Handelskrieg 2.0? Xi und Trump pokern um Milliarden
 
                                        Handelskrieg 2.0? Xi und Trump pokern um Milliarden
Liebe Leserinnen und Leser,
wer dachte, der Handelskrieg zwischen den USA und China sei vorbei, wurde diese Woche eines Besseren belehrt. Das Treffen zwischen Donald Trump und Xi Jinping beim APEC-Gipfel in Südkorea hat zwar eine Teileinigung gebracht – doch die zeigt vor allem, wie fragil der Waffenstillstand zwischen den beiden Wirtschaftsgiganten ist. Während Xi vor "gebrochenen Lieferketten" warnt und Trump Zölle als Verhandlungsmasse nutzt, schauen wir heute genauer hin: Was bedeutet dieser Deal wirklich? Und warum sollten uns in Europa die jüngsten Drohnenvorfälle an Flughäfen mehr beunruhigen als nur wegen verpasster Urlaubsflieger?
Der große Bluff: Trumps Zoll-Poker mit China
Die Schlagzeile klingt nach Entspannung: USA und China einigen sich auf Teilabkommen, Zölle werden gesenkt, Sojabohnen fließen wieder. Doch schauen wir genauer hin, offenbart sich ein klassisches Trump-Manöver. Der US-Präsident senkt die Fentanyl-bedingten Strafzölle von astronomischen Höhen auf "nur noch" 10 Prozent – ein Rabatt, der immer noch schmerzt. Im Gegenzug stoppt China seine erst kürzlich verhängten Exportkontrollen auf Seltene Erden.
Was hier als diplomatischer Durchbruch verkauft wird, ist in Wahrheit ein taktischer Schachzug beider Seiten. Xi Jinpings Warnung vor "gebrochenen Lieferketten" beim APEC-Gipfel war keine Friedensbotschaft, sondern eine kaum verhüllte Drohung. Der chinesische Staatschef weiß: Die Abhängigkeit des Westens von chinesischen Seltenen Erden – unverzichtbar für alles von Smartphones bis zu Windrädern – ist seine stärkste Karte.
Besonders pikant: Während Trump medienwirksam Sojabohnen-Deals feiert, arbeitet China längst an alternativen Bezugsquellen in Brasilien und Argentinien. Die amerikanischen Farmer mögen sich über kurzfristige Exporte freuen, doch Peking diversifiziert systematisch weg von US-Agrarprodukten. Ein Blick auf die Handelszahlen zeigt: Chinas Sojabohnen-Importe aus Südamerika sind seit 2020 um 40 Prozent gestiegen.
Gabriel Wildau von der Beratungsfirma Teneo bringt es auf den Punkt: Diese Einigung ist "fragil" – ein diplomatischer Euphemismus für einen Deal, der beim nächsten Tweet platzen könnte. Tatsächlich haben beide Seiten nur zurückgenommen, was sie erst vor wenigen Monaten als Druckmittel aufgebaut hatten. Es ist, als würden zwei Boxer ihre Fäuste senken, aber weiter im Ring tanzen.
Europas Sicherheitslücke: Wenn Drohnen Millionen kosten
Von der großen Weltbühne zu einem Problem, das näher an unserer Haustür liegt als uns lieb sein kann: Drohnenvorfälle legen europäische Flughäfen lahm. München, Kopenhagen, und gestern Mallorca – die Liste wird länger, die wirtschaftlichen Schäden explodieren.
Ein stillgelegter Großflughafen kostet pro Stunde etwa 1,5 Millionen Euro. Rechnen Sie das auf einen halben Tag hoch, addieren Sie entgangene Tourismuseinnahmen, Hotelstornierungen und die Kosten für Sicherheitsmaßnahmen – wir sprechen von dreistelligen Millionenbeträgen pro Vorfall. Allein der Flughafen Mallorca wickelt täglich 100.000 Passagiere ab. Ein Ausfall in der Hochsaison? Ein volkswirtschaftlicher Alptraum.
Hier kommt Critical Infrastructure Technologies ins Spiel, ein Unternehmen, das viele noch nicht auf dem Radar haben. Deren Nexus-20-Plattform – eine Art mobiler Schutzschirm gegen Drohnen – könnte genau die Lösung sein, die Europas Flughäfen verzweifelt suchen. Das System vereint Kommunikation, Energieversorgung und Drohnenabwehr in einer autonomen Einheit.
Die Ironie: Während die EU-Kommission bis 2026 ein europaweites Drohnenabwehrsystem aufbauen will, haben Start-ups wie CiTech bereits marktreife Lösungen. Mit Partnern wie dem dänischen Rüstungskonzern Terma und einer frisch gegründeten Europa-Zentrale in Lettland positioniert sich das Unternehmen geschickt an der NATO-Ostflanke – dort, wo die Nachfrage nach Sicherheitstechnologie gerade explodiert.
Tech-Giganten im Höhenflug: Apples "Billionen-Dollar-Frage"
Während Drohnen für Chaos sorgen, fliegt Apple weiter hoch. Mit Quartalszahlen, die selbst optimistische Analysten überraschen, steuert der iPhone-Konzern auf eine Marktkapitalisierung von 4 Billionen Dollar zu. Zum Vergleich: Das ist mehr als das gesamte deutsche Bruttoinlandsprodukt.
Was treibt diese schwindelerregende Bewertung? Es ist nicht nur das neue iPhone 16 mit seinen KI-Features. Es ist Apples Transformation vom Hardware-Hersteller zum Ökosystem-Imperium. Die Service-Sparte – von iCloud bis Apple TV+ – wächst mit 25 Prozent jährlich und erreicht Margen von über 60 Prozent. Jeder iPhone-Nutzer ist heute im Schnitt für 280 Dollar Jahresumsatz gut, Tendenz steigend.
