Der österreichische Ski-Weltcupsieger Christian Hirschbühl hängt die Rennski an den Nagel. Kurz vor dem Saisonstart verkündet der 35-jährige Vorarlberger seinen sofortigen Rücktritt vom aktiven Rennsport.

In einer emotionalen Erklärung in den sozialen Medien teilte der Athlet des SV Riefensberg mit, dass es nach neun Jahren im Weltcup Zeit sei, "eine neue Seite aufzuschlagen". Die Entscheidung markiert das Ende einer von Kampfgeist und gesundheitlichen Rückschlägen geprägten Laufbahn.

Der steinige Weg zurück

Die physischen und mentalen Belastungen machten eine Fortsetzung unmöglich. Hirschbühls Karriere war immer wieder von schweren Verletzungen überschattet - insbesondere ein komplizierter Sprunggelenkbruch beim Slalom in Wengen im Januar 2022 erwies sich als Wendepunkt.

Trotz mehrerer Operationen und über 1.000 Tagen Leidenszeit kämpfte sich der Vorarlberger zurück. "Ich wusste, dass es schwer wird, trotzdem ist es jetzt ernüchternd", sagte Hirschbühl über seine Rehabilitation. Die Summe der Verletzungen forderte letztlich ihren Tribut.

Historischer Heimsieg als Karriere-Höhepunkt

Der unvergesslichste Moment ereignete sich am 14. November 2021: Vor heimischem Publikum triumphierte Hirschbühl beim Parallel-Rennen in Lech/Zürs und feierte seinen ersten Weltcup-Sieg.

Dieser Erfolg war historisch - er war der erste Vorarlberger seit Christian Greber 2001, der ein Weltcuprennen gewann. Mit dem Sieg sicherte er sich auch die kleine Kristallkugel im Parallel-Weltcup. Weitere Highlights:

  • Silbermedaille im Team-Wettbewerb bei der WM 2019 in Åre
  • Österreichischer Meister im Slalom 2015
  • Neun Jahre im Weltcup als Technik-Spezialist

Verletzungspech als ständiger Begleiter

Bereits 2013 warf ein Kreuzbandriss den Bregenz-Geborenen zurück. Es folgten eine Knochenprellung am Knie 2019 und schließlich der folgenschwerste Rückschlag: der komplizierte Sprunggelenksbruch in Wengen.

Die Verletzung, die auch Sehnen und Knochen betraf, erforderte mehrere Operationen und zwang ihn zu einer fast dreijährigen Wettkampfpause. Obwohl er sich mit unbändigem Willen zurückkämpfte, konnte sein Körper den extremen Belastungen nicht mehr standhalten.

Generationenwechsel beim ÖSV

Hirschbühls Rücktritt reißt eine weitere Lücke ins österreichische Technik-Team. Der als Kämpfernatur geschätzte Athlet galt als wichtiger Teamplayer mit akribischer Arbeitseinstellung.

Für den ÖSV bedeutet der Verlust an Erfahrung, den Fokus verstärkt auf die Nachwuchsarbeit zu legen. Hirschbühls Abgang unterstreicht die enormen physischen Anforderungen des modernen Skirennsports.

Neue Herausforderung bei der Polizei

Während die Skier nun im Keller bleiben, hat Hirschbühl bereits klare Zukunftspläne. Als Polizeisportler wird er seine berufliche Ausbildung bei der österreichischen Polizei fortsetzen und abschließen.

Der Rücktritt markiert für ihn den Beginn eines neuen Kapitels. Seine "unglaubliche Reise" vom ersten Schwung bis auf die Weltcup-Podien ist beendet - eine neue Herausforderung wartet.