Marcel Hirscher startet sein Ski-Comeback – aber nicht für Österreich. Der achtfache Gesamtweltcupsieger wird in der kommenden Saison unter niederländischer Flagge fahren. Ein Jahr nach seinem schweren Kreuzbandriss elektrisiert der 36-Jährige die Ski-Welt mit seiner Rückkehr.

Die Nachricht schlug ein wie eine Lawine: Hirscher, der den alpinen Rennsport fast ein Jahrzehnt dominierte, kündigte am Mittwoch sein Comeback an. Doch die wirkliche Sensation folgte im nächsten Satz – er startet für die Niederlande, das Heimatland seiner Mutter.

"Was will ich vom Leben? Was will das Leben von mir?" Diese Fragen stellte sich der Salzburger nach tausend Stunden Rehabilitation. Seine Antwort: Wieder Rennen fahren. Allerdings unter neuen Vorzeichen.

Vom Kreuzbandriss zum Comeback-Plan

Der Weg zurück war steinig. Im Dezember 2024 riss sich Hirscher das Kreuzband im linken Knie – ausgerechnet bei einem Trainingslauf auf der Reiteralm. Das ursprüngliche Comeback-Projekt lag in Trümmern.

197 Tage Reha folgten. Über tausend Stunden Therapie und Aufbautraining. Videos zeigten ihn zuletzt wieder auf Skiern in einer niederländischen Skihalle, vorsichtig tastete er sich an die Tore heran.

"Selbst in frustrierenden Momenten war meine Antwort immer die gleiche: Wieder Rennen fahren!", erklärte der Superstar seine Motivation.

Warum "Oranje" statt Rot-Weiß-Rot?

Die doppelte Staatsbürgerschaft macht's möglich. Als Sohn einer Niederländerin darf Hirscher das Land wechseln. Doch dahinter steckt mehr als nur Formalitäten.

Der Wechsel verschafft ihm Flexibilität. Kein interner Qualifikationsdruck, keine erdrückenden Erwartungen im starken österreichischen Team. "Ich will den jungen Athleten keine Ressourcen wegnehmen", begründete Hirscher seine Entscheidung.

Der ÖSV reagierte sportlich. "Aus Wertschätzung für Marcel haben wir einstimmig zugestimmt", so Generalsekretär Christian Scherer. Schmerzhaft, aber respektvoll.

Für die Niederlande ist es der Jackpot. Ein Weltstar verhilft dem Skisport im flachen Land zu völlig neuer Aufmerksamkeit.

Die "Van Deer"-Mission auf der größten Bühne

Hirschers eigene Skimarke "Van Deer" spielt eine zentrale Rolle. Der Name – eine Anspielung auf "Hirsch" und seine niederländischen Wurzeln – soll auf der Weltcup-Bühne glänzen.

Henrik Kristoffersen holte bereits WM-Titel auf Van Deer-Skiern. Jetzt will der Gründer selbst das Material-Potenzial beweisen. "Ich hätte gerne die Möglichkeit, ab und zu Rennen zu fahren. Einfach deshalb, weil es mir Spass macht", erklärte er schlicht.

Realistische Erwartungen für Hirscher 2.0

Dank "Protected Ranking" kann Hirscher mit Startnummer 31 einsteigen. 17 Wildcards stehen ihm zur Verfügung. Sölden Ende Oktober? "Wenn es nach mir geht, dann lieber früher als später", hofft der Comeback-König.

Die Erwartungen dämpft er bewusst. Sofortige Siege? Eher unwahrscheinlich. Die Freude am Fahren steht im Vordergrund, nicht der Titel-Hunger von einst.

Die Ski-Welt wartet gespannt auf jeden Schwung der Legende unter neuer Flagge.