BÖRSE EXPRESS: Glückwunsch zum Sieg bei der Wahl zum Zertifikat des Monats – dies mit einem Partizipations-Zertifikat auf den Vontobel Inflation Influenced Index (ISIN DE000VX3DCQ5). Ziel der Indexstrategie ist laut Factsheet, in einem inflationären Umfeld einen Schutz zu bieten. Ab wann sprechen Sie von einem inflationären Umfeld – und was soll der Schutz bieten … Erhaltung der Kaufkraft?

HEIKO GEIGER: Die Veränderung der Konsumentenpreise gibt Aufschluss darüber, wie sich die Preise eines bestimmten Warenkorbes von Gütern und Dienstleistungen über einen bestimmten Zeitraum verändert haben. In den USA erreichte diese Kennzahl im letzten November einen Wert von +6,8% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Dies stellt die höchste gemessene Zunahme der Konsumentenpreise in den USA seit fast 40 Jahren dar. In Europa lässt sich ähnliches beobachten. Im November haben die Konsumentenpreise im gleichen Zeitraum um +4,9% zugelegt. Seit dem Jahr 1997 hat die Inflation ein solches Niveau nicht mehr erreicht. Mit der Wahl von Unternehmen, die bestimmte Kriterien erfüllen, könnte das aktuelle Inflationsumfeld in einem gewissen Maß gebändigt werden. Die Preissetzungsmacht ermöglicht es Unternehmen, höhere Produktions- und Rohstoffkosten durch höhere Produktpreise an die Endkunden zu transferieren.

 

Der Index setzt sich aus einem Aktien- und einem Rohstoffteil als klassische Sachwerte zusammen. Warum, wenn es um das Thema Inflation geht, nicht nur Edelmetalle als Rohstoffteil?

Neben einer verstärkten Diversifikation des Portfolios mithilfe von Märkten mit einer niedrigen Inflation sollte sich der Blick zusätzlich auf verschiedene Branchen oder Unternehmen richten. Zumal es eine Reihe von Firmen gibt, die in Zeiten einer erhöhten Inflation gut performen. Dazu gehören Unternehmen aus den Bereichen Rohstoffe und Energie. Schließlich kommen ihnen die höheren Preise an Tankstellen, bei Strom, Gas oder Heizöl zugute. Die Preise werden zudem durch eine Verknappung vieler Waren infolge weltweiter Lieferkettenprobleme angekurbelt. Zu beobachten war diese Entwicklung im Bereich der Containerschifffahrt. Neben klassischen Energierohstoffen können wir in inflationären Phasen überdurchschnittliche Preisanstiege auch bei Industriemetallen und Agrarrohstoffen beobachten. Denken Sie zudem an die Preisexplosion bei Holz.

 

Derzeit besteht das Portfolio zu knapp 80 Prozent aus Aktien, der Rest bezieht sich auf Rohstoffe. Kann das auf einer Seite auch bis zu 100 Prozent gehen? Und nur so in etwa: wenn wir jetzt zumindest eine 5 vor dem Komma der Inflation sehen und das Portfolio zu 20 Prozent aus Rohstoffen besteht, wo wäre die Inflation, wenn der Rohstoffanteil voll ausgeschöpft wäre?

Da sich die Inflation ständig verändert, ist auch die Zusammensetzung des Vontobel Inflation Influenced Index nicht starr. Diese ändert sich je nach Höhe der Teuerungsrate in den jeweils betrachteten Regionen. Es wurden drei Szenarien festlegt, in denen Indexveränderungen vorgenommen werden. Das erste Szenario liegt vor, wenn keine Region einen ungewöhnlichen Anstieg der Inflation verzeichnet. Falls sich in einer Region ein rasanter Anstieg der Inflation zeigt, passt die Allokation sich für das zweite Szenario an: Regionale Inflation. Beim dritten und höchsten, dem globalen Inflations-Szenario reduziert sich die Preissetzungskomponente des Index auf 80% zu Gunsten einer 20%-igen diversifizierten Rohstoff-Komponente. Dementsprechend befinden wir uns aktuell in einem globalen Inflationsszenario.

 

Beim Aktienanteil fällt die hohe Gewichtung Japans von knapp 15 Prozent auf, knapp vor dem Euro-Raum, wobei ‚unser‘ BIP beim Faktor 2,6 liegt. Jetzt steht wieder im Factsheet, dass der Kern des Aktienteils aus Aktien von Unternehmen besteht, die in ihrem jeweiligen Geschäftssegment einen hohen Marktanteil haben, wobei davon ausgegangen wird, dass die Unternehmen eine hohe Preissetzungsmacht haben und daher weniger von der Inflation betroffen sind. Sind japanische Unternehmen soviel preissetzungsstärker als europäische? Oder spielt da eine Rolle, dass Japan weiter eine Null vor dem Inflationskomma stehen hat?

Japan ist mit 15 Prozent Teil des Basisszenarios und entsprechend seinem Marktgewicht in der internationalen Aktienallokation abgebildet. Diese Aktienkomponente wird mit japanischen Unternehmen mit hoher Preissetzungsmacht aufgefüllt.

 

Hoch ist ebenfalls die Gewichtung Schweizer Aktien, knapp 10 Prozent. Spielt da auch die Währungskomponente durch? Der Franken hat ja auch den Ruf eines sicheren Hafens …

Auch die Schweiz ist entsprechend ihres hohen Gewichts an Global Playern mit starker Preissetzungsmacht in der Aktienallokation des Basisszenarios abgebildet.

