationenwechsel ist mehr als nur Sport. Für den niederländischen Skiverband (NSkiV) bedeutet Hirscher einen "Jahrhundert-Coup". 2,2 Millionen niederländische Skifahrer haben jetzt ihre eigene Ikone.

Generalsekretär Fritz Avis sieht in Hirscher eine "globale Inspiration für alle Skifahrer in den Niederlande". Der Wechsel hat auch erhebliche wirtschaftliche Dimensionen - die Niederlande zählen zu den wichtigsten Herkunftsmärkten für österreichische Skigebiete.

Geduld bis zum perfekten Moment

Der Verzicht auf Sölden zeigt: Hirscher überstürzt nichts. Ein Renneinstieg erfolgt erst bei 100-prozentiger Bereitschaft.

Nach Überwindung seiner Erkrankung nimmt er das Schneetraining wieder auf. Der Fokus liegt auf seinen Kerndisziplinen Riesenslalom und Slalom.

Wann genau er zurückkehrt, bleibt offen. Sein Management: "Sobald er sich ready fühlt". Hirscher selbst kündigte an: "Ich will das Maximum aus dieser Saison mitnehmen."

Die Skiwelt muss sich also noch gedulden. Doch der Angriff auf olympisches Edelmetall 2026 bleibt die erklärte Mission.