Klemens Hallmanns Pleite offenbart das ganze Ausmaß der österreichischen Immobilienkrise. 66 Gläubiger melden Forderungen von 135 Millionen Euro an – und das ist nur die Spitze des Eisbergs.

Bei der entscheidenden Gerichtstagsatzung am Dienstag wurde das Drama um den prominenten Wiener Immobilieninvestor konkret. Von den angemeldeten 135 Millionen Euro erkannte der Sanierungsverwalter 118 Millionen als berechtigt an. Allein 75 Millionen Euro entfallen auf Haftungen für Kredite innerhalb der verzweigten Hallmann-Gruppe.

Hallmanns Rettungsplan? Eine 30-Prozent-Quote über zwei Jahre. Ob die Gläubiger mitspielen, entscheidet sich in den kommenden Wochen.

Österreich steuert auf Pleite-Rekord zu

Die Hallmann-Insolvenz reiht sich nahtlos in ein dramatisches Gesamtbild ein. Österreich erlebt 2025 bereits das dritte Rekordjahr bei Firmenpleiten in Folge.

Die schockierenden Zahlen:
* 3.163 Unternehmensinsolvenzen in den ersten neun Monaten
* 9,51 Milliarden Euro Gesamtverbindlichkeiten
* Neun der zehn größten Pleiten kommen aus der Immobilienbranche

Diese Werte übertreffen selbst die Finanzkrise von 2008. Was damals als Jahrhundert-Einschnitt galt, wirkt heute fast harmlos.

Dominoeffekt erfasst kleine Betriebe

Während das Signa-Imperium von René Benko die Schlagzeilen dominiert, trifft die Krise längst das Rückgrat der Baubranche. Allein vergangene Woche meldeten die ROMA Bau GmbH in Leobersdorf und "Ihr Sanier-Profi e.U." in Wien Insolvenz an.

Das perfide Muster: Insolvente Auftraggeber reißen ihre Subunternehmer und Handwerksbetriebe mit. Ein Teufelskreis, der tausende Arbeitsplätze vernichtet.

Zinswende wird zum Brandbeschleuniger

Was steckt hinter dem Desaster? Die Europäische Zentralbank hat mit ihren Leitzinserhöhungen eine Branche lahmgelegt, die jahrelang von billigem Geld lebte.

Die toxische Mischung:
* Explodierende Finanzierungskosten durch Zinswende
* Massive Materialpreissteigerungen bei Baustoffen
* Einbrechende Nachfrage wegen teurer Kredite für Käufer

Projekte wurden gestoppt, Bauträger blieben auf halbfertigen Baustellen sitzen. Was jahrelang als sicheres Geschäft galt, erwies sich als Kartenhaus.

Talsohle erst Ende 2025 erreicht

Branchenexperten warnen vor voreiligem Optimismus. Der Alpenländische Kreditorenverband prognostiziert die Talsohle der Insolvenzwelle für Ende 2025. Eine echte Erholung? Frühestens Mitte 2026.

Die Wirtschaftskammer hatte bereits vor drastisch sinkenden Fertigstellungszahlen bei Neubauten gewarnt. Für Käufer bedeutet das anhaltende Unsicherheit – bis das verknappe Angebot wieder zu Preissteigerungen führt.

Die österreichische Immobilienbranche durchlebt ihre schwerste Krise seit Jahrzehnten. Und ein Ende ist nicht in Sicht.