Doch hier liegt auch die Krux für europäische Anleger: Apples Erfolg verdeutlicht Europas digitale Abhängigkeit. Während US-Tech-Giganten Billionenbewertungen erreichen, fehlt dem alten Kontinent ein einziges Technologieunternehmen in den globalen Top 20. SAP, unser größter Software-Konzern, ist mit 230 Milliarden Euro Marktwert ein Zwerg im Vergleich.
Die wahre "Billionen-Dollar-Frage" ist daher: Wie lange kann Europa es sich leisten, bei der digitalen Revolution nur Zuschauer zu sein?
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Apropos digitale Revolution: Im aktuellen Webinar von Bernd Wünsche geht es genau um diese Abhängigkeit – und um ein europäisches Unternehmen, das im globalen Chip-Wettrüsten zu den heimlichen Gewinnern zählen könnte. Spannend ist dabei, wie geopolitische Trends und technologische Innovationen zusammenlaufen. Wer sich dafür interessiert, wie Europa im Halbleiter-Sektor den Anschluss wiederfinden kann, findet dort interessante Einblicke und Zahlen.
Deutsche Verbraucher: Kaufzurückhaltung trotz sinkender Inflation
Ein Blick auf die heute veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigt ein paradoxes Bild: Der deutsche Einzelhandel verzeichnete im September ein marginales Plus von 0,2 Prozent – weniger als erwartet. Gleichzeitig sinken die Importpreise weiter, getrieben von einem Minus von 11 Prozent bei Energieträgern.
Man sollte meinen, sinkende Preise würden die Kauflaune beflügeln. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die deutschen Verbraucher horten ihr Geld wie Eichhörnchen ihre Nüsse. Die Sparquote liegt bei historischen 11,3 Prozent. Warum? Die Antwort liegt in der Psychologie: Nach zwei Jahren Inflationsschock hat sich eine "Vorsichtssparmentalität" etabliert.
Besonders aufschlussreich sind die Details in den Importpreiszahlen. Während Olivenöl 23 Prozent günstiger wurde und Zucker sogar 29 Prozent im Preis fiel, explodierten die Preise für Haselnüsse (+83%) und Rohkaffee (+36%). Ein Paradebeispiel dafür, wie Wetterextreme und Ernteausfälle einzelne Märkte aus den Angeln heben – trotz allgemein sinkender Rohstoffpreise.
Die EZB beobachtet diese Entwicklung mit Argusaugen. Heute Nachmittag wird sie wohl die Zinsen unverändert lassen, trotz der schwachen Konjunkturdaten. Das Dilemma: Zu schnelle Zinssenkungen könnten die Inflation wieder anfachen, zu langsames Handeln die Rezession verschärfen.
Ausblick: Was die nächsten Tage bringen
Die kommende Woche verspricht Spannung pur. Am Dienstag veröffentlicht die EU-Kommission ihre Herbstprognose – Insiderkreise munkeln von einer deutlichen Absenkung der Wachstumszahlen. Am Mittwoch folgen die deutschen Auftragseingänge für September, ein Frühindikator für die Industriekonjunktur.
Das eigentliche Highlight aber kommt am Donnerstag: Die Bank of England entscheidet über die Zinsen, während zeitgleich neue US-Arbeitsmarktdaten die Fed-Politik beeinflussen könnten. Ein starker Arbeitsmarktbericht würde Zinssenkungsfantasien endgültig begraben.
Für Anleger besonders relevant: Microsoft und Amazon berichten kommende Woche über ihre Cloud-Geschäfte. Nach Alphabets Enttäuschung diese Woche (Cloud-Wachstum "nur" 29 Prozent) wird sich zeigen, ob der KI-Boom wirklich die erhofften Milliardengewinne bringt oder nur ein teures Versprechen bleibt.
Was diese Woche wieder einmal zeigt: Die Weltwirtschaft gleicht einem komplexen Mobile – bewegt sich ein Teil, geraten alle anderen in Schwingung. Vom Handelspoker zwischen Trump und Xi über Drohnen an europäischen Flughäfen bis zu deutschen Sparern, die ihr Geld horten – alles hängt zusammen.
Die entscheidende Frage für uns Europäer bleibt: Wollen wir weiter Spielball globaler Entwicklungen sein oder endlich selbst die Spielregeln mitbestimmen? Die Antwort darauf wird unseren Wohlstand der nächsten Jahrzehnte prägen.
Ein nachdenkliches Wochenende wünscht Ihnen
Ihr Eduard Altmann
P.S.: Falls Sie sich wundern, warum ausgerechnet geschälte Haselnüsse 83 Prozent teurer wurden – die Türkei, Hauptproduzent mit 70 Prozent Weltmarktanteil, hatte die schlechteste Ernte seit einem Jahrzehnt. Ein Lehrstück über Klusterrisiken in globalisierten Lieferketten.








 
                                                
                                            
                                            
                                                
                                                    