 

Nach welchen Kriterien werden die Aktien mit hohem Marktanteil eigentlich ausgewählt? Rein von dieser Anforderung her, müsste das Portfolio mit dem typischen österreichischen Weltmarktführer – in seiner Nische - ja gespickt sein …

Bei der Auswahl von Aktien ist der Auswahlprozess in drei Schritte unterteilt. In einem ersten Schritt werden für jede entwickelte Region die hoch konzentrierten Marktsegmente bewertet. Dies geschieht anhand des Herfindahl-Hirschman-Index, der ein allgemein anerkanntes Maß für die Marktkonzentration ist. In einem zweiten Schritt werden für jedes hochkonzentrierte Marktsegment die Unternehmen mit dem höchsten Marktanteil vorselektiert, die anhand ihrer jeweiligen Einnahmen bewertet werden. In einem dritten Schritt werden schließlich aus der Gruppe der Unternehmen mit den höchsten Umsatzmarktanteilen die Unternehmen mit den höchsten Bruttomargen ausgewählt. Unternehmen, die Kosten an Konsumenten weitergeben können, sollten durch eine Preiserhöhung dennoch attraktive Bruttomargen erzielen können.

 

Wenden wir uns dem Markt an sich zu: 2020 wurde auch die Zertifikate-Branche vom Geschäftsgang sehr positiv überrascht. Wie lief 2021 für Vontobel, und wenn Sie den heutigen Anleger mit dem aus Vor-Corona-Zeiten vergleichen, gibt es Unterschiede?

2021 ist ein sehr gutes Jahr für Zertifikate-Emittenten gewesen. Das liegt vor allem daran, dass viele neue Anleger das gute Marktumfeld für sich entdeckt haben und die Branche wieder sehr innovativ gewesen ist. Vor allem viele neue Themen konnten besetzt werden wie bspw. die Themen Impfstoffe, Smart Pharma, zivile Raumfahrt oder auch das ganze Anlagethema Digitalisierung und Technologie. Die Phasen der Quartalsberichte führten bei einzelnen Unternehmen zu starken Kursschwankungen, was von aktiven Anlegern sehr begrüßt wurde, und zum Jahresende hat der Gesamtmarkt inkl. den Kryptowährungen an Volatilität zugelegt. Die Zertifikateindustrie konnte auch 2021 erneut unter Beweis stellen, dass sie sehr schnell handelbare und kostengünstige Marktzugänge für Privatanleger zur Verfügung stellen kann. Durch Produktvielfalt und Innovationsgeist konnten Privatanleger für jede Markterwartung und jedes Risikoprofil das passende Produkt finden. Und das spiegelte sich sowohl in den Handelsumsätzen wie auch am investierten Volumen wider. Die heutigen Anleger bewirtschaften ihr Portfolio aktiver, verfügen über mehr Finanzwissen und sind näher am Kapitalmarkt.

 

Gleiche Frage zu den Produkten: Gibt es bei Vontobel große Verschiebungen in der Nachfrage, sowohl nach Produktart wie auch bei den Basiswerten?

Sehr gefragt waren Hebelprodukte, da sie sehr flexibel einsetzbar sind. Man kann mit ihnen auf steigende und fallende Märkte setzen sowie ein bestehendes Aktien- oder ETF-Portfolio absichern. Zudem wurden alle Arten von Aktienanleihen stark nachgefragt. Auf Beraterseite zählten die Express-Zertifikate zu den beliebtesten Produkten. Auf Basiswerte-Seite wurde das nachgefragt, was in den Medien große Präsenz hatte: US-Titel, Impfstoffe, Elektromobilität, Halbleiter und Kryptowährungen.

 

Stichwort Bitcoin und Co. Warum kann hier Vontobel im Zertifikate-Bereich mehr oder weniger allein auf weiter Flur agieren?

Wir waren sicherlich der Pionier im Bereich Kryptowährungen. Inzwischen gibt es jedoch ein breites Spektrum an Anbietern. Wir sind allerdings der einzige Anbieter im bankenregulierten Umfeld und unterliegen hier wahrscheinlich dem höchsten Regulierungsanspruch. Im wenig bis nichtregulierten Fintech-Umfeld sind in den letzten 2 Jahren zahlreiche Mitbewerber entstanden.

 

Das i-Tüpfelchen wäre jetzt wahrscheinlich ihr Vontobel Inflation Influenced Index, der auch Kryptowährungen beinhaltet. Wäre der Markt schon so weit oder ist es noch ein entweder (Krypto) oder bei Anleger:innen?

Kryptowährungen haben sich sicherlich als Anlageklasse etabliert. Die Nachfrage nimmt weiterhin kontinuierlich zu. Allerdings handelt es sich dabei immer noch um ein sehr spezielles Marktsegment. Beimischung von Kryptowährungen in Abhängigkeit des individuellen Chance-Risiko Profils – ja. Als elementarer Bestandteil in Mischfonds oder einem Kernportfolio wie dem Vontobel Inflation Index – eher noch zu früh.

 

Bleibt zum Schluss die Frage, warum Anleger:innen überhaupt bei Zertifikaten an Vontobel denken sollten? Wo sehen Sie die Stärke Ihres Hauses?

Wir sind seit über 25 Jahren im Zertifikatemarkt aktiv und haben zahlreiche Produkt- und Technologieinnovationen hervorgebracht. Vontobel verfügt über ein breites Produktsortiment, eine sehr gute Handelsqualität sowie einen Kundenservice in Schweizer Qualität. < Das Siegerprodukt auf der Folgeseite - alle Nominierungen gibt’s hierWir sind seit über 25 Jahren im Zertifikatemarkt aktiv und haben zahlreiche Produkt- und Technologieinnovationen hervorgebracht. Vontobel verfügt über ein breites Produktsortiment, eine sehr gute Handelsqualität sowie einen Kundenservice in Schweizer Qualität.